Luther, Martin – Eine Vermahnung an die Drucker.

1525

Gnad und Friede. Was soll doch das sein, meine lieben Druckerherrn, daß einer dem andern so offentlich raubt und stiehlt das seine, und unternander euch verderbt? Seid ihr nu auch Straßenräuber und Diebe worden? oder meinet ihr, daß Gott euch segenen und ernähren wird durch solche böse Tücke und Stücke? Ich habe die Postillen angefangen von der heiligen drei Künige Tage an, bis auf Ostern, so fähret zu ein Bube, der Setzer, der von unserm Schweiß sich nähret, stiehlet meine Handschrift, ehe ichs gar aus mache, und trägts hinaus und läßt es draußen im Lande drucken, unser Kost und Erbeit zu verdrucken. Wohlan, Gott wirds finden. Was du dran gewinnest, da schmiere die Schuch mit. Du bist ein Dieb und für Gott schuldig die Widderstattung. Nu wäre der Schaden dennoch zu leiden, wenn sie doch meine Bücher nicht so falsch und schändlich zurichten. Nu aber drucken sie dieselbigen und eilen also, daß, wenn sie zu mir widder komen, ich meine eigene Bücher nicht kenne. Da ist etwas außen, da ists versetzt, da gefälscht, da nicht corrigirt. Haben auch die Kunst gelernt, daß sie Wittemberg oben auf etliche Bücher drucken, die zu Wittemberg nie gemacht noch gewesen sind. Das sind ja Bubenstück, den gemeinen Mann zu betriegen, weil von Gotts Gnaden wir im Geschrei sind, daß wir mit allem Fleiß, und kein unnützes Buch auslassen, so viel uns müglich ist. Also treibt sie der Geiz und Neid, unter unserm Namen die Leute zu betriegen und die unsern zu verderben. Es ist je ein ungleich Ding, daß wir erbeiten und Kost sollen drauf wenden, und andere sollen den Genieß und wir den Schaden haben. So sei nu jedermann gewarnet für der Postillen von den sechs Sonntagen, und lasse sie untergehen. Ich erkenne sie auch nicht für die meinen. Denn im Corrigiren muß ich oft selbs ändern, was ich in meiner Handschrift habe ubersehen und unrecht gemacht, daß auf meiner Handschrift Exemplar nicht zu trauen ist. Will sie aber ja jemand haben, daß er sie doch nach diesem Exemplar bessere und corrigire. Man kennet ja unseren Buchstaben wohl, darnach man sich richten und falsche Bücher von den rechten scheiden müge. Wiewohl meinethalben ichs zufrieden wäre, daß ich nimmer kein Buch dürfte auslassen gehen. Es kostet mich doch eitel Mühe und Erbeit. Derhalben seid gewarnet, meine lieben Drücker, die ihr so stehlet und raubet. Denn ihr wisset, was S. Paulus sagt zun Thessalonicern: Niemand vervortheile seinen Nähisten im Handel, denn Gott ist Rächer uber solchs alles. Dieser Spruch wird euch auch einmal treffen. Auch so werdet ihr solcher Räuberei nicht reicher, wie Salomo spricht: Im Hause des Gottlosen ist eitel Verschleißen, aber des Gerechten Haus wird gesegenet. Und Esaias: Der du raubest, was gilts, du wirst widder beraubt werden. Sollt nicht ein Drucker dem andern aus christlicher Liebe ein Monden odder zween zu gut harren, ehe er ihm nach drucket? Solls aber je gegeizt sein, und wir Deutschen doch Bestien sein wollen, so geizt und tobet immer hin, nicht in Gotts Namen. Das Gericht wird sich wohl finden. Gott gebe Besserung in der Zeit. Amen.

Quelle:

Dr. Martin Luthers Briefe, Sendschreiben und Bedenken, vollständig aus den verschiedenen Ausgaben seiner Werke und Briefe, aus andern Büchern und noch unbenutzten Handschriften gesammelt, kritisch und historisch bearbeitet von Wilhelm Martin Leberecht de Wette / Johann Karl Seidemann, Sechster Theil. 
Berlin, Georg Reimer, 1856

Luther, Martin an Hanna von Spiegel, Dezember 1525

Gnad und Fried, ehrbare, liebe Jungfrau Hanna. Euer Schrift hab ich empfangen, und, wie ihr begehrt, euer angefangene oder zugesagte Ehe helfen fleißiglich fördern, beide bei Herr S. von K. und andern, so rathschlagen würden, daß mit Fug und Glimpf fortgehe. So weiß Gott, daß, so viel an mir liegt, ich viel geringer Sachen aufs Allerwilligst Jedermann wollt fördern, so ich etwas dazu tüchte. Und höre nicht ungerne, daß ihr zum Ehestand trachtet. Aber solche Sachen kann ich im Abwesen gar weder sonst, noch so urtheilen. Denn weil es mehr denn ein Menschen betrifft, hat es Gott verboten, auf eins Theils Ansuchen urtheilen; denn ich hierin, gleichwie ihr selbs auch, nicht acht Adel oder Unadel. Ein Mensch ist des andern werth, wo sie nur Lust und Liebe zusammen haben, damit sie der Feind nicht betrüge.

Sollet derhalben keinen Zweifel haben, wo es dazu kömmet, daß ich dabei binl oder darumb gefragt werde, das Beste reden will, und Fug und Glimpf allenthalben helfen fördern. Denn weil ich spüre, daß ihr Lust dazu habt, soll es meinthalben (wo sonst daran Niemand Nachteil geschieht,) unzurissen und unverhindert sein. Allein sehet zu, daß ihr Gottes Segen auch suchet, daß nicht eitel Liebebrunst, sondern auch seiner Gnaden Gunst dabei sei: den ich euch wünsch gnädig zu sein mit eurem lieben Buhlen, Amen. Zu Wittenberg, Montag nach Lucia, Anno 1525.

Martinus Luther

Deutsch
Luther-Briefe
in Auswahl
von
J. Friz
Stadtpfarrer in Ulm
C.S. Amelangs Verlag
Leipzig

Brennwald, Johannes – An den Rath zu Zürich

Gnädige liebe Herren! Wie mein Herr Vogt Euch zuschreibt, daß einige Händel vorgegangen seyen, werdet ihr ferner aus meinem Schreiben verstehen. Demselbigen ist auf das kürtzeste also: Wie ich aus der Disputation((wahrscheinlich die zweite Disputation mit den Wiedertäuffern vom 20. März)) heim gekommen bin, ist mancherley von den Widertäuffern geredt worden, nemlich man habe sie nicht genugsam verhören wollen. Auf solches habe ich am Sonntag wollen das Gotts-Wort verkündigen und in meinem Fürnehmen fortfahren, nemlich in dem VII. Capitel Johannis von der Beschneidung, wie dieselbige von Moses gegeben sey und von den Vätern, wie der Text lautet, deßgleichen von dem Ursprung derselbigen, und wie sie uns verkehrt worden in die Tauff. Dann zuvor wollte ich nicht fürfahren und keinerley anziehen, das sich auf die Tauff schickete, dann ich wollte warten bis das Gespräch vorüber war. Da sind die Widertäuffer aufgestanden und mir in die Sach gefallen und haben unter anderen Worten geredt: Man hätte sie nicht verhören wollen; sie hätten auch einen Brief gezeiget in der Disputation, man hätte aber denselbigen auch nicht anhören wollen. Diesen Brief lasen sie öffentlich vor aller Gemeind oder Versamlung der Unterthanen, auch vieler anderer fremder Leuthen aus dem Ergäu. Darauf verlasen sie etliche Schriftstellen aus dem Neuen Testamente. Neben anderem sprach einer zu mir: Ihr der Widertäuffer Blut stünde in meiner und des Zwinglins Hand, dasselbige würde bezeugen, daß das ihrige gerecht sey und nicht meines und des Zwinglins; wir verführten das gemeine Volck. Auf dieses habe ich öffentlich geredt: Ich wollte es einer Oberhand anzeigen, und bin darnach aus der Kirche hinaus gegangen. Einer schrye mir nach: Ich hätte sie schon gnug verklaget, man sollte mich da dannen thun. Solches ist vorgegangen mit vieler Unbescheidenheit, das ich Gott klage, und bitte euch meine gnädige Herren demütig, um Rath und Hilffe, damit mir Bescheid werde, wie ich mich verhalten solle, dann ich kan nicht bey mir selbst finden, daß ich dißmahl Fried und Ruhe haben möge. Ich habe auch den Weibel und meiner gnädigen Herren Knecht mit mir zu meinem Herren Vogt genommen, und ihm solches angezeiget unter Augen, der dann solche und andere Händel angehört hat. Hiermit bewahre der allmächtige Got Euch meinen gnädigen, lieben Herren allen Seel, Leib, Ehr und Gut Amen.

Datum in der Veste Grüningen auf Sonntag nach St. Marxen Tag in dem Jahr 1525.

Euer zu aller Zeit gehorsamer und Williger Johannes Brennwald.

Beyträge zur Erläuterung der Kirchen-Reformations-Geschichten des Schweitzerlandes
3. Theil
Johann Conrad Füßlin
Zürich, bey Conrad Orell und Comp. 1747

Schuch, Wolfgang – Brief an den Herzog von Lothringen

(Auszüge)

„Als ich erstlich in diese E.F.G. Stadt, St. Hypoliti, kommen, hab ich ein hin und wieder schweifend Volk funden, welches geirret, wie die Schaaf, die sonder Hirten sind, und das durch viel und mancherlei Gräuel des Irrthums und Aberglaubens ganz verderbt. Aber ich hab alsbald ohn erzug angefangen, wie mein Amt, so mir vom HErrn befohlen, erfordert, die Irrenden wieder auf den rechten Weg zu bringen, sie zu vermahnen, Buße zu thun des vergangenen Lebens, und gesagt, daß das Reich Gottes nahe sei, und gedräuet, daß die Axt den Bäumen schon an die Wurzel gelegt und werde bald abgehauen und ins Feuer geworfen werden, so er anders unfruchtbar gefunden wird, und daß die Zeit vorhanden sei, in welcher Gott seine Engel, das ist, die Verkünder seines Worts gesandt hab, alle Aergernisse aus seinem Reich zu thun. Ich hab angefangen, sag ich, alsbald, wie ein guter Arbeiter thut, auszureuten alle Dornen und Irrthümer, so allmählich aufgewachsen waren wider den HErrn und sein Wort, und hab angefangen, hinwegzuthun, zu verheeren und umzureißen Alles, was hoch und fest aufgerichtet war wider die Lehre Gottes, und Bäume zu pflanzen, die zu ihrer Zeit Früchte brächte, und eine Behausung und Wohnung zu bauen, die nicht zergänglich und irdisch, sondern ewig im Himmel und gebauet wäre auf das Fundament der Heiligen und Propheten, da Jesus Christus selbst der Eckstein ist, an welchem der ganze Bau schleußet und aufwächst zu einem heiligen Tempel des HErrn, auf welchen wir alle müssen gebauet werden zu einem Tabernakel Gottes im heiligen Geist.“

„Und damit ich verständlicher rede, so bin ich gesandt zu E. F.G. Volk, zu predigen das Evangelium Gottes, das er zuvor durch seine Propheten in der hl. Schrift verheißen hat, welches belanget seinem Sohn, unserm HErrn JEsum Christum, der da geboren ist von dem Samen Davids nach dem Fleisch. Aber eben derselbige ist die Kraft Gottes zur Seligkeit aller Gläubigen, durch welchen die Gerechtigkeit Gottes ist geoffenbaret vom Glauben im Glauben, wie geschrieben steht: Der Gerechte lebt seines Glaubens. Die Gerechtigkeit Gottes, durch welche wir gerecht werden vor Gott, ist durch den Glauben am JEsum Christum in allen denen und über alle die, so da glauben werden an ihn. Denn wir sind gerecht worden umsonst durch seine Gnade, wir sind gerecht durch den Glauben in seinem Blut, ohn die Werke des Gesetzes.“

Dann warnet er vor dem Vertrauen auf alle eigenen Werke und weiset hin auf das Wort Gottes,

**welches gebeut, nichts von oder zu demselbigen seinem Worte zu thun, damit nicht ein jeder unter uns thue, was ihn recht bedünket, und daß wir uns nicht verlassen auf unsere Weisheit, denn die Weisheit des Fleisches ist der Tod.“

„Es ist Nichts, das ein Land ruhiger und friedlicher mache, denn das Wort Christi, eines friedlichen Königs, in welchem die Liebe gelehrt wird, die ist geduldig, leidet und trägt es allessammt.“

Quelle:
Fick, C. J. Hermann Die Märtyrer der Evangelisch-Lutherischen Kirche Zweite Auflage Heft 1 St. Louis, Mo. Gedruckt bei m. Niedner & Co., Ecke der 3. und Pinestraße 1854

Kurfürst Ludwig’s von der Pfalz Schreiben an Melanchthon, wegen der Bauern Aufruhr.

Von Gottes Gnaden Ludwig, Pfalzgraf bei Rhein, Erztruchses und Churfürst rc.

Unsern Gruß zuvorn. Ehrsamer, lieber, getreuer! Wir zweifeln nicht, du habest vernommen, und gut wissen, welchermaß die Aufruhr und Empörung des gemeinen Mannes gegen alle Obrigkeit sich auch fürnemlichen um und in Unserm Fürstenthum hausen und beschwerlichen, in einem Schein zu Handhabung des Evangeliums, aber daneben viel Ungeschicklichkeit mit Raubnahme, Brand, Todtschlag und andere unchristliche Handlung gegen Uns, den Unsern geistlichen und weltlichen Grafen, Herrn, Ritter und Knechten, darzu Kirchen und Clausen zu aller muthwilliger Ungehorsamkeit, über das Wir Uns erboten, wo sie nicht unziemliche Beschwerlichkeit hätten, darinnen Milderung zu thun sich befleißen und üben; wiewohl Wir nun etlicher maßen Fug und gute Ursachen gehabt, gegen denselben ungehorsamen, aufrührischen, ungestümen Versammlungen auch zu handeln. So haben Wir als der Landfürst eine Bedaurung getragen, Unser eigen Volk und christlich Blut zu durchächtern und vergießen, und darum zu verhüten, weiters daß verärgen und verderben Land und Leute, Uns den Weg der Gütigkeit vorgenommen, eigner Person zu zweien versammleten Haufen geritten, und unterstanden in der Güte mit ihnen zu handeln als auch beschehen und haben so viel mit ihnen gedingt, daß Wir Uns der XII Artikel wegen, die sie an Uns begehrt, wie du hieneben vernehmen werdest, ferner zu disputiren ermessen und handeln, daß darinn billig zu halten oder nicht, eines Landtags, der in der nächsten Woche nach Pfingsten gehalten werden soll, vereinigt, dergestalt was Wir Uns derselben mit ihnen vergleichen mochten, das hat seine Wege, was Wir Uns aber nicht vertragen konnten, das sollte stehen zu Churfürsten, Fürsten und Standen des Reichs, was sie gemeinlichen in dem für gut ansehen, beschließen, bewilligen und thun würden, daß Wir Uns auch das gefällig sein lassen, und dem folgen wollen. Dieweil nun nicht allein Uns, sondern aller Obrigkeit und Ehrbarkeit zu Erhaltung Friedens und Rechtens merklichs und viel daran gelegen, auch Verhütung ferner Nachtheil und Schaden, darzu Zerstreuung Land, Leute, christliches Blut vergießen, welches zuvorkommen Wir je höchstes Fleiß begierig, auch ungern nichts, daß Wir nicht mit Gott, Grund, Fug, Recht und Gerechtigkeit haben vornehmen wollen; und dann du, als ein Geborner und Erzogner der Pfalz für Andern in der heiligen Schrift erfahren, und geübt, berühmt, und ohne Zweifel dem Frieden und Gerechtigkeit geneigt, zu dem in solchen Artikeln als ein Schiedsmann benennt bist, so ist Unser gnädiges Bitten und Begehren, du wollest dich der Sache zu gut beladen, und auf nächst künftig Pfingsten eigner Person bei Uns hier zu Heidelberg erscheinen, oder wo es je nicht sein könnte, wenigstens Uns deinen Rath und gut Bedenken aus göttlichem Recht wahrer evangelischer Schrift, mit Anzeigung der Ende und Orte, da es geschrieben steht, was Wir als ein weltlich Obrigkeit derselben XII Artikel zu halten thun und lassen. Dergleichen die Unterthanen Uns in demselben herwieder zu leisten schuldig sein eigentlichen und unterschiedlichen in obgemeldter Zeit uns schriftlichen zuschicken. In dem thust du ein gut Werk, auch Uns angenehmen guten Gefallen mit Gnaden zu erkennen.

Dat. Heidelberg Donnerstags nach Cantate Anno MDXXV. Dem Ehrsamen Unserm lieben getreuen Philippo Melanchthon, jetzt zu Wittenberg.

Die von Gemmingen an die prediger zu Strassburg.

Die von Gemmingen an die prediger zu Strassburg.

(Antwort durch Johann Brenz begriffen.)

December 1525. Gnad und frid von unserm Herrn. Liben N. Wir haben ewer schreyben, das hailig Sacrament, Wein und brot betreffend empfangen, dasselbig mit fleys gelessen, Darbey ewer fruntliche Cri. stenliche lieb gegen uns verstanden, so sich aussgewsst, auch uns, 80 wir irtten, zuunderrichten. Und ist nit weniger: Wir haben ein gross trawren, das under den Ihenigen, so einikait zepredigen von got gewidempt, eben glych in dem Sacrament, das der rechten cristenlichen einikait zeychen ist, unainikait entsten sol. Were auch unsers bedunckens vil geradtner gewesen, solichs under ainander erstlich geschrifftlich, dan offentlich in truck, auch uff den Cantzeln mundtlich ausszurichten. Als vil wir mogen vermercken, bringt solcher zanck dem wort Gottes ein grossen stoss, etlich werden erger, etlich im glauben schwecher, auch verirter. Wan die sach allein das Sacrament, Wein und brot angieng, wer vileicht nit so hoch daran gelegen. Warumb wolten die Cristen sovil umb ein zeytlich zergencklich dingk, als da ist wein und brot, fechten. Sie sehen on zweyffel uff grossere, ja wirigere guter. Aber der handel langt auch an das untzergengklich ewig wort gottes, das jnen die glaubigen nit mogen noch konden weder mit gewalt noch fleischlicher ausslegung nemen lassen. Wie nu dem allem, So lassen wir uns so ferr am nachtmal Cristi gelegen, der einfeltigen schlechten wort unsers Herrn (nempt und esset, das ist mein leip etc.) benugen, Darneben got bitend, das er uns im glauben der wort wol erhalten und von seiner gnad nit entsetzen. Aber der ausslegung halb, so einigkliche parthey uber die wort furt, wollen wir uns nit vast bekumern. Der Zanck ist uns laid, wolten jn auch gern, wo wir mochten, wenden. Dieweyl aber ye das spil mit euch baiden partheyen gewagt, vermogen wir nit mehr, so wollen wir doch zusehen.

Nu ewer schreyben zu uns gethon belangendt, haben uns unsere prediger ein solche beschaid geben. Es ist menigklich kundt und wussend, das got unser Herr ein brun aller gnaden und ein houptsacher alles gutten ist. Solich gnad und gute, wie das genent mocht werden, kan nit anders fruchtbarlich von jme entpfangen werden, dan durch den glauben: also das Got das gut gibt, der glaub nimpt es an. Wiewol nu der Herr sein geben und mitteyln an kein eusserlichs elementisch gebunden, Idoch so hat er in seinem geben und mitteyln ein ordnung, ein gemein lauff, ein mittel, dadurch er gibt und handelt, glych wie es nit der leiplichen gesunthait zugeet. Dan solche gesunthait ist ein gab gottes und an kein eusserlich dingk gebunden. Er kan und mag ye on alles mittel die gesunthait verleyhen, wie an vilen von Cristo gesundt gemacht gesehen. Aber doch ist das der gemein brauch und lauff, das er gesunthait verleye durch Kreuter, Ertznei und andere speyssung, nit das er an diss eusserlich die seiner gesunthait binde, Sunder das diss die gemein ban seyn, dardurch er leuffig wircken wil.

Also auch hat Got die gaben der selikait weder an eusserlich wort noch Sacrament gebunden; Aber doch nimpt das den gemeinen lauff nit, es bleypt noch die ordnung, das got durch eusserlich wort und Sacrament wirckt. Hirumb ist in der ytzige disputation nicht die frage, wer geb oder mitteyl, wie das geben fruchtbarlich sol entpfangen werden. Dan ein igklicher recht verstendiger wol weyst, das got gebe und der glaub entpfahe: Sonder dieweyl got gemeinem brauch nach wirckt durch mittel, eusserlich wort und Sacrament, So fragt man, was das eusserlich wort und sacrament sey, Nemlich ob das eusserlich wort auch ein wort gottes sey, Und ob das Sacrament, brot und wein des nachtmals sey auch der leip und das plut Cristi. Es ist wol zum tail ein uberflussige unnottige frag. Das nottigst aber ist die gnade und der glaub, daruff alle predig und lere gericht sein soll. Wer hat aber anderst die frag erweckt und ein zweyfel in die hellen wort Cristi des nachtmals geworffen dan der furwitz ? Dieweyl nu die frag vor augen ligt und der gleubig ye eins beschaids gewertig ist, bedunckt unsere prediger, Wan man frag, was brot und Wein des nachtmals seyen, und geantwort werd: Iss und trinck und thu das zur gedechtnus des tods Cristi, oder glaub, das euch der Herr sein leip zuerlossung geschenckt habe, das der frag in keinen weg gnug sey geschehen. Dan es an andern orten des evangeliums clarlich gnug verstanden wurt, das Cristus sein leip und leben fur uns gegeben und uns geschenckt hab. Itzund aber ist nit die frag, Ob cristus sein leip uns geschenckt hab, Sunder was das brot und wein des nachtmals sey, warfur mans halten sol, gleych als wan ein geladner gast wolt fragen, was die furgesetzt speys were, wurde es nit von dem wirt verantwurt sein, so er sprech: Iss und trinck, Ich hab dir mein gut geschenckt. Es wer wol die frag des gast ein furwitzige, ja schir undanckbare frag, er solt von dem wirt vergut nemen und sich der furgesetzten speys bringen lassen in guter zuversicht, die speys wer nit ungesundt, dieweyls jm sein frundt fursetzt. Wan aber ein fremder daher lieff, wolt dem gast etwas anders auss der speys machen, dafur er es hielt, wer wolt jm verubel haben, was die speys were zu fragen? Solt es ye einem ubel verkert werden, mocht es wol mer belangen den fremden zenkischen, dan den gast. Get es nit eben also mit dem Sacrament? Cristus nimpt das brot, spricht: Nempt, esset, das (brot) ist mein leip, und ein igklicher cristenlicher gast hat das brot fur den leib cristi gessen. Sie aber, ein fremder leufft herby, spricht: Hore, die speys ist nit ein solche speys, darfur du sie haltest, es ist nit der leip Cristi, sunder allein ein zeychen: Were wolt nu dem gast verubel haben zufragen, was doch die speys were?

Wolan die frag ist vorhanden, wil man jr gnug thon, so muss es stracks nit umbschweyffig geantwort sein. Es mag aber freylich nit bass geantwort werden, dan mit dem wort Cristi, der das brot sein leip haisst, Sprechend: Nempt, essendt, das ist mein leip. Und so es unlaugenbar, das durch ditz wort des nachtmals uns geschenckt und gegeben der leip Cristi, Wer wolt es fur ein Irtumb antziehen, so man das brot den leip Cristi warlich nennet, Dieweyl doch eben diss wort, dardurch uns der leyp heimgetragen wurt, uff das brot des nachtmals gericht ist. Solt man darumb sagen, es wer ein gebrottelter leyb? gleychwie paulus von dem wort gottes zu den Thessalonichern schreybt: Wir dancken on underlass got, das Ir, do Ir entpfingend von uns das wort gotlicher predig, nampt jrs uff, nit als menschen wort, Sonder wie es dan warhafftig ist, als gottes wort etc. Was hat paulus predigt? Das gots wort? Hat man doch nichtz anders von seinem mund gehort, dan ein gethöne der bustaben, Sillaben und eusserlich worten! Wie gethat er dan sprechen, sein predigt wort sein warhafftig ein gottes wort. Sehendt zu, wer wolt nu diss nit fur ein Sophistischen fundt rechen, so einer zufure, sprech, gottes wort liess sich nit bustaben oder worteln, ja gottes ewig wort hab einmal ein menschen angestraifft, lass sich aber nit illiterirn, inverbiern, wie es inhumaniert ist worden. Und dieweyl gots wort ewig lebendig, auch unzerstorlich ist, Und das wort, so mundtlich von paulo gepredigt, als ein gethon und buchstaben zergengklich und todt sey, wurt freylich S. paul der lugen gestraft werden, das er sein gethon ein warhaftigs wort gottes nennt. Oder wolt man jn beschonnen, must es irgentz mit eim glosslin zugen, Nemlich das das wort pauli mundtlich gepredigt wer nit das recht wort gottis, Sonder beteutet dasselbig. Wo blieb aber der hell clar spruch? Es ist warhafftig das Wort gottes. Hiemit stimpt auch Cristus Jo. 8: Eben das bin Ich, das Ich red. Wie? Ist Cristus ein gethone? oder buchstab? man waiss vast wol, das gethon, buchstab, syllaben und worter ein zergencklich tod dingk seyn. Aber das mundtlich wort gottis ist nit allein ein gethöne oder buchstab, es pleypt wol gegen den unglaubigen ein gethone und tod, Es ist aber warlich an jm selbs ein ewig leben, und wer sich daruff fusst, der empfahet auch das ewig leben. Wie dan auch Cristus selbs in seinem Vaterland uncrefftig und als ein ander mensch was, der doch warlich all crefft het.

Also auch ist von dem Sacrament zureden. Das wort des nachtmals (das ist mein leyp), wie jr selbs bekent, bringt uns, gibt und schenckt uns den leyp Cristi. Dieweyl es nu uff das brot des nachtmals gericht ist: Das (brot) ist mein leyp, was wolt hindern, das damit der leyp nit eben als wol gereicht wurde, als wan es allein on brot furgetragen ist. Hindert doch das zergencklich buchsteblich gethon das Wort nichts, das es darumb kein onzergencklich unausssprechlichs wort gottes sey: Solt dan das zergencklich gebacken brot hindern, das es nit der leip Cristi von des worts wegen uff das brot gericht were, der unzergencklich und ungebacken ist? Es kumpt aber hierauss ein missbrauch, ein abgotterey, das man spricht: Ich will unsern hergot sehen, Hergot hilff und derglychen. Darumb sein auch Zwinglius und Oecolampadius dartzu getrungen worden, den papistischen grewel zeweren, die wort des nachtmals anders ausszulegen. Antwort: von eins missbrauchs wegen sol darumb der warhait nichts entzogen werden. Es wer ye zuvil, wan man sehe, das die Juden schentlich mit Cristo umbgingen, sein missbrauchten, und einer des missbrauchs halben zufur, wolt die wort (Cristus ist ein Son gottes) anderst ausslegen, dan die warhait uff jr hielt. Wer je eben auch ein dingk, als wan man predigt: Das wort gottes macht selig und gerecht, und ein aberglaubischer zuhorer schrib das wort gottes uff ein zedelin, hengts fur den altar und bett es an; Oder hengt es an den halss, wie biss hieher mit dem anfang S. Jo. Evangeli beschehen, Es solt jn vor ungluck beschirmen, wie den warlich das wort gottes uns vor allem ungluck ist. Und aber ein anderer wolt dem missbrauch, ja der abgoterey wern, predigt sprechend: Das du an deinem halss tregst, ist kein heylig geschrift oder wort gottes, Sonder ein zeychen: wer wolt das mogen leyden? Man wurd damit furderlicher mern dan wern den Irsal, Nemlich das man das wort des Evangeliums auch fur kein wort gottes mer halten wurdt. Dartzu dorffen die prediger nicht mer sagen, jr wort were ein wort gottes, sonder allein ein zeychen, Das biss hieher allein ein zeychen des worts wer gepredigt worden.

Aber darmit wurt dem Irsal gewert, wo man predigt, der Herr geb das eusserlich wort gottes nit uff den altar zestellen, am hals in einem verkerten vertrawen zehencken, sonder zehorn und glauben.

Alss auch solt dem missbrauch des brots und weins vil anderst gewert werden dan mit fremder ausslegung der wort des nachtmals; die wort sollen und mussen unverruckt pleyben. Unsere prediger wörn auch dem Missbrauch und papistischen grewel, lauffen aber nit zu fremder ausslegung der wort (das ist mein leyp), sunder sprechen, wie uns got sein eusserlich wort hat geben zu horn und glauben, Also hab uns Cristus das brot sein leip geben, nit anzubetten, nit umherzutragen oder in die Heusslin zesperren, Sonder zu essen und trincken und zuglauben, das der leip fur uns, auch das blut vergossen sey. Cristus hat gesprochen: esst und trinckt, und nit: tragts umher, fallt darfur uff die knie hernider. Ist nit nu mit dem hellen claren wort gnugsam der abgotisch grewel nidergelegt?

Unsere prediger sagen, es wer jn nit vil daran gelegen, wan schon vil schriben, wie brot und wein ein zeychen sey, habs doch auch all welt biss hieher auch ein zeichen oder Sacrament genant. Aber derhalben den worten zulauffen, sie anderst ausslegen, dan sie hell am tag ligen, bedunckt sie onleydlich sein. Gleych als so ein Stat jrm Landsfursten die Schlussel der Stat thor uberantwort, sprechend: Nim hin, das ist der gewalt der Stat, Mocht vileicht der Furst wol leyden und einem zuhorn, der da disputirt, der schlussel sey ein zeychen des gewalts. Wan er aber derhalben wolt dem wort zurennen sprechend : Das ist der gewalt, id est Allein ein zeychen des gewalts, wurd der furst nit wol dartzu sehen und sprechen: was er allain des Zaichens bedurfft? Er vermoge selbs wol schlussel zumachen, aber des gewalts bedorff er. Wurden auch die Burger der ausslegung nach dem fursten nicht den gewalt sunder allein des gewalts zeychen uberantwort haben. Also wo bestund die ausslegung der wort: Das ist mein leip, id est ein zeychen meins leips, so geben uns die wort nichtz mer dan ein zeychen und nit den leip selbs. Demnach were auch ewere aigen bekantnus nit recht, so jr sprecht: Der leip cristi werd uns ubergeben durch das wort. Lugend zu, lieber N., wohin die sach hindennach gedeyen wurd. Ja eben dahin, das unser glaub nit mit warhaiten, Sunder allein mit zeychen gespeyst wurd. So werhet der glauben eben als lang als das zeychen ein abent und ein morgen.

Das aber der gemein hauff ein leiplichen cristum gesucht hat, wer auch fuglicher mit dem wort dan mit fremder ausslegung gebessert worden. Dan es ye die warhait ist, das uns das wort des nachtmals den leip heimtregt. So nu das volck am brot gesucht, das furderlich am wort solt gesucht werden, ist es der unverstendigen prediger, nit des verstands der wort schuld. Die wort sollen pleyben. So aber einer am brot den leyp Cristi sucht, ist er zuleren, warumb er jn an dem brot such, Nemlich nit des ‚brots halben, sonder der wort halben, gleych wie an die beschneydung wurdt gesucht der bundt gottes, nit der beschneydung halben sonder des worts halben (Ich wil dein und deins samens got sein). Auch an dem tauff wurt gesucht die new widergeburt, nit des wassers halb sunder des worts halben, dadurch ein glaubiger rechtgeschaffen new geboren wurdt, daher man haisst den tauff ein bad der widergeburt von des wort gottes wegen, daruss man geboren wurdt, als petrus schreybt. Der meynung nach wurt der leyp Cristi am brot gesucht und auch das brot der leip genent, nit das am brot etwas verwandelt, wie jn die papisten lassen tremen, Sonder dieweyl uns das wort den leip schenckt und gibt. Ist aber auff das brot gericht, so muss es ye die warhait seyn, das solich wort uns nit allein ein zeychen (wie dan der ausslegung nach geschehe), sunder auch warhaftig den leip heimtrag.

Wan nu Zwingli und Oecolampadius keiner andern meynung seyn, dan wie es die wort geben, was nottigt dan sie zu der ausslegung den glaubigen hoch ergerlich. Der missbrauch zwingt sie nit dartzu, wie antzaigt, derselbig muss mit einer andern weys gewert werden, wie vor gesagt. Ir dancken got, das pomeran bekent hab, er wuss wol, das er nur brot esse etc. Unsere prediger dancken auch vast got, das jr nu der ausslegung selbs geschweygt und bekennet, wie die wort uns den leip heimtragen. Welche bekantnis ye nit mocht besteen, so Zwingli und Oecolampadi ausslegung fur warhaftig gehalten wurden. Es wurt uns ye datzumal allein ein zaichen heimgetragen. So nu am brot nit allein das zaichen, sonder auch der leip selbs wurt gegeben, warumb solt erlogen sein das jhenig alten sprechen: sacramentum panis est symbolum cum re coniunctum, So doch das selbig Oecolampadius als Sophistisch und Thomistisch antzeucht.

Ir beclagt euch, man wol vil wort nit vergut haben, wolle auch nit der lieb nach handeln. Hieruff sagen unsere prediger: Wie es muglich sey, das man ein frembde ausslegung der schrifft ungeniess fur gut mag haben, Bedunckt auch sie, man wolle an jnen die lieb suchen, die man vorhin gebrochen hab. Und dartzu eben da lieb suchen, da glaub zesuchen ist. Die werck sollen lieplich geborn, aber wan es an das wort gottes gen will, wie kan dan glauben dem lieben weychen. Ir bedorfft kein sorg haben, die lieb sol jrenhalben onzerruttelt bleyben. Aber von dem wort zu der ausslegung werden sie, so vil mir von jnen verstendigt, nit weychen.

Aber das Prentz in seinem briff Mir Theodorich von Gemmingen zugeschickt schreybt, wie der spruch: der fels war Cristus, vast der houptspruch sey des grund der yetzigen ausslegung, Sagen unsere prediger, wie sie selbs warlich kein geschrift hoher bewegt habe dan diese drey spruch; Exo. am 12: Das ist das pesah; 1. Cor. 12: Der fels war Cristus, und der kelch ist das new testament. Haben auch solche spruch als die hochsten in dem gesprech zu Hall dem Brentzen furgeworffen, und er selbs datzumal bekent, sie heten vast das grosst ansehen uff die ausslegung der wort cristi: Das ist id est beteut mein leip. Dieweyl jr selbs aber sie nit fur den grundt anziehen, seyen sie wol zufriden. Nimpt doch sie hoch wunder, wan sie nit vast der grosst grundt der ausslegung seyen, warumb da Zwingli, Oecolampadius und auch jr in ewern schrifften, vil wort darmit vertryben sie hoch vertaidingen. Dan das jr schreybt, der grundt Oecolampadii sey, das man den tod des Herrn sol by seinem tisch gedencken und geistlich durch den glauben Cristum niessen, wil sich nit lassen schliessen, das darumb disse wort: Das ist mein leyp, solten also aussgelegt werden: Das beteut mein leip. Kan nit der tod Cristi vil bass verkundigt werden (welchs dan hie gedencken haist, als paulus ausslegt), wan uns der leyb gegenwurtiglich dar wurd gestellt, dan wan er fer von uns were ? Und das man Cristum geistlich niessen sol, ist wol geredt, kan auch nit anders fruchtbarlich genossen werden; volgt aber herauss nit, das darumb an jm oder mit dem brot, wie man es nemen wil, uns der leyb Christi nit geben werd, und wir denselbigen nit auch uff seyn weys legplich niessen. Wir mussen doch glycher weys das wort gottes gaistlich horn, solt es nit darumb auch leiplich uff sein weys gehort werden? Und so das der Houptspruch ist: Der fur euch geben ist etc., Wo pleypt dan das vorgend wort: Das ist mein leyp ? Sie sind freylich nach ewer meynung ein onnottiger uberflussiger zusatz.

Es wil unsere prediger noch auff disen tag beduncken, diewey! der ytzgesatzte grund kein grund ewer ausslegung sey, als einem igklichen auch cleins verstands offenbar, das die vorige spruch noch ewer houptspruch seyen. Dan man je christum nit sucht im sacrament, Sunder man sucht den leip Cristi daran oder darin. Wie jr wolt nit von des brots wegen, sunder von wegen des worts, das jr selbst bekennet, wie es uns den leib Cristi schenck und gebe. Wan man nu Cristum oder seinen leyp im wort sucht, findt man eben am selben ort. Dan der spruch Cristi: Sihe hie oder dort ist cristus, wusst jr wol, das er sich hieher nit reumpt, sonst bedorfft man auch das wort gottes, darin man got und cristum sucht, nit horn.

Ferer der geschrift halb, so exo. 12 und 1. cor. 10. stet, Nempt unser prediger wunder, dieweyl jr das zugebt, das disse wort: Das ist der leip, der fur euch etc., uns den leip bringen und selbs vor der vorigen ausslegung fallen, Was dann bedorff vil entschuldigung anderer ort, So sie itz und doch ewer aige meynung nach hie her nicht mehr vast dienstlich seyen. Sie wollen pleyben by der ausslegung des hailigen gaists, der da Exo. 12 spricht: Das ist das opfer des ubergangs, und so es darbey stet, es sey ein gedenckopfer, gehts uff das gantz fest mit der underschied, das das opfer uff das lamp gericht sey und gedenck uff die gantz Ceremonien des fests, gleichwie im nachtmal Cristi das gedencken gericht ist uff das gantz nachtmal, Aber leib und blut uff brot und wein. Dartzu so paulus spricht: Der fels war Cristus, Ist es auss dem vorgenden wort kunt, das es uff den geistlichen nachkomenden, nit uff den leiplichen (der glych wol auch geistlich genent mag werden) bleybenden felssen geredt ist. Dieweyl aber doch ewer grundt hiruff nit besteet, lasst man es auch plyben, wil hirin niemand zenckisch erfunden werden.

Noch ein spruch wurt gezogen auss Luca ünd paulo: Der kelch ist ein new testament etc., den jr furt, als jr schreybt, wider die, so legplicher weys Cristum (wir wollten, das jr sagt: Cristi leyb, und nit Cristum, wie die wort lautten) eins machen, wie fewer und eyesen eins seyen.

Wolan, jr predigt also, were disse wort glaub: Diss brot ist mein leyp, so sey es auch also. Ir bekennt ye, das diss wort war sey: Das brot ist mein leip. Dan so es nit war were, so wurd der glaub falsch sein. So nu das wort war ist, so muss ye das brot der leyb cristi seyn, Man glaubs oder nit. Ursach: Der glaub gibt der warhait des worts nichts, Sunder nimpts allein an. Wan es schon numer glaupt wurt, so were es dannoch war, sunst, must die warhait des wort gottes nit auss got, sonder auss uns seyn. Was wer aber diss fur ein seltzame Opinion! Das ist wol war, die warhait des worts ist einem unglaubigen nicht nutz, bleypt aber dennocht die warhait. Solt es nit anders war sein, dan wan wir es glaupten, was wer das fur ein spiel! Demnach lieber N. ist diss wort war: das brot ist mein leyp, mit glauben, so ist es auch war on glauben. Exempli gratia: Ist das wort: Ich bin das leben etc. ein warhait, so mans glaupt, so pleypt es ewigklich ein warhait trutz dem teufel, das er dawider solt reden. Es bringt wol dem unglaubigen kein nutz, es blypt aber dannoch die warhait, dieweyl es ein ewig unverruckt wort pleypt. .

Unsere prediger frewen sich hoch ewer aigen bekantnus, sagen euch danck, das jr so fein mit jnen stimpt, dorffen kein sorg haben, wan jr der meynung seyen, das grosser unfrid vorhanden sein wurd. Aber der gleychnus halber, So Luther von Eyssen und fewer, geben achten, die jr habent gut wussen, das er allein die gleychnus geben hab, damit anzezaigen die torhait der papistischen transsubstantiation, weytter nicht damit zebeweyssen. Dartzu ist es yderman kunth, das ein igklich gleychnus ein fel hab. Dieweyl Ir auch uber dise wort: Der wein ist das new testament, kein ander ausslegung bringen, Dan wie es der hailig gaist selbs geteuttet hat durch den Matheum und Marcum: Nemlich der wein ist das new testament, Hoc est: das blut des newen testaments, lasst man es auch gut seyn.

Wan nu das ewer glaub ist, wie bekent, das den glaubigen das brot der leip Cristi sey, So bedarff man nichts mer der ausslegung. Zwinglii, man bedarff keins zancks mer; es ist schon frid, dieweyl doch die wort cristi unverruckt pleyben, und auss solicher predig ergernis vermitten werden. Ir solt auch nit gedenken, das unser prediger auss lust des zancks sich der sachen underwunden haben, es wolt ein nachtail jrer kirchen bringen, hat sie die not gezwungen ernstlicher Meynung darin zehandeln. Wan die andern offenlich im truck also geschriben heten, wie jr glaubent, wurd es kein nachtail bracht haben.

Wo Erasmus in seinem Buchlein von dem freyen willen by jnen sovil schadens gethon hette, wern sie on zweyffel auch nit faul gewesen, Wolten auch liber ein Buchlin Oecolampadii lesen wider Erasmum vom freyen willen, dan des ussgangen Buchlin von der ausslegung der wort des nachtmals. Hiemit seyendt got bevohlen.

Einiger Wiedertäuffer Bittschrift an den Rath zu Zurich, daß man ihre Sache recht untersuche.

EHrsame, weise, günstige Herren! Wir mögen wohl erkennen, daß ihr Mühe und Arbeit mit uns habet, und daß wir hingegen in grossen täglichen Sorgen stehen. Nun möchten wir leiden, und wollen auch Gott treulich darum anruffen, damit er euch und uns zu Frieden helffe. Dieses mag wohl geschehen, wenn euere Gnaden ein öffentliches Gespräch vorschlagen und darzu auch andere Leuthe erforderen, es seyen dieienigen, welche um dieser Sache willen verschickt worden oder andere. Was dann mit dem Worte Gottes erfunden wird, darzu wollen wir unser Leib und Leben, Ehr und Gut setzen und verpfänden. Wenn ihr aber je eine Antwort von uns haben wollet, und nichts anderes, so bekennen wir öffentlich, daß wir die Gnad von Gott nicht haben mit Mr. Ulrich zu reden, daß er uns recht versstehe oder wir recht von Herzen reden können. Darum so bitten wir euch meine gnädige Herren, daß ihr auf unseren Kosten einem oder zweyen Männeren erlaubet, mit genugsamer Versicherung von und wieder biß zu ihrer Gewahrsame, in euere Stadt zu kommen, sintemahl sie von wegen des göttlichen Wortes nicht alle Wege wandlen dörffen, wie Mr. Ulrich selbst bißher nicht gute Lust gehabt hat. Dieselbigen sollen von unsertwegen alle Schriften anzeigen, damit jedermann grundlich erkennen mög, ob wir gerecht oder ungereche daran seyen, Ach Gott! wir begehren nicht mehr als die Wahrheit und Gerechtigkeit, bey derselbigen wollen wir uns mit der Gnade Gottes biß in den Tod finden lassen, wie wir dann euch unseren gnädigen Herren je und in allwegen zugesaget haben, unser Leib und Leben zu euren Gnaden und zu dem Worte Gottes und zu der göttlichen Gerechtigkeit zu setzen. Gnädige Herren! Lasset die Sache um Gottes willen zu einem öffentlichen Gespräch kommen, wie mit den Bildern und den Messen. Wir begehren sonst nichts auf Erden, dann allein, daß man mit dem Worte Gottes diesen Sachen einen Austrag gebe. Doch forderet auch andere Leuthe darzu, die vielleicht mehrere Gnade haben mit Mr. Ulrich zu reden, als wir haben. Glaubet uns fürwahr, wir wollten gern recht thun. Gott wolle uns darzu helffen. Derohalben lasset um Gottes willen die Handlungen zu einem öffentlichen Gespräch kommen. Wir hoffen und wissen, daß kraft des göttlichen Worts die Wahrheit heiter und klahr an den Tag kommen, und euere Gnaden fürohin mit uns wohl zu frieden seyn werden. Gebet uns darauf um Gottes und seiner Barmherzigkeit willen eine gnädige Antwort.

Beyträge Zur Erläuterung der Kirchen- Reformations-Geschichten des Schweitzerlandes; Herausgegeben von Johann Conrad Füßlin. Dritter Theil. Zürich, bey Conrad Orell und Comp. 1747.

Egidio a Porta aus Como an Zwingli

Egidio a Porta aus Como an Zwingli. Gegen Ende des Jahres 1525 schrieb derselbe:

„Lange habe ich aus ehrfurchtsvoller Scheue gezaudert, Dir zu schreiben. Jetzt aber, eingedenk, wie Christus, der Sohn Gottes, selbst die Niedrigsten nicht verstieß, nahe ich mich Dir und flehe: „Sei Du mir was einst Ananias dem Paulo“. Aus frommem, freilich unverständigem Eifer nahm ich vor vierzehn Jahren das Augustiner-Kleid; von pelagianischen Irrthümern bethört, wähnte ich durch meine Werke mir die Seligkeit erwerben zu können. Nun hat aber mich Gott niedergeworfen, wie einst den Paulus; und auf meine Frage: „Herr, was willst Du, daß ich thue“? vernahm ich die Antwort: „Gehe zu Huldreich Zwingli, der wird Dir sagen, was Du thun sollst“. Aus diesen Worten schöpfte meine Seele einen himmlischen Frieden, der durch keine menschliche Sprache beschrieben werden kann. Durch Dich wird mich also Gott erretten aus den Stricken der Jäger; doch nicht mich allein, sondern, wie ich es hoffe, auch mehrere meiner Brüder; denn dieselben Männer, deren Frömmigkeit und Gelehrsamkeit alle Achtung verdient, hegen schon längst einen heißen Wunsch und dringen täglich in mich, Dich zu bitten, ja Dich zu beschwören, Du möchtest Dir doch Deinen so gehäuften Geschäften nur ein Stündchen abgewinnen, um an die Vorsteher unseres Ordens zu schreiben und sie durch triftige Gründe bestimmen, daß sie einmal von diesem Worte der Menschensatzungen sich losmachen. Halte ihnen einige Beispiele aus der Schrift vor, aus welchen sie ersehen, wie gottgefällig die Lautere Predigt des Evangeliums sei und welches Mißfallen er dagegen an denjenigen habe, welche dieselbe verfälschen und Menschensatzungen für göttliche ausgeben. Sage ihnen, daß sie den Zorn des Richters der Welt auf sich laden, wenn sie nicht diese unheilbringende Sorge um die zeitlichen Güter von sich werfen, und was Dir sonst noch der Geist eingibt“.

Das furchtbare Elend, das in der Lombardei in Folge der Kriegsleiden herrschte, schildert er in folgender Weise:

„Mailand und sein ganzes Gebiet sind durch die unaufhörlichen Kriegszüge völlig verarmt. Selbst die, welche sonst ein mäßiges Vermögen besaßen, sind an den Bettelstab gebracht und darben, geschweige denn die Unzahl derer, die schon vorher arm waren. Nicht zu zählen sind die Weiber, welche sich aus Noth der Schande ergeben. So schwer lastet Gottes Hand auf diesem Volke, daß aus Verzweiflung alles erdenkliche Unrecht begangen wird. Aber durch Gottes Fügung kannst Du unser Retter werden. Schreibe an den Herzog von Mailand und ermahne ihn, nöthigenfalls auch drohend, auf Erlösung seiner Unterthanen vom Geistesdrucke und zugleich vom äußeren Elende bedacht zu sein. Dieses, indem er den Kahlköpfen ihr Geld, das sie doch nur übermüthig macht, wegnimmt; jenes, indem er es verschafft, daß Jeder, soweit es ihm verliehen, das lautere Wort Gottes ungescheut predigen darf; zumal wenn er bereit ist, über seine Lehre nach Gebühr Rede zu stehen. – Ist der Mann schwach genug zu zweifeln, ob dieses wirklich Gottes Wille sei, so blicke er doch um sich her. Steht nicht der Herr selbst da, gegürtet zum großen Werke? Diese deutschen Scharen((Georg von Frundsberg hatte zum größten Theile aus eigenen Mitteln ein stattliches Heer von Landsknechten angeworben und sie nach der Lombardei zur Verstärkung dem kaiserlichen Feldherrn von Bourbon zugeführt. Frundsberg und seine Landsknechte waren Lutheraner, er führte eine goldene Schnur mit sich, an der er den Papst in Rom henken wollte.)) dürsten darnach. Kein Zweifel, Gott bedarf solcher Werkzeuge nicht, um dieses und noch Größeres zu vollbringen. Aber um die Schwachen allmählig in dem wahren Glauben zu kräftigen, hat er, wie ich es vermuthe, Leute dieses Glaubens in solcher Zahl auf Einen Punkt zusammengeführt; uns gibt er sie als Werkzeuge an die Hand. So wird denn die Kraft des Antichristen schnell dahin schwinden“.

Egidio a Porta an Huldrich Zwingli

Mailand und sein ganzes Gebiet sind durch die unaufhörlichen Kriegszüge völlig verarmt. Selbst die, welche sonst ein mäßiges Vermögen besaßen, sind an den Bettelstab gebracht und darben, geschweige denn die Unzahl derer, die schon vorher arm waren. Nicht zu zählen sind die Weiber, welche sich aus Not der Schande ergeben. So schwer lastet Gottes Hand auf diesem Volk, dass aus Verzweiflung alles erdenkliche Unrecht begangen wird. Aber durch Gottes Fügung kannst Du unser Retter werden. Schreibe an den Herrn von Mailand und ermahne ihn, nöthigenfalls auch drohend, auf Erlösung seiner Untertanen vom äußeren Elend und vom Geistesdruck bedacht zu sein. Jenes, indem er den Kahlköpfen ihr Geld, das sie doch nur übermütig macht, wegnimmt, dieses, indem er es verschafft, dass jeder, so weit es ihm verliehen, das lautere Wort Gottes ungescheut predigen darf; zumal wenn er bereit ist, über seine Lehre nach Gebühr Rede zu stehen. So wird dann die Kraft dee Antichristen schnell dahin fallen!