Luther, Martin – An Frau Dorothea Jörgerin

6. Januar 1527

Christoph Jörger, ein Rath des Kaisers Maximilian I., in Oberöstreich wohnend, ein Anhänger Luthers, hatte von diesem den Eßlinger Prediger Michael Stiefel erhalten. Bei seiner Rückkehr nach Wittenberg schreibt Luther diesen Brief.

Der Edlen und Tugendreichen Frauen Dorothea Jörgerin, Wittwe zu Tollet, meiner beßten treuen Freundin in Christo.

Gnade und Friede in Christo, unserm Herrn. Tugendsame Frau, ich habe den Michael Stiefel mit Freuden empfangen, und sonderlich weil ihr demselben so gut Zeugniß gebt, daß er sich so christlich und fruchtbarlich bei euch erzeigt, wie ich mich denn auch versehen zu ihm habe, und Gott mir diese Zuversicht nicht hat lassen zu Schanden werden. Ich danke euch auch samt meiner Kethen freundlich euers theuren und treuen Geschenks. Gott, der Allmächtige, wolle euch gnädiglich in seinem heiligen Worte, wie er hat angefangen, erhalten und mehren bis auf seine Zukunft. Die Tyrannei wird Gott wohl richten und schicken zu seinem Lob und eurem Heil. Hiermit Gott befohlen, Amen. Am Tage Epiphanie 1527.

Martinus Luther

Quelle:
Dr. Martin Luthers Briefe an Frauen als Pfingstgabe für die deutsche protestantische Frauenwelt. zusammengestellt von Dr. K. Zimmermann Darmstadt Buchdruckerei von Heinrich Brill 1854