Rath von Zwickau an Luther.

7.3.1529

Unser freundliche Dienste zuvor. Ehrwirdiger, achtbar und hochgelahrter, besunder gunstiger Herr und Freund! Von unserm Prediger zu Unser lieben Frauen, Er Paulus Lindenauer, seind wir in wenig verschienen Tagen angesucht und unter anderm bericht worden, wie daß ihme beschwerlich und wider sein Gewissen sein sollte, dasjenige zu vorkundigen, so unsers gnädigsten Herrn des Churf. zu Sachsen etc. vorodente Räthe und Visitatorn, so jungst allhie gewest, hinter sich gelassen und an Statt Seiner Curf. G. dermaßen und nicht anders in der Kirchen ze halten befohlen haben, aus Ursachen, daß etliche Artigkel darunter sein sollten, dorwider er vormals gepredigt hätte; und hat uns derhalben gebeten, daß wir ihme günstigen Urlaub geben wollten, das wir dann also gethan, weil er sich dießfalls unser gnädigsten Herrn Ordenung widersätzig gemacht. Nachdem uns aber an seine Statt eins andern Predigers vonnothen, domit die Murmelung, so seins Abzug halben furhanden, gestillet moch werden, seind wir E. A. W. ganz freundlich bitten, E. A. W. wollte uns so furderlich sein und bei euch zu Wittenberg ader sunst nach E. A. W. Gelegenheit helfen nit entrathen, daß wir zum allerfurderlichsten wiederumb mit einem andern Prediger vorsorget mochten werden, der fromm, geschickt, friedesam und in itzigen Läuften allzeit tugelich wäre. Das wollen wir umb E. A. W., die sich hierinne unbeschwert finden lassen wollte, freundlich vordienen, und hierauf bei diesem unsern Boten E. A. W. beschriebene Wiederantwort erwarten, auf daß wir uns darnach zu richten haben.

Datum Dominica Letare im xxix.
An Doctor Martinus Luther.
Rath.

Quelle:
Dr. Martin Luthers sämmtliche Werke.
Briefwechsel
Bearbeitet und mit Erläuterungen versehen von Dr. th. Ernst Ludwig Enders
Siebenter Band.
Briefe vom Oktober 1528 – Juni 1530
Calw & Stuttgart
Verlag der Vereinsbuchhandlung
1897

Nicolaus von Minkwitz – An Martin Luther

1. März 1529

Meyn freuntlichen Dinst zuvor. Achtbar hochgelarther lieber Her Doctor Sunderlicher guther Freundt, euch weis ich guther Meinung nicht zu vorhalden, das ich bedacht mich zu kurtz nha Speyer auff ytzigen Reichtag meyner Notturfft nach zu begeben. Weil mir den dy Beschwerung ßo den armen Geßellen Wolff Horwigk vom Marggraffen Jochim begegnet zum teil wyßlich vnd ich ym meyns hochsten Vormugens vnd Vorstandes wie wol ich von ym darumb nicht erßucht zw helffen vnd rathen willigk, ist derhalben meyn Bedencken das gedachter Wolff Horwigk sich wy ich yme auch beyligend schreybe vnverzuglich gegen Crelyßen zu mir begebe das er yhe auffs langest ytz den negsten Freytagk nach dato dha wher, wil ich yhn mit mir nhemen vnd mit Pferde vnd Zerung vorlegen zu Gott hoffende, er ßal auff ßeyn Sublicirn vnd Ansuchen auch auff Forderung meyner Hern vnd Freundt erlangen das von den Stenden des Reichs dem Marggraffen ßal gemandirt vnd gebotten werden ym ßeyn Weib volgen zu lasßen. Wy adder die erste Supplitation solde gestellt werden bit ich euch nicht zu beschweren vnd eyn Begriff zu stellen wy sy ewer Achtung solde außgehn, das ich euch guther Meynunge nicht hab zu vorhalden wysßen vnd befhil euch yn die Gnad Gottes. Dat. Montakg nach Oculu 1529.

Bit dyß alles yn gheym bey euch zu behalten.

Nigkel vonn Myngkwicz etc.

Quelle:
Analecta Lutherana
Briefe und Actenstücke zur Geschichte Luthers
Herausgegeben von D. Theodor Kolde
Gotha.
Friedrich Andreas Perthes.
1883.