Luther, Martin – An den Kurfürsten Friedrich, vom 25. Januar 1521.

Dem Durchlauchtigsten und Hochgebornen Fürsten und Herrn, Herrn Friedrichen, Herzogen zu Sachsen, des heil. röm. Reichs Kurfürst und Vicari, Landgrafen zu Thüringen, Markgrafen zu Meissen, meinem gnädigsten Herrn und Patron.

Jesus.

Durchlauchtigster, Hochgeborner Fürst, Gnädigster Herr! E. K. F. G. ist mein armes Gebet und demüthig Dienst allzeit in Gehorsam zuvor.

Gnädigster Herr, E. K. F. G. gnädige Anzeigung, was römischer Kaiserlicher und Hispanischer Königlicher Majestät, meines allergnädigsten Herrn, Bedenken und Meinung in meiner Sachen ist, hab ich allenthalben zu gar demüthigem Dank und Gefallen vernommen: welcher Gnaden gegen Kais. Maj. und E. K. F. G. ich mich aufs Untertänigst bedanke. Und bin von Herzen erfreuet, daß Kaiserl. Maj. die Sache, die, ob Gott will, Gottes, gemeiner Christenheit, und der ganzen deutschen Nation, und nicht eins einigen Menschen, viel weniger mein eigen ist, zu seiner Kaiserl. Maj. nehmen will.

Darum bin ich nochmals, wie bisher allewege, meinem vielfaltigen Erbieten nach, und sonderlich dem, das hievor im Druck ausgangen ist, die Copey E. K. F. G. ich hiemit überschicke, unterthäniglich erbötig, alles das zu thun und lassen, das ich mit Gott und christlichen Ehren thun mag, oder zu thun und lassen mit ehrbarn und christlichen und gnugsamen Ursachen der heiligen göttlichen Schrift geweist werde.

Derhalben in aller Unterthänigkeit bittend, E. K. F. G. wollen gegen röm. Kais. Maj. mich aufs Unterthänigst verbitten, mich mit gnugsamer Versicherung und freiem sichern Geleit für aller Gewalt, der ich mich merklich zu besorgen habe, gnödiglich zu versehen, und zu bestellen, daß die Sache frommen gelehrten, verständigen, unverdächtigen und christlichen Männern, Geistlichen und Weltlichen, die in der Biblien wohl gegründet, und Verstand und Unterschied der göttlichen und menschlichen Gesetzen und Gebote haben und wissen, zusammt mir mit Fleiß zu verhören, befohlen werde, um Gottes willen keine Gewalt wider mich, bis ich für unchristlich und unrecht befunden werde, fürnehmen lassen; als ein weltlich Haupt der heiligen Christenheit darob sein, daß meine Widerwärtigen, die Päbstischen, mit der Zeit ihres tobenden und unchristlichen Fürnehmens wider mich, mit Verbrennung meiner Bücher und grimmigen Nachstellen nach meinem Leib, Ehre, Heil, Leben und Seligkeit, wiewohl unverhört und unüberwunden, abstellen; und so ich dawider zur Errettung mehr der göttlichen evangelischen Wahrheit, denn meiner eigenen nichtigen und unwürdigen Person, etwas gethan hätte, oder aber hinfür würde gedrungen, und verursacht zu thun, mich solcher nöthigen Gegenwehre gnädiglich entschuldigt, und mich in gnädigen Schutz und Befehl, das göttliche Wort zu retten, zu haben, auch allergnädigster und gnädige Herren sein; wie denn zu hochgenannter Kais. Maj. und E. K. F. G. ich mich dieser, und aller andern christlichen Kais. und Fürstl. Tugend und Gnaden, als zu meinem allergnädigsten und gnädigsten Herrn tröstlich versehe.

Denn ich bin in demüthigem Gehorsam bereit, so ich gnugsam Versicherung und ein frei Geleit auf und ab wieder in mein Gewahrsam erlang, auf nähest künftigen Reichstag zu Worms für gleichen gelehrten frommen und unverdächtigen Richtern fürzukommen, und mit Hülfe des Allmächtigen mich dermaßen erzeigen und verantworten, daß Männiglich in der Wahrheit erfahren soll, daß ich bisher nichts aus frevelem, unbedächtigem, ungeordnetem Willen und um zeitlicher und weltlicher Ehre und Nutzen willen, sondern alles, das ich geschrieben und gelehret habe, meinem Gewissen, Eid und Pflichten nach, als ein armer Lehrer der heil. Schrift, Gott zu Lob, zu Heil und Seligkeit gemeiner Christenheit, der ganzen deutschen Nation zu gut, zu Ausrottung der fährlichen Mißbräuche und Aberglauben, und zu einer Ledigung der ganzen heiligen Christenheit aus so viel unendlichen, unzähligen, unchristlichen und verdammlichen tyrannischen Verkleinerung, Beschwerung und Gotteslästerung, fürgewandt und gethan habe.

E. K. F. G. wollen zusammt röm. Kais. Maj. ein christlichs Auge und Einsehen haben auf den hochbeschwerten Stand der ganzen Christenheit; das bin ich Kais. Maj. und E. K. F. G. über göttliche Mild und Gnade mit meinem armen Gebet gegen Gott zu verbitten allezeit, als der arme unterthänige Capellan, in aller Demuth schuldig und willig.

Datum Wittenberg, am Tag Conversionis S. Pauli, im tausend fünfhundert und ein und zwanzigsten Jahr. E. K. F. G. gehorsamer unterthäniger Capellan, Martinus Luther.

Quelle:
Luthers Volksbibliothek Zu Nutz und Frommen des Lutherschen Christenvolks ausgewählte vollständige Schriften Dr. Martin Luthers, unverändert mit den nöthigen erläuternden Bemerkungen abgedruckt. Herausgegeben von dem Amerikanischen Lutherverein zur Herausgabe Luther’scher Schriften für das Volk Siebenter Band St. Louis, Mo. Druck von Aug. Wiebusch u. Sohn. 1862

Karlstadt an Spalatin

21.1.1521

Heut frwe vmb acht hor ist vnser probst gestorben, des sei in dem heiligen frid rwe, welcher frid ist ein suss vnd gerwsams gewissen aller freuden foll, welche vns der her Christus gerwe zugeben. Unserm gnedigsten hern dem churfursten etc. hat die vniuersiteth geschrieben vnd gebeten, sein c. g. wollen ir eynen anzeigen nach irem gefallen, den sie nominiren soll, dann die vniuersiteth ist willens, den zunominirn, der ir gefellig. Wir haben bey vns keyn tuchtigen vnd wirdigen juristen zu der lectien ordinarien, das ich frey vnd warhafftiglich sage. Wenn nu die lection in ander weg versehen vnd bestellt were, so mocht sein c. g. vns einen angeben, welcher faculteth sie wollt. Dann ich war der hoffnug gewest, doctor Wolf solt dise lection gelesen haben, weil inen aber hertzog Heinrich fur seinen cantzler hat angenommen, derhalben weiß ich itzo keyn andern, den ir itzo bey euch habt, ein gelarten aber beweybten mann etc. Dat. an sant Agnesen tag 1521.

Doctor Karlstat.

Friedrich an Herzog Johann

Worms 17. Januar 1521

Hochgeborner furst, freuntlicher lieber bruder vnd gefatter. Ewr lieb gebe ich freuntlicher meynung zu erkennen, daß gute Betth swerlich alhie zu bekomen sein, Auch fast sorglich ist, dar Innen zu legen. Darumb wil ich Ewr lieb in dem freuntlich verwarnet haben, vnd ist mein bedencken, daz ewr lieb thue, wie sie mage, daß Ewr lieb fur yre person vnd vnser beder Son betthe mitbrenge. Das wolt ich ewr lieb nit verhalten. Dann derselben bruderliche vnd freuntliche dins zu ertzeigen bin ich ganz willig.

Dat. zu Wormbs am dornstag Sant Antonien tag. Anno dni rv°rr.

Frid9

m. pp.

Luther, Martin – Brief an Staupitz, Januar 1521

Wittenberg, den 14. Januar 1521

Heil von Christo voran! Verehrungswürdigster Vater! Als wir bei unserm Zusammensein in Augsburg uns verschiedentlich über meine Sache besprachen, sagtet ihr unter anderem zu mir: „Seid eingedenk, Bruder, daß ihr dies Werk im Namen unseres Herrn Jesu Christi angefangen habt!“ Und das war nicht Euer Wort, sondern Gott sprach durch Euren Mund, und ich habe es treu im Herzen bewahrt.

So sind es eure eigenen Worte, mit denen ich euch heute bitte: Seid auch ihr eingedenk, daß ihr einst jenes Wort zu mir gesprochen habt. Bisher war es ja nur Scherz und Spiel, nun aber wird es bitterer Ernst, und wie ihr gesagt habt, wo Gott nicht das Werk hinausführt, so ist es unmöglich, es zu Ende zu führen. Sichtlich liegt nun alles allein in Gottes Hand; niemand kann das noch leugnen. Wer will hier raten? Was vermöchten Menschengedanken? Der Aufruhr steht in hellen Flammen, und ein Ingrimm lodert auf beiden Seiten, daß es aussieht, als könne er kaum am jüngsten Tage gedämpft werden.

Das Papsttum ist nicht mehr wie gestern und ehegestern, und mag es auch bannen und Bücher auf den Scheiterhaufen schichten und mag es mich selber töten, so stehen doch auf jeden Fall große Ereignisse vor der Tür. Wie gut wäre es für den Papst gewesen, wäre er darauf ausgegangen, mit guten Mitteln zum Frieden zu wirken und nicht mit roher Gewalt des Luther Verderben zu suchen. Unter Zagen und Beten habe ich die päpstlichen Bücher und seine Bannbulle verbrannt; jetzt aber bin ich darüber froher, als je über eine Tat in meinem ganzen Leben. Denn sie sind verderblicher, als ich zu glauben wagte. Denn sie sind verderblicher, als ich zu glauben wagte.

Emser schreibt von Leipzig aus gegen mich in deutscher Sprache auf Veranlassung des Herzogs Georg. Dieser speit gegen mich Wut und Galle und verfolgt sein Ziel durch die verruchtesten Unterhandlungen bei Hofe.

Der Kaiser hat mich durch ein Schreiben an den Kurfürsten vorgeladen; dieser hat es aber abgeschlagen, und auch der Kaiser hat alsbald in einem zweiten Briefe den ersten widerrufen. Gott allein weiß, was daraus werden soll. Unser Vikarius Wenzeslaus Link ist nach Nürnberg gereist. Teschius war in Grimma und soll von da fort sein; der Herr schütze ihn. Bei uns steht noch alles in schönster Blüte, wie bisher. Hutten hat die Bulle mit den beißendsten Bemerkungen wider den Papst angegriffen und trägt sich noch mit mancherlei Plänen über diesen Gegenstand.

Meine Werke sind dreimal verbrannt worden, in Löwen, in Köln und in Mainz. In der letztgenannten Stadt waren die Leute, die es vollzogen, großer Verachtung und sogar Lebensgefahr ausgesetzt. Auch Thomas Murner hat eine wütende Schrift gegen mich verfaßt. Den barfüßigen Esel zu Leipzig lasse ich links liegen.

Lebt wohl, teurer Vater; betet für Gottes Wort und für mich. Ich bin ein Spiel der Wogen, die mich fortreißen und umhertreiben.

Wittenberg am Tage Felicis 1521

Martinus Lutherus, Augustiner

Quelle:
Der Gärtner Eine Wochenschrift für Gemeinde und Haus Organ freier Evangel. Gemeinden in Deutschland und der Schweiz Verantwortlicher Herausgeber: F. Fries in Witten 17. Jahrgang Bonn 1909 Verlag: Johannes Schergens G.m.b.H. Bonn a. Rhein