Johannes Oekolampad an Farel

„Wenn du es noch nicht erfahren hast, so wisse, daß mir der HErr an die Stelle meiner verstorbenen Mutter eine recht christliche Schwester zur Gattin gegeben hat. Sie ist zwar arm, aber geehrter Familie, ist Witwe und seit einigen Jahren im Kreuztragen geübt. Ich wünschte zwar, sie wäre etwas älter, doch habe bis dahin noch keine Spur von jugendlicher Ausgelassenheit an ihr wahrgenommen. Bitte du auch den HErrn, daß unser Ehestand glücklich und dauerhaft sein möge.“

Wyttenbach, Thomas – Auf seinem Sterbebett an den Rat zu Biel

Liebe und gute Herren! Ich habe euch darum beschickt, weil ich sehe und merke, daß mich der Herr von dieser Welt abrufen wird, dem ich meines Amtes wegen werde müssen Rechenschaft geben. So will ich euch jetzo bezeugen, daß die Lehre des heiligen Evangelii, so ich euch gelehrt habe, recht, wahr und heilsam ist, die euch selig macht, so ihr glaubet, welche ich auch die rechte Lehre seyn bekennen und bezeugen werde mit meinem Tod. Darum denket an mich und bleibet fest, so werdet ihr auch eine fröhliche Stund zum Tod haben, und lasset euch niemand davon abweisen.

Zweyter Brief Johannes Brödlis an Friedli Schumacher und die von Zollickon

An Fridli Schumacher und andere fromme Christen in Zollickon.

JOhannes ein Diener Jesu Christi durch den Willen Gottes, den frommen Christen und Brüdern, die da zu Zollickon wohnen, und den Gläubigen in Christo Jesu. Gnad und Friede seye mit euch von Gott dem Vater und unserm Herren Jesu Christo. Liebe Brüder! ich weis nicht, was ich euch schreiben soll, oder ob ihr noch in dem Glaube seyt, wie ich euch gelassen habe, oder nicht. Ich habe euch vor vierzehen Tagen auch geschrieben, aber ich habe keine Antwort von euch empfangen. Ich weis nicht, ob euch der Brief zugekommen, oder nicht. Ist er euch zugekommen, so ist eine kleine Liebe Gottes in euch; ist er euch aber nicht zugekommen, will ich mich zum besten verstehen. Es sind zwey Briefe in einandern gelegen. Der erste hat dem Wirt beym Salmen zugehört. Der andere euch. In demselbigen Brief ist vieles, das ich jezt der Kürtze wegen will unterwegen lassen. Was soll ich euch sagen? Mein Hertz ist bekümmert und betrügt in Christo um euertwillen. Ich höre sagen, welches mir sehr übel gefällt, daß euer etliche vom H. Glaube und dem Worte Gottes, das ihr bekandt habet, und darüber ihr getaufft worden, abgefallen seyen. Zum andern, daß diejenigen, die gefangen gewesen, das Zeichen der Tauffe verläugnet, und ihnen ein Zihl haben setzen lassen, welches klärlich, wie ihr wisset, wider das Wort Gottes ist. O weh dem zeitlichen Gut, dann es hinderet euch! Christus zeiget es an im Evangelio. Im ersten Briefe ist meine ernstliche Bitte an euch gewesen, und ist jezt noch, wenn immer Christen unter euch sind, daß ihm mir mein Fleisch schicket oder bringet, deßgleichen den Ancken und den Wein; über dieses der Frauen Baumwolle, zwey Kämblein, die schwartze Unterjüppe, zwey Ermel, das Hals-Göller und mir die Bibel. Das übrige sollet ihr mir behalten und versorgen. Weiter sollet ihr wissen, daß ich zu Hallau bin und schon vier Predigen gethan habe. Aber niemand will davon wissen, daß sie mir nachgefraget haben. Das Volck ist begirrig das Wort Gottes zu hören, aber der Hirt ist halb und halb. Er ist ein geitziger und ein Hurer. Das Volck thäte gern das beste, aber sie sind arm. Der Hagel hat alles beschädiget, deßwegen alle Dinge theuer sind. Ich bin in einer Herberg, da ich alle Wochen zwy Costnizer-Batzen geben muß. Es stehet allenthalben übel; man gebeut ihnen die Fasten zu halten rc. Ich bitte euch, seyt ihr Christen, so bleibet vest. Ich bitte euch, daß ihr mir helffet, damit mir der Eid nachgelassen werde. Wenn ihr das beste darbey thut, mag es wol geschehen. Schreibet mir wiederum, was eure Meinung seye, und wie es um die Brüder stehe. Man saget, einige hätten das Creutz geflohen, und sich verborgen, welches mich fast Wunder nimmt, ob es wahr seye. Der Wilhelm ist seither von mir gekommen, und jezt zum letsten wieder von mir gegangen, und ich weis nicht, wo er ist. Er ist betrübt, wie ich, in Christo um euertwillen. Lasset euch diesen Bot befohlen seyn. Er ist ein guter Christ, ein frommer Mann, der auch von dem Hagel beschädiget worden, und um das Allmosen hat herum geben müssen. Gebet ihm etwas, damit ihm geholffen werde! Schicket mir gewiß die Bibel! Stehet in dem Glaube! Lasset euch niemand abschrecken, so wird euch Gott, der da starck ist, stärcken! O wie starck, höre ich, daß mein Bruder Mantz seye, und der Görg, aber besonders der Felix Mantz? Gott seye gelobt! Conrad Grebel ist betrübt, aber in Christo. Wilhelm ist neulich bey mir gewesen. Ich ermahne euch bey dem Worte und Glaube, den ihr einmal empfangen habet, zu bleiben. Seyt ihr noch darinnen, so schicket einen frommen Bruder zu mir, nebst dem, so ich euch gebeten. Richtet ihr den Bot nicht aus, so schreibst mir, so will ich ihn ausrichten. Grüsset einandern mit dem Kusse des Friedens. Gott und seine Gnade seye mit euch.

Johannes Brödlein euer Bruder in Christo hat dieses mit seiner eigenen Hand geschrieben.

Beyträge Zur Erläuterung der Kirchen-Reformations-Geschichten Des Schweitzerlandes
Johann Conrad Füßlin.
Erster Theil.
Zürcih, bey Conrad Orell und Comp.
1741
und Leipzig bey Joh. Fried. Gleditsch.

Melanchthon an Johannes von Sachsen, 26.12.1526

Dem Durchleuchtigsten, Hochgebornen Fürsten und Herrn, Herrn Johanns, Churfürsten, Herzogen zu Sachsen rc. meinem gnädigsten Herrn.

Durchleuchtigster, hochgeborner Fürster, gnädigster Herr. E. C. F. G. seyen meine arme, unterthänige Dienst zuvor. Durchleuchtigster, hochgeborner Fürst, gnädigster Herr.

Es hat mir zu Koburg Magister Baldussar, der Prediger, angezeigt, daß zu Hilperhausen einer viel thörichts Dinngs predige, er besorge auch, daß er bei der Weil aufrührische Wort untermische, darauf mich gebethen, ich sollt solches Herr Georgen von Schawnberg anzeigen. Solchs hab ich gethan, und halte, daß nicht unnützlich wäre Befehl zu geben genannten Magister Baldassar, daß den Prediger zu Hilperhausen fordert, und höret, was er im Schild führet. Er hat nämlich gepredigt von einem Schwert, das in der Schmitten sey, welche Worte verstanden sind, daß er der Oberkeit dräue. Auch sagt man, er halte sich sehr ungebührlich gegen den Pfarrherrn daselb, daraus man abnimmt, daß er selb nach der Pfarre trachte. Sonderlichs aber, das lächerlich ist, doch nicht zu verachten, sagt man, hätte er ihm vorgenommen, wider die Glocken zu predigen. Es ist leider itzt solcher Frevel bei dem mehrern Theil Prädicanten, daß jeder ein neu Spiel will anrichten, so doch in unnöthigen Sachen eine solche Maaß gehalten sollt werden, daß es bei alter Gewohnheit um Friedens willen bleibe.

So viel weiß ich von dieser Sach. Den Mann kenn ich nicht in Hilperhusen, sonst hätte ich ihm geschrieben. E. C. F. G. sey Gott befohlen. Datum zu Wittenberg die Stephani.

E. C. F. G.
armer Diener
Philipps Melancht.

Bretschneider, Carolus Gottlieb
Corpus Reformatorum
Volumen 1
Halis Saxonum
C. A. Schwetschke und Sohn
1834

Luther, Martin – An die Königin Maria von Ungarn.

Der Durchlauchtigsten, Hochgebornen Frauen, Frauen Maria, geborne Königin zu Hispanien, Königin zu Ungarn und Böhmen, meiner gnädigsten Frauen.

Gnade und Trost von Gott unserm Vater und Herrn Jesu Christo. Gnädigste Frau Königin, ich hatte mir vorgenommen durch frommer Leute Angeben Ew. königl. Maj. diese vier Psalmen zuzuschreiben zur Vermahnung, daß Ew. königl. Maj. sollte frisch und fröhlich anhalten das heilige Gotteswort in Ungerland zu fördern, weil mir die gute Mähre zukam, daß Ew. Königl. Maj. dem Evangelio geneigt wäre, und doch durch die gottlosen Bischöfe, welche in Ungarn mächtig und fast das Meiste drinnen haben sollen, sehr verhindert und abgewendet würde: also daß sie auch etlich unschuldig Blut haben vergießen lassen und gräulich wider die Wahrheit Gottes getobet.

Aber nun sich indeß leider die Sache durch Gottes Gewalt und Vorsehung also gekehret hat, daß der Türke diesen Jammer und Elend hat angerichtet und das edle, junge Blut König Ludwig Ew. Königl. Maj. liebes Gemahl niedergeschlagen, hat sich mein Fürnehmen auch müssen so umkehren.

Wie Sankt Paulus schreibt an die Römer, daß die heilige Schrift sei eine tröstliche Schrift und lehre uns Geduld, so habe ich dennoch fortgefahren und dieselbigen Psalmen lassen ausgehen, Ew. Königl. Maj. zu trösten, so viel Gott uns tröstet und giebt, in diesem großen, plötzlichen Unglück und Elend, damit der allmächtige Gott Ew. Königl. Maj. zu dieser Zeit heimsucht, nicht aus Zorn oder Ungnaden, als wir billig sollen hoffen, sondern zu züchtigen und zu versuchen, auf daß Ew. Königl. Maj. lerne trauen allein auf den rechten Vater, der im Himmel ist und sich trösten des rechten Bräutigams Jesu Christi, der auch unser Bruder, ja unser Fleisch und Blut ist, und sich ergötzen mit den rechten Freunden und Gesellen, den lieben Engeln, die um uns sind und unser pflegen.

Denn wiewohl es Ew. königl. Maj. ein bitter schwerer Tod ist und billig sein soll, so frühe eine Wittwe und des lieben Gemahls beraubt zu werden: so wird doch wiederum die Schrift, sonderlich die Psalmen, Ew. königl. Maj. dagegen viel gutes Trostes geben und den süßen, lieblichen Vater und Sohn gar reichlich zeigen, darin das gewisse und ewige Leben »erborgen liegt. Und sürwahr, wer da mag hinkommen, daß er des Vaters Liebe gegen uns in der Schrift kann sehen und fühlen, der kann auch leichtlich ertragen alles Unglück, das auf Erden fein mag. Wiederum wer dieselbige nicht fühlet, der kann auch nicht recht fröhlich sein, wenn er gleich in aller Welt Wollust und Freuden schwämme. Es kann ja keinem Menschen solch groß Unfall widerfahren, als Gott dem Vater selbst widerfahren ist, daß man sein liebstes Kind für alle seine Wunder und Wohlthat zuletzt verspeit, verflucht und des allerschändlichsten Todes am Kreuz tödtet; wiewohl einem Jeglichen sein Unglück das größte dünkt und mehr zu Herzen geht, denn Christi Kreuz, wenn er gleich zehn Kreuz hätte erlitten. Das macht, wir sind nicht so stark von Geduld, als Gott ist: darum thun uns geringere Kreuze mehr wehe, denn Christus Kreuze. Aber der Vater der Barmherzigkeit und Gott alles Trostes wolle Ew. Königl. Maj. trösten in seinem Sohn Jesu Christo durch seinen heiligen Geist, daß sie dieses Elendes bald vergessen oder doch männlich tragen könne, Amen. Zu Wittenberg am ersten des Wintermondes 1526.

Ew. königl. Maj.

williger Diener Martinus Luther.

Quelle:
Hase, Carl Alfred – Luther-Briefe in Auswahl und Uebersetzung für die Gemeinde herausgegeben Leipzig, Druck und Verlag von Breitkopf und Härtel 1867