Philipp von Hessen – An die Lutheraner vor dem Augsburger Reichstag 1530 (Fragment)

Und darum zum Beschluß bitte ich euch um der Ehre Gottes willen und um aller Gläubigen willen, auch dem gemeinen Nutzen zu gut, ists möglich, machet einen freundlichen brüderlichen Frieden mit denen, die man zwinglisch nennt, und bedenket, wie gar freundlich der Apostel und viel der Alten mit einander und gegen die Fremden gehandelt haben. Denn ihr wisset gar wohl, daß der Glaube nicht gezwungen sein will und daß man erst die Herzen gewinnen muß. Sonst helfen keine äusserlichen Gebote. Denn Gebot und Zwang thut es nicht, sondern Unterweisung, und daß man sieht, daß ihr die Zwinglischen mit Treuen begehrt zu unterrichten und nicht zu verderben. Ich hoffe auch nimmer, daß ihr der Meinung, daß man die Zwinglischen mit Gewalt zu euerem Glauben bringen soll, oder sie um ihres Glaubens willen überziehen; welches doch wäre wider alle Schrift, dazu wider Luthers eigen Schreiben, den Türken betreffend, und sonst, welcher Glaube gar nicht tauget. Ich traue es euch nicht zu, wiewohl mir allerlei gesagt wird.

Philipp Melanchthon’s Schreiben an Luther.

1) Als wir Euch heute durch D. Jonas Boten schreiben wollten, siehe, da werden uns, da wirs uns nicht versahen, Eure ganz lieben und gewünschten Briefe gebracht, welches uns sehr angenehm ist, und bitten, Ihr wollet von allem Eurem Zustand oft schreiben. Wir haben von Nümberg aus Briefe hingesandt, davon wir auch diesem Boten befohlen haben, wenn sie noch nicht verschickt wärm, daß er sie fordern sollte. Zu Augsburg haben wir gewissere Zeitung vernommen; denn gestern ist Graf Albrechts Diener wiederkommen, der ausgesandt war, des Kaisers Reisen zu erkundigen: der bringt die Zeitung, daß Kais. Majestät von Trient aufgebrochen, und ist, so uns die Rechnung nicht betrügt, jetzt zu Insbruck ankommen. Graf Heinrich von Nassau schreibt gar freundlich und dienstlich an unsern Kurfürsten, und vermahnt ihn, daß er bei Zeiten auf dem Reichstag erscheine. Wiewohl aber mancherlei von Vielen geredet wird; so haben wir dennoch gute Hoffnung, daß es Kais. Majestät gut meine. Aber die ganze Sache stehet, wie Ihr wisset, in Gottes Hand. Derohalben werdet Ihr fleißig beten, welches Ihr ohne Zweifel thut. Ausgenommen unsern gnädigsten Herrn, ist noch kein Fürst allhie. Herzog Georg, sagt man, soll in dreien Tagen ankommen; und Cochläum mit sich bringen, dadraus, wenn man wenig Buchstaben verändert, der Vogel xoXos wird, von welchen Dohlen Ihr uns geschrieben habt, wie lieblich sie in Eurer Nachbarschaft rhetorisiren oder geken. Und damit Ihr wisset, daß Etwas dran ist, so hat Eck, welches Name, etliche Mal wiederholet, eben der Dohlen Gesang ist, Eck Eck Eck Eck einen großen Haufen Schlußreden wider uns zusammen gebracht, und fordert von den Fürsten, daß eine Disputation wider die Lutherischen angestellt werde. Mit ihm hälts mein alter Freund Stillicanus, welcher uns gräulich dräuet. Es sind auch viele Andere, die ich nicht nennen mag, wahrhaftige Dohlen und Krähen und Raben, und was noch aus ihnen werden mag.

2) Der hessische Kanzler D. Feig, ist gestern gekommen, und sagt, sein Herr sei auf dem Weg. Mit ihm ist M. Schnepf kommen, ein frommer Mann, und der Euch herzlich lieb hat: der vertröstet uns etlichermaßen, daß sein Herr könne auf rechter Bahn erhalten werden, wiewohl er nicht läugnet, daß Gefahr dabei sei. Er sagt, wie, heftig er mit ihm streite von des Herrn Nachtmahl, und wie ohne Unterlaß die Schwätzer mit ihren Briefen bei ihm anhalten. Solches bekümmert mich hoch, und würde derowegen nicht undienlich sein, daß Ihr an ihn oder an unsern jungen Herrn geschrieben hättet, damit der Landgraf in rechter Bahn erhalten würde.

3) Ich habe die Vorrede auf unsere Confession etwas scheinlicher und zierlicher gestellt, als ich zu Coburg geschrieben hatte; wills aber in Kurzem selbst bringen; oder so es der Kurfürst nicht zulassen wird, senden.

4) Mir wäre beinahe entfallen, unter die Krähen auch Euren Cajetanum zu zählen, welcher mit dem Kaiser anher kommen soll. Zu Nürnberg hörte ich’s schon obenhin von ihm, hier aber behauptet man, er käme gewiß mit. Ich wollte fürwahr Campegium, als einen in bürgerlichen Sachen erfahrnen Mann, viel lieber sehen. Jener ist ein närrischer und grober Mann, mit dem Nichts auszurichten. Doctor Caspar schickt Euch hiemit Briefe und Arznei. Christus helfe Euch. Eurer Ehefrauen Schreiben folgt wieder zurück; des Caspars Brief aber habe in Händen behalten. Wird mich Gott glücklich und in Frieden wieder zurück bringen, so will sehen, daß er ihn beschwert erhalten möge. Wenn ich bei Euch wäre, wollte ich Euch treulich beistehen. Gehabt Euch wohl. Donnerstags nach Kreuzes Erfindung. (Mai 1530.)

Quelle:
Philipp Melanchthon's Werke, in einer auf den allgemeinen Gebrauch berechneten Auswahl. Herausgegeben von Dr. Friedrich August Koethe Erster Theil Leipzig: F.A. Brockhaus 1829

Melanchthon an Luther.

1) Wir haben schon einen Boten bedungen, der an Euch und so fort nach Wittenberg abgehen sollte. Denn D. Jonas hat den Tod seines Sohnes aus Briefen vom Secretär Viola erfahren. Unter dem Schreiben aber sind mir Eure letztem Briefe durch Herrn Apelli Boten zu Handen gekommen. Jonas gibt sich ziemlich zufrieden, nachdem er erfahren, daß seine Ehefrau gesund sei. Denn um diese war er nur besorgt, und ich hatte auch nicht geringen Kummer. Mein Verdacht und Sorge wurde noch dadurch größer, daß ihr D. Pommem den Brief, dessen er doch in einem Schreiben an Euch Erwähnung gethan, nicht geschickt.

2) Der Kaiser ist noch nicht allhier, und wird, wie mich dünket, vor Pfingsten schwerlich ankommen. Er hat weder den Herzog zu Baiern, noch Herzog Georgen zu Sachsen zu Berathschlagung der Religionssachen gezogen; denn er will sich unparteiisch halten. Man berichtet, daß in des Kaisers Rath zweierlei Stimmen seien; eine: daß er die Lutherischen nicht verhören, sondern durch ein Edict alsbald verdammen soll: die andre, daß er’s ordentlich verhören soll und die Mißbräuche in der Kirche abschaffen. In dieser Meinung soll Kaiserl. Maj. Kanzler, Mercurinus sein, gar ein vortrefflicher und bescheidener, friedliebender Mann; der soll sagen, daß er in dieser seiner Schwachheit vornehmlich der Ursach Kaiserl. Maj. nachgezogen sei, daß er anders nicht vermeint, denn daß die Religionssachen zum guten Ende laufen würden. Für seine Person könnte und wüßte er blutgierigen Rathschlägen und Vornehmen nicht beizuwohnen. Wir haben hier nichts gehört, das unsers Bedünkens würdiger wäre zu schreiben. Und ich zwar habe an dieser Rede und Urtheil des hochverständigen und weisen Mannes ein sonderlich Wohlgefallen. Christus wolle sich unser annehmen und uns erhalten, und wolle alle Anschläge regieren, daß sie zum Frieden und gemeinen Besten gedeihen! Es soll auch Mercurinus dieß gesagt haben: man habe zu Worms wohl gesehen, wie mit gewaltthätigen Anschlägen nichts Fruchtbarliches sei auszurichten. Denn er ist zu Worms in der Kais. Maj. Hof und Rath gewesen. Wir sind allzumal, auch die Fürsten, Eurer Gesundheit halben sehr bekümmert; bitten derohalben Gott, Er wolle Euch um seines Worts willen erhalten. Ist auch an Euch unsre Bitte, daß Ihr Eurer Gesundheit wohl pfleget. D. Caspar schickt Euch bei des Kurfürsten Boten etliche Arznei, die zur Stärkung des Haupts und Herzens dienen. Denn er hat Euch sehr lieb.

3) In der Apologie ändern wir alle Tage viel. Dm Artikel von Gelübden, weil er etwas geringer war, habe ich herausgenommen, und an seiner Statt eine andre ausführliche Erklärung gesetzt. Jetzund stelle ich den Artikel von der Kirchengewalt. Ich bitte, Ihr wollet die Artikel des Glaubens übersehen; so Ihr in denselbigen keinen Mangel finden werdet, wollen wir die übrigen ziemlich entwerfen; denn man muß immer darin Etwas ändern und sich nach der Gelegenheit richten.

4) Der Landgraf zu Hessen gehet jetzund damit um, daß er unsere Confession unterschreibe, und scheinet, daß er leichtlich zu den Unsern könne gebracht werden; aber hierzu ist Eures Schreibens von Nöthen. Dann bitte ich auf das Höchste, Ihr wollet an den Landgrafen schreiben, und ihn ermahnen, daß er sein Gewissen mit Vertheidigung einiger falschen Lehre nicht beschweren wolle. An den Kurprinzen schreibet nicht wieder; denn er ist nun Niemand ungnädiger, als Euch, den er doch zuvor höher, als seinen Augapfel geliebet. Aber sein Gemüthe ist sehr veränderlich, und das kommt nicht sowohl von den Jahren, als vielmehr, wie mich dünkt, von der Natur her. M. Schnepf ist ein gar guter, beständiger Mann. Ich wollte, daß Ihr ihm zu Ehrm, wenn es die Gelegenheit so würde mitbringen, hättet geschrieben. Was die Friesen anlangt, hat der Kurfürst D. Pomerano befohlen, daß er einen tüchtigen Mann, welcher gut Sächsisch reden kann, soll ausfragen, und den Friesen zuschicken. Auf diese Meinung könnet Ihr antworten. Ich sende Euch ein Conterfait der Belagerung der Stadt Wien Durch Apelli’s Boten wollen wir Mehreres schreiben. Unterdessen werdet Ihr diesem unsern Boten Briefe an Eure redliche Ehefrau mitgeben; denn er wird Antwort zurück bringen können. Gehabt Euch wohl, und betet für uns zu Christo, unserm Herrn. Gegeben am Sonntag Vocem Jucunditatis, den 22. Mai anno 1530.

Quelle:
Philipp Melanchthon's Werke, in einer auf den allgemeinen Gebrauch berechneten Auswahl. Herausgegeben von Dr. Friedrich August Koethe Erster Theil Leipzig: F.A. Brockhaus 1829

Luther, Martin – An Churfürst Johann zu Sachsen. (20. Mai 1530)

Coburg, 20. Mai 1530.

Durchlauchtigster rc. rc. Unser lieber Vater im Himmel helfe, daß E. C. F. G. Herz fest und geduldig bleibe in seiner Gnade.

Denn auf’s Erste, so ist ja dieß gewiß, daß E. C. F. G. solche, Mühe, Kost, Gefahr und lange Weile lauterlich um Gottes Willen tragen müssen, sintemal alle wüthige Feinde keine andere Schuld zu E. C. G. haben, denn das reine, zarte, lebendige Wort Gottes; sonst müssen sie E. C. G. ja einen unschuldigen, stillen, frommen, treuen Fürsten bekennen. Weil denn das gewiß ist, so ist’s ja ein großes Zeichen, daß Gott E. C. G. lieb hat, als dem er sein heiliges Wort so reichlich gönnt. Und Gott zum Freunde haben, ist ja köstlicher, als aller Welt Freundschaft haben. Ueber das, so zeigt sich der barmherzige Gott noch gnädiger, daß er sein Wort so mächtig und fruchtbar in E. C. G. Lande macht. Denn freilich E. C. G. Lande die allerbesten Prediger haben, wie sonst kein Land in aller Welt, die so treulich und rein lehren und so schönen Frieden helfen halten. Es wächst jetzo daher die zarte Jugend von Knäblein und Mägdlein, mit der Schrift so wohl zugerichtet, daß mir’s in meinem Herzen sanft thut. Es ist fürwahr solches junges Volk in E. C. G. Lande ein schönes Paradies, desgleichen auch in der ganzen Welt nicht ist. Und solches Alles baut Gott in E. C. G. Schoos, zum Wahrzeichen, daß E. C. G. gnädig und günstig ist. Als sollte er sagen: wohlan, lieber Herzog Johann, da befehle ich dir meinen edelsten Schatz, du sollst Vater über sie sein: denn unter deinem Schutze will ich sie haben, und dir die Ehre thun, daß du mein Gärtner und Pfleger sein sollst. Das ist je gewißlich wahr. Weil denn Gott so reichlich in E. C. G. Land wohnt, daß er so gnädiglich walten läßt, daß dadurch E. C. G. Güter alle in einem seligen Brauche und Dienste gehen und eigentlich alles tägliche Almosen und Opfer sind, dem heiligen Worte Gottes dargereicht ohn Unterlaß, so hat E. C. F. G. große Ursach, sich in Gott zu freuen und an solchen großen Zeichen seiner Gnade sich zu trösten. Denn es ja eine große herrliche Ehre ist, daß Gott E. E.G. dazu erwählt, geweiht und würdig gemacht hat, daß Leib und Gut, Land und Leute und alles, was E. C. G. hat, in solchem schönen Gottesdienste steht und geht, daß sein göttlich Wort nicht allein unverfolgt, sondern auch dadurch gleichsam ernährt und erhalten wird. Zuletzt haben nun E. C. G. auch zuvor das treue herzliche Gebet bei allen Christen, und wir wissen, daß unser Gebet recht ist, darum wir auch gewiß sind, daß es erhört wird. O, das junge Volk wird’s thun, das mit seinen unschuldigen Zungen so herzlich gen Himmel ruft, und E, C. G. als ihren lieben Vater so treulich dem barmherzigen Gott befiehlt. Unser lieber Herr und treuer Heiland, Jesus Christus, den uns der Vater aller Gnaden hat so reichlich offenbaret und geschenkt, der wolle E. C. G. über alle meine Worte, seinen heiligen Geist, den rechten ewigen Tröster senden. Amen, lieber Gott, Amen.

Quelle:
Auserlesene geistvolle Briefe Der Reformatoren und sonstiger bedeutender Männer der evangelischen Kirche Zur christlichen Erbauung und Belehrung von C.E. Renner, evangelischem Pfarrer. Stuttgart. C. Cammerer (früher H. W. Beck’S Verlag.) 1862

Luther, Martin – An den Kurfürsten Johannes. 1530

Martin Luther, 1530 aus Coburg

Dem Durchleuchtigsten, Hochgebornen Fursten und Herrn, Herrn Johanns, Herzogen zu Sachsen und Kurfursten, Landgrafen in Thuringen und Markgrafen zu Meissen, meinem gnädigsten Herrn.

Gnade und Friede in Christo unserm Herrn. Durchleuchtigister, Hochgeborner Furst, gnädigster Herr! Ich hab M. Philippsen Apologia uberlesen: die gefället mir fast wohl, und ich weiß nichts dran zu bessern, noch ändern, wurde sich auch nicht schicken; denn ich so sanft und leise nicht treten kann. Christus, unser Herr, helfe, dass sie viel und große Frucht schaffe, wie wir hoffen und bitten, Amen.

Auf die Frage:

Wo K. M. begehren wurde, dass E. K. F. G. sollten mit Predigen stille halten lassen, ist nach, wie vormals, meine Meinung, dass der Kaiser ist unser Herr, die Stadt und alles ist sein; gleichwie man E. K. F. G. zu Torgau nicht sollt widderstreben, wo sie begehrten odder schafften, als in ihrer Stadt, dass man dieß odder das lassen sollte. Wohl mocht ich, wo es seyn wollt, gern sehen, dass man mit guten fuglichen Worten und Weise K. M. Begier und Furnehmen kunnte wenden mit Demuth, dass S. K. M. nicht so unverhoret das Predigen verbotte, sondern ließe doch zuvor jemand zuhoren, wie man predigte. Es sollt ja K: M. nicht die lauter klare Schrift zu predigen verbieten, weil man doch sonst nicht aufruhrisch noch schwärmerisch predige. Will das nicht helfen, so muß man lassen Gewalt fur Recht geben. Wir haben das unser gethan, und sind entschuldiget.

Solchs habe ich E. K. F. G. auf diese Frage wissen unterthäniglich zu antworten. Der barmherzige Gott sey mit E. K. F. G. durch seinen heiligen trostlichen Geist, Amen. Am Sonntag Cantate, Anno 1530.

E. K. F. G.

Unterthäniger

Martinus Luther.

Quelle:
Dr. Martin Luthers Briefe, Sendschreiben und Bedenken, vollständig aus den verschiedenen Ausgaben seiner Werke und Briefe, aus andern Büchern und noch unbenutzten Handschriften gesammelt, kritisch und historisch bearbeitet von Dr. Wilhelm Martin Leberecht de Wette, Professor der Theologie zu Basel Vierter Theil. Berlin, bey G. Reimer. 1827.

Kurfürst Johann von Sachsen an Luther

11.5.1530

Johans rc.

Unsern Gruß zuvor. Ehrwirdiger und Hochgelahrter, Lieber, Andächtiger! Nachdem Ihr und andere unser Gelehrten zu Wittenberg auf unser genädigs Gesinnen und Begehr die Artikel, so der Religion halben streitig seind, in Vorzeichnuß bracht, als wollen wir Euch nicht bergen, daß itzt allhie Magister Philippus Melanchthon dieselben weiter übersehen und in einen Form gezogen hat, die wir Euch hiebei ubersenden. Und ist unser genädigs Begehrn, Ihr wollet dieselben Artikel weiter zu ubersehen und zu bewegen unbeschwert sein, und wo es Euch dermaßen gefällig ader ichtwas darvon ader darzuzusetzen bedächtet, das wollet also darneben vorzeichen, domit man alsdann auf Kais. Maj. Ankunft, der wir uns in Kurze vorsehen, gefaßt und schickt sein muge, und uns dieselben alsdann bei diesem Boten wohl verwahrt und verpetzschaft unverzuglich wiederumb anher schicken.

Von Zeitungen wissen wir Euch nicht zu verhalten, daß uns von den Unsern, so wir itzt zu Inspruch an Kais. Maj. Hof haben, unter anderm geschrieben ist worden, wie man in Furhaben sei, zu Kais. Maj. Ankunft mit uns zu handeln, domit wir in den Kirchen, wie wir nagefangen, nicht wollten predigen lassen, wie Ihr die Meinung aus eingelegter Vorzeichniß ungeföhrlich werdet zu vornehmen haben. Und ob Ihr uns wohl hievor derwegen ein Bedenken vorzeichent, so wollet uns gleichwohl auf den Fursclag, so man uns allhie sollt thun wollen, Eur Meinung itzt auch ferner, domit wir in dem vor Gott und unser Gewissen halben recht thun mugen, zu erkennen geben.

Daran thut Ihr uns zu genädigem Gefallen. Datum Augspurg, Mittwoch nach Jubilate Anno Domini etc. xxx.

An Doctor Martinum

Quelle:
Dr. Martin Luthers sämmtliche Werke.
Briefwechsel
Bearbeitet und mit Erläuterungen versehen von Dr. th. Ernst Ludwig Enders
Siebenter Band.
Briefe vom Oktober 1528 – Juni 1530
Calw & Stuttgart
Verlag der Vereinsbuchhandlung
1897

Johann von Sachsen an Martin Luther, 11.5.1530

Johannes, von Gottes Gnaden, Churfürst rc.

Unsern Gruß zuvor, Ehrwürdiger und Hochgelahrter, lieber Andächtiger. NAchdem ihr und andere unsere Gelehrten zu Wittenberg, auf unser gnädiges Ansinnen und Begehren die Artikel, so der Religion halben streitig sind, in Verzeichniß bracht: als wollten wir euch nicht bergen, daß jetzt allhie Mag. Philippus Melanchthon dieselben weiter übersehen und in eine Form gezogen hat, die wir euch hierbei übersenden. Und ist unser gnädiges Begehren, ihr wollet Dieselben weiter zu übersehen und zu bewegen unbeschwert seyn. Und wo es euch dermaßen gefällig, oder etwas davon oder dazu zu setzen bedächtet, das wollet also daneben verzeichnen, damit man alsdann auf Kaiserl. Majestät Ankunft, der wir uns in Kürze versehen, gefaßt und geschickt seyn möge, und uns dieselbigen alsdann bei diesem bothen wohl verwahrt und verpetschaft unverzüglich wiederum anher schicken.

Von Zeitungen wissen wir euch nicht zu verhalten, daß uns von den Unsern, so wir jetzt zu Insbruck an Kais. Maj. Hofe haben, unter andern geschrieben ist worden, wie man in Vorhaben sey, zu Kais. Maj. Ankunft mit uns zu handeln, damit wir in der Kirchen, wie wir angefangen, nicht wollten predigen lassen, wie ihr die Meinnung aus eingelegter Verzeichniß ungefährlich werdet zu vernehmen haben. Und ob wir uns wohl hievor derwegen mit Bedenken verwahrt, so wollet uns gleichwohl auf den Vorschlag, so man uns allhie soll thun wollen, eurer Meinung jetzt auch zu erkennen geben, damit wir in dem vor Gott und unsers Gewissen halben recht thun. Daran geschieht uns zu gnädigem Gefallen. Datum Augsburg, Mittwochen nach Iubilate, anno 1530.

Bretschneider, Carolus Gottlieb
Corpus Reformatorum
Volumen II
Halis Saxonum
C. A. Schwetschke und Sohn
1835

Melanchthon an Luther, nach Coburg.

Es wird Euch unsere Apologie zugeschickt, wiewohl es vielmehr eine Confession ist. Denn der Kaiser hat nicht Zeit, lange Disputationes anzuhören. Ich habe aber gleichwohl dasjenige gesetzt, das ich vermeine am nützlichsten, oder zu lehren am dienlichsten sei. Aus diesem Bedenken habe ich gar nahe alle Artikel des Glaubens zusammen gefasset. Denn Eck hat ganz giftige und teufelische Lästerungen wider uns lassen ausgehen, welche ich hiemit habe wollen ablehnen. Ihr werdet nach Eurem Geist von der ganzen Schrift urtheilen. Herzog Georg und Markgraf Joachim sind zum Kaiser gezogen; da werden sie von unsern Hälsen rathschlagen. Derohalben werdet Ihr Gott bitten, daß er der Völker, die zu Krieg Lust haben, Rath zerstreue.

Es wird Euch eine Frage zugeschickt, darauf bitte ich ganz fleißig, daß Ihr antworten wollet. Der Kaiser wird ohne Zweifel die Zwinglischen Predigten verbieten; derohalben gedenken wir, daß man unter diesem Schein auch unsere Predigten verbieten werde, denn M. Eisleben jetzund in einer öffentlichen Kirchen prediget. Was ist denn Eure Meinung? Soll man sich der öffentlichen Kanzel enthalten, wenns der Kaiser begehren wird, auf daß man auch die Zwinglischen Predigten ohne Lärmen verbieten könnte? Ich habe geantwortet: man soll dem Kaiser, dieweil wir in seiner Stadt allhie Gäste sein, hierinn willfahren; aber unser Alter ist schwer dazu zu bewegen. Bitte derohalben, Ihr wollet Eure Meinung hiervon Deutsch auf einem sonderlichen Zeddel schreiben. Bitte abermal freundlich, Ihr wollet von dieser Sache antworten.

Der Kaiser wird (als wir achten,) in vierzehen Tagen allhie nicht ankommen können, denn jetzund zu Halle im Innthal ein Landtag gehalten wird. Sonst haben wir nichts Neues, und wissen nicht, was wir von des Kaisers Rathschlägen hoffen können, dieweil so mancherlei Gedanken und Reden davon sein. Wir erwarten aber Hilfe von unserm Herrn Christo. Hiermit Gott befohlen! Den 10. Mai (1530).

Quelle:
Philipp Melanchthon's Werke, in einer auf den allgemeinen Gebrauch berechneten Auswahl. Herausgegeben von Dr. Friedrich August Koethe Erster Theil Leipzig: F.A. Brockhaus 1829

Kurfürst Johann von Sachsen an Luther

5.5.1530
(Fragment)
Lieber Er Doctor! Nempt allda verlieb, laßt euch die Weil nicht lang sein. Wegen Gesundheit euers Leibes sind wir alle hochbekümmert, bittn Gott, er wolle euch lang erhalten umb seines lieben Worts willen; ja euch selbst ermahnen wir, wollet euer Gesundheit ja wohl pflegen. D. Caspar, unser Arzt, schickt euch Arznei bei diesem Boten, das Haupt und Herz damit zu stärken, denn er ist euer treuer Freund, und wir auch bleiben euch zu allen Gnaden wohl geneigt rc.

Quelle:
Dr. Martin Luthers sämmtliche Werke.
Briefwechsel
Bearbeitet und mit Erläuterungen versehen von Dr. th. Ernst Ludwig Enders
Siebenter Band.
Briefe vom Oktober 1528 – Juni 1530
Calw & Stuttgart
Verlag der Vereinsbuchhandlung
1897

Melanchthon, Philipp – Der ehrbaren tugendsamen Frau Catharina Lutherin, Doctorin, meiner besondern günstigen Freundin,

Gottes Gnad und alles guts! Ehrbare, tugendsame Frau Doctorin. Ich füge euch zu wissen, daß wir nun, Gott gebe Gnad, bis gen Augsburg kommen sind, und haben den Herrn Doctor zu Coburg gelassen, wie er ohn Zweifel euch geschrieben hat. Ich hoffe aber in kurz bei ihm zu seyn. Bitt euch, ihr wollet mir schreiben, wie es euch gehet, und wie sich der Hauptmann des Korns halber erzeiget habe. Womit ich euch dienen kann, will ich mit allem Fleiß, wie ich mich schuldig erkenne, solches thun und ausrichten. Beide Canzler grüßen euch, und wünschen alles Gute. Gott bewahr euch. Datum Augsburg, Mittwoche nach Walpurgis.

Herzog Georg von Sachsen soll morgen oder übermorgen herein kommen. Der Kaiser ist noch fern, kommet aber.

Philippus

Liebe Gevatter. Auch wünschte ich euch, Hänschen Luther, und Magdalenchen und Muhme Lenen, viel seliger Zeit. Puffet mir in meinem Namen meinen liebsten Jungen.

I. Ionas

Ich, Johann Agricola Eißleben, mein es auch gut, mein liebe Frau Doctorin.

Quelle:
Corpus Reformatorum II Edidit Carolus Gottlieb Bretschneider Philos. et. Theol. Doctor, Consis. Supremi Gothani Consil. intim. et ministrorum verbit divini in ducatu Goth. Antistes Primarius Ordinis Duc. Saxc. ERnestin. Eques, Societatis Latinae ienensis et societatis historico-theologicae Lipsiensis Sodalis Halis Saxonum Apud C.A. Schwetschke et Filium 1835