Wolf Christoph von Wiesenthau an Luther und Melanchthon, Ostern 1524

Den Erwirdigen und hochgelarten Herrn Martino Luther, Doctor, und Philippo Melancton Mgr, beiden Larern der Göttlichen Schrifft in Wittenberg, vnsern Lieben Freunden Herrn und Brüdern in Christo.
sämtlich und sonderlich.

Unser freundlich vnd willig Dienst zuvor, Günstigen lieben Freund, Herrn und Brüder in Christo! NAchdem die Zeit vor Augen, daß Gott der Allmechtig sein ewig Wort und Evangelium in die Hertzen der Menschen seiner Creaturen will scheinen lassen, das wir zu empfahen mit Hülff und Gabe Gott des heiligen Geistes, so vern wir Immer mögen, begierig, aber an den Wegwaysern bisher großen Mangel gehabt, Ist uns gegenwärtiger Burchardus Leykham, den (wie wir hoffen) aus dem verdampten Profeß Francisi (uns zu pesserung) geuordert, den wir denn ein zeit lang enthalten, vnd zu künftigen Ecclesiasten probiret und erwelt, vnd damit wir auch wohl fundirt im heiligen Evaugeli und Wort Gottes vnderwisen werden, berathschlagt und beschlossen, denselben Burcharden wohl gegründt zu machen, wie wir uns versehen bey euch zu finden, vnd ist demnach unser freuntlich und Brüderlich Bitt, Ir wollet Ine um vnser willen, zu Merung Christenlichs Glaubens günstigen bevohln haben, vnd wo es ihm mangelt, Brüderlich vnderweysen, damit wir und unser zuegewant zu seiner Wiederkunfft vns seiner Lere zu unser Seelen Seeligkeit gepessern mögen. Das wollen wir, neben der Belnung, so Ir von Gott ewiglich empfahnn werdet, vnsers Vermögens allezeit, mit allem Fleiß, verdienen.
Datum am heiligen Oster-Tag Anno 1524
Wolf Christoph von Wiesenthau, Amtmann, Bürgermeister, Rath und Gemain zu Swobach

Beiträge zur Bayerischen Kirchengeschichte
herausgegeben von D. Theodor Kolde
ord. Professor der Kirchengeschichte an der Universität Erlangen
5. Band.
Erlangen 1899
Verlag von Fr. Junge.

Luther an Herzog Johann von Sachsen

5.4.1524

Dem Durchleuchtigen Hochgebornen Fursten und Herrn, Herrn Johans, Herzog zu Sachsen, Landgraf in Duringen und Marggraf zu Meissen, meinem gnädigen Herrn.

Gnade und Friede in Christo. Durchleuchtiger, hochgeborner Furst, gnädiger Herr! Auf E. F. G. Schrift hab ich unterthäniges Fleißes verschafft, daß Er Johan Groe, weiland Pfarrherr zu Cronach, vom Bischofe zu Bamberg vertrieben, darumb daß er eine Jungfrau, frumm, zuchtig Kind, mit Willen und Wissen ihrer Eltern zur Ehe genommen, soll inwendig vierzehn Tagen sich zu Weymar einstellen, das Predigampt zu versorgen. Denn er fast ein vernunftiger, sittiger, stiller Mann ist, nu zwei Jahre bei uns gewesen, mit dem Weibe in aller Zucht und Ehren gelebt, daß ich hoffe, E. F. G. soll ein Gefallen an ihm haben, und er jedermann lieb und werth sein werde. Auch hat ich Er Wolffgang Stein gebeten, bei E. F. G. ein Geleitsbrief zu erlangen fur einen armen verjagten Priester unter E. F. G. Herrschaft zu Arnbach. Bitte unterthäniglich, E. F. G. wollt meine Bitte gnädiglich erhören, und dem armen Mann solch sicher Geleit lassen mit Gnaden geben, umb der armen Kindlin willen, die sein Weib hat müssen da lassen. Das wird Christus erkennen, welchs Gnade und Stärke sei mit E. F. G. ewiglich, Amen. Zu Wittemberg am Dienstag nach Quasimodogeniti 1524.

E. F. G.
unterthäniger
Martinus Luther.

Quelle:
Dr. Martin Luthers sämmtliche Werke.
Briefwechsel
Bearbeitet und mit Erläuterungen versehen von Dr. th. Ernst Ludwig Enders
Vierter Band.
Briefe vom September 1522 – August 1524
Calw & Stuttgart
Verlag der Vereinsbuchhandlung
1891