Brenz, Johannes – An den Rath zu Hall (Anfang Octobers 1530.)

Vest Erbar weys und fursichtig Hern. Ich hab die nottel des tagen Augspurgischen Abschieds widerumb ubersehen, und nachdem E. W. zuwussen begert, warin und in welchen stucken derselb abschied antzunemen beswerlich, Auch was daruff vor kay. M. raglicher weys zu handeln sey: So gib Ich e. w. hiruff undertheniglich zuversten, das gleich wie under einem hauffen erbarer biderlewt zweyerlai parthey in des glaubens sachen erfunden, Also mag auch die beswerd des abschieds zweyerlai weys angelogen werden.

Etlich seyen in des glaubens sacheu verstendig und entpfinden in jrm gewussen auss dem gotlichen wort, das die itzig predig des Evangeliums recht und warhaftig ist, und disse mogen die beswerd des Abschieds auf gotlich weys von artickel zu artickel, wie es auffs kortzist hernach folgt, anziehen.

Ich wil ytz geschweygen der vorred und Narration kay. M. darb sein M. erzelt, das die bekantnus des glaubens den protestirenden Stenden durch die heiligen Evangelia und schriften widerlegt nd abgeleint sei worden, welohs einem verstendigen Cristen zubewilligen oder helffen zuversigeln und bestetigen gantz beswerlich wt . N mlich so kay. M. die gegenantwort der protestirenden Stend, so in hailiger gotlicher geschrift wol gegrundt ist, gantz aussgeslagen und keins wegs hat annemen wollen. Das dan nichts anderst ist, dan on ordenlich gericht und verhor verdamen. Aber die artickel wil Ich fur die hand nemen und auffs kurtzist die beswerd darin antzaigen.

Zum ersten wurdt gesagt, das die Cristenlich kirch auss einsprechung des hailigen gaists und guten ursachen heilsamlich geordnet hab, das einem Jden Cristen lichen menschen das hochwirdig Sacrament allein under der gestalt des brots gereicht werden sol etc. Das ist so beswerlich antzunemen, zu bewilligen und helffen handtzuhaben, das darmit der hailig gaist geschmecht und gelestert wurt. Es hat ye Crittus unser her das Sacrament in baiderlai gestalt auss dem hailigen gaist eingesetzt. So ist die schrift, die da sagt: Trinckent all daruss, auss angeben des hailigen gaists geschriben. Darumb welcher die verendrung diser einsatzung on ausstrucklich gotlich wort dem hailigen gaist zuschreybt, der lestert den hailigen gaist und ruft jn fur ein lugner auss, als der da in seinen worten unbestendig sey und heut weys, morgen schwartz rede. Wan man nu disses wolt nach der leng auflmutzen, wie es mit der warhait geschehen mocht, so wurd man darhinder so vil beschwerd finden, das sich ein Cristenlich hertz darvor entsetzen wurd und freylich ehe den todt leiden, dan darin bewilligen und bekennen.

Zum andern die gemein und sondere messen betreffend: wiewol die Layen kein mess halten, so ist doch das einem Cristenlichenlayen gantz beswerlich, das Er sol verwilligen und helffen zwingen die mess zuhalten, die gewisslich seyen ein lesterung des leidens unsers hern Jesu Cristi. Dan das einig opfer unsers Hern Cristi, so einmal am Creutz geschehen, ist ein gnugthonung fur unser sund. So stets aber in den beyden Canon der Mess, das der Mess opfer der lebendigen und todten sund hinweg nem: was ist das anderst dan Cristum verstossen und das werck der mess an sein etat setzen? Es ginge wol hin und wer leidenlich, das man das messgewandt anthet und etlich ander Ceremonien, auch gesang und gebet in der Mess hielte; Aber zubewilligen, dass die mess allermassen ja wie bissher under dem Bapstum geschehen gehalten werd, das hiess Cristum verleugnen und die Mess fur Cristum erkennen.

Zum dritten mocht der kinder firmung an jm selbs wol gedult werden. So ligt auch nit vil an der Olung, so man sie an jr selbs bedenkt. Aber da ligt die beswerd: die Olung ist gebraucht worden fur verzeihung und ableinung der Sund, und wurt ytz gebotten allermass wie bissher zuhalten. So man nu darin bewilligt, wurd man abermal in ein lesterung des leidens Jesu Cristi, das allein die sund abnimpt, verwilligen.

Zum vierdten des freyen willens und des blossen glaubens halb wer wol ein mitel zutreffen; Aber wie es die Schuller geschriben und der artickel des abschieds gemeint, so wurdt darmit der gnad Gottes jr ere und dem glauben sein gerechtikait enzogen. Dan sovil man dem freyen willen zulegt, sovil benimpt man der gnad Gottes, und sovil man gerechtikait den wercken zugibt, sovil nimpt man sie dem glauben, So doch geschrib stet: der mensch wurt gerecht auss dem glauben on die werck des gesatz lauter vergebens. Darumb in disse artickel zubewilligen, wan mans recht wil aussrechen, so ist nichts dan die gnad Gottes und den glauben verleugnen. Zum funfften, Was fur beschwerd eins Cristen gewussens daruff sthee, wan er zwingen sol, all alte Ceremonien wider auffzurichten und die verdichte prister, als hetten sie wider Got gehandelt, des lands vertreiben etc., Bedarff nit vil wort. Ein igklicher verstendiger kan es selbs wol bedencken.

Und in Summa: Ein Gotsforchtiger Crist, der seines glaubens gewissen grund und verstand hat, mag wol leiden on seins gewussens nachtail, das kay. M. auch andere Curfursten und fursten den alten glauben, wie sie jn nennen, halte. Es mag doch ein Crist wol leiden, das ein ander ein Jud oder Turck sey, das bringt -einem gewussen kein nachtail. Aber sich in den Ob erzelten stucken mit kay. M. Curf. und fursten (wie die wort des abschieds lauten) vereinigen und vergleichen, auch dasselb mit eignem Insigel bestetigen, Das kan und mag mit gutem gewussen vor Got on Nachtail der sel selikait nicht geschehen. Unnd das ist dieGotlich weys, darmit sich ein verstendiger Crist des Abschieds billich beschwern muss.

Dargegen sein etlich frum erber Biderlewt vor der welt und sein doch einfeltig und ungelert layen, Sehen wol die sach gern gut, versten sich aber nit vil weder in dem alten noch in dem newen glauben. Wiewol nu diss.e die vorgend gotlich weys der beswerd weder glauben noch versten, Jdoch wil jnen als vernufftig Biderlewten auch nit geburn, in dissen beswerlichen abschied zuTerwilligen und mogen die beswerd weltlicher weys bedenken and anziehen, also:

Zum ersten. Der handel des glaubens, so itz im zwispalt, ist hoch wichtig und treffenlich, und furnemlich ubertritt er gar nahe in den aller hochsten artickeln den geringen verstand eines ungelerten einfeltigen Laven. Man disputirt von dem Canon in der mess, so weys laider der einfeltig lay nicht, was Canon heisst . Man disputirt von der gerechtikait des glaubens, Ob die frumckait allein dem glauben oder auch den wercken zuzeschreyben sey. Disse disputation gibt auch den hocherleuchten Cristen zuschaffen, wil geschweygen dem einfeltigen layen. Man handelt vom freyen willen. Es ist aber kaum muglich, das ein einfeltiger disen handel wie man in der schul by den gelerten darvon redt, versten moge. Man handelt von Sacramenten: es solten aber die einfeltigen layen wol nit wussen, was doch das Sacrament zu deutsch hiess. Und derglychen artickel sein vil, darob sich der zwispalt des glaubens erhept hat .

Solt nu ein Erbarer frumer biderman bewilligen, verjehen und bekennen, das Er in warhait selbs nit verstet, und solt dartzu helffen die andern zwingen, demselben von jm selbs unverstandenen glauben anzuhangen, oder wo es sie nit thon wolten, sie helffen verfolgen, vertreiben, verjagen, erwurgen und erslagen: wie kont es doch ein Redlicher man, ob er schon sunst an got nit glaupt, uber sein hertz bringen?

Zum andern, so hat kay. M. ein ableinung der protestirenden Stend bekantnus gethon und sagt frey, Es sey mit dem hauigen Evangelion und der schrift abgelaint, haben doch die selbe ablainung wenig person gehort . Wie wolt es sich dan einem vernufftigen weysen man gezimen, das Er ein solichs verwilligt und mit Beinern aigen Insigel bestetigt, das Er nit gehort noch gewusst, und ob ers schon gehort, nit verstunde. Man sagt wol, das man kay. M. hirin vertrawen sol, Jr M. werd niemants verfurn. Das mag man wol gut lassen sein, wan kay. M. in jrm weltlichen ampt bleipt und darin handelt . Aber wan sich sein M. des glaubens sachen annimpt, so stet geschriben: Man sol auch keinem Engel vom himel herab trawen, Er sag dan das recht Evangelion. Und wil die sach des glaubens und der seeln auff kein menschen sondern allein uff Gottes wort vertrawt sein.

Zum dritten die zwispalt des glaubens gehoren ordeulich zu eins Concilii entschiedung. So beruffen sich auch die protestirende Stend auff ein Concilium. Solt nu ein Biderman in den itzigen Abschied verwilligen: was thet Er anders, dan das er unordenlich hilff beschliessen, das ordenlich zum beschluss eines Concilii gehort, und das were nichts anderst, dan on ordenlich urtail and Recht verdamen. Und das seyen einem vernufftigen man grosse beswerd, das er ein unverstandenen handel unverhort sol helffen verdamen und die leut, wo es datzu kem, erslagea.

Dieweyl nu, Gunstig lieben Hern, kay. M. der protestirenden Stend verantwurtung nit hat wollen annemen, Sonder gesagt, man sey nit hie von Disputirens wegen, so kan Ich wol erachten, wan schon E. W. die beswerd, so oben gotlicher weys erzelet seyen, vor kay. M. furwendet, sie wurden ein gering ansehens haben.

Dartzu so ist die versamlung Ewer erbaren weysshait ungleich. Ich bit aber E. W. wolle mir disses gunstlich verzeyhen. Dan sol Ich mein gutbeduncken sagen, so muss Ichs on ansehen der person thun, Und hat dise meynung. Ich gedenck, es seyen wol etlich ander e. w. versamlung, die in des glaubens sachen verstendig und in jrm gewissen entpfinden, das die itzig predig des Evangeliums recht und wahrhaftig sey, und so disse allein erfordert wurden, so geburt es jnen nach gotlicher weys die beswerd des abschieds zubekennen. Ich gedenk auch, das etlich darunder seyen, so die ßach ernstlich gut meinen, seyen dartzu redlich und erbar, vernufftig biderleut, Jdoch haben sie kein grundtlichen verstand, bericht und wussenhait diser hochwichtigen sach. Darumb so ye kay. M. wussen wolt, warin doch e. w. diser abschied beswerlich anzunemen sey, bedunckt mich, es wer ytzemal gnug gethon, das E. W. die weltlichen beswerd furwendt und kay. M. anzaigte, das e. w. bisshieher in den kirchen Ceremonien fur sich selbs nichts verendert oder abgethon, Sonder den gantzen handel als einfeltig ungeiert leyen nie underfangen wusten oder kondten sich auch noch nit all erinnern, welch parthey recht hat: Und ob sie wol mancherlai horten von diser oder jhenner parthey, nach dem ein igklicher sein meynung auff das best furbrecht, So kundten sie doch alle darin nach jrm einfeltigen verstand nichtz beschlusslichs urtailn. Dieweyl dan der abschied auff die ander parthey entlich besleusst, und sie der sach gantz unverstendig, So sey jnen beswerlich, vor ordenlichem entschied eins Conciliums darein zuwilligen und ein unverstanden handel helffen znvolstrecken. Aber seiner M. gebot dise handlung des glaubens betreffendt kondte e. w. und ob sie es schon kont, wolte sie doch als gehorsam underthon nit mit einkherlai gewalt verhindern, Sonder on jr zuthon, hilff oder verwilligung in jrm gebiet fur sich selbs on gewaltig Intrag fort gen lassen. Erbar, weys and gunstig hern. Das ist kurtzlich in diser handlung mein meynung, guter zuversicht, So e. w. dises oder dergleichen billich mitel mit anruffung gotlicher gnad und hilff, orx welche aller menschen Ratsleg und klughait vergebens ist, fur die hand neme, der Her unser Got werde uns wol durch wunderbarlich weys on versehens auss disser anfechtung und versuchung erredten.

E. W. undertheniger und gehorsamer

Johan prentz, Prediger.

Quelle:
Anecdota Brentiana Ungedruckte Briefe und Bedenken von Johannes Brenz. Gesammelt und herausgegeben von Dr. Th. Pressel, Archidiaconus in Tübingen. Tübingen, 1868. Verlag von J.J. Heckenhauer.

Luther an den Landgrafen Philipp von Hessen

28.10.1530

Gnad und Friede von Christo. Durchlauchtigster, hochgeborner Furst, gnädiger herr! Ich hab E. f. G. Schrift und etlicher Unterricht in furliegenden Sachen empfangen. Und erstlich, daß E. f. G. begehrt, ein Buchlein zu Trost der Schwachen auszulassen, will ich E. f. G. nicht bergen, daß ich ohn daß gefaßt bin, ein Buchlein in Kurz auszulassen, darin ich den Abschied und ungeschicktes Furnehmen der Fursten rühren will, mit Vermahnung eins jders Gewissen, daß kein Unterthan schuldig sei, wo kais. Maj. wurde drauf beharren, Gehorsam zu leisten, sondern will (so viel meine Feder vermag) vor solchem Gehorsam abschrecken, daß sich niemand soll begeben in solche lästerliche mordische und teuflischen Anschläge, Gott gebe, daß ich viel Frucht damit schaffe, Amen. Dennoch soll es verwahret sein, daß mans nicht mag ufruhrisch schelten.

Zum andern, bin ich hoffend, daß Gott ein Mittel werde treffen, daß umb dieser Sachen willen kein Blutvergießen soll geschehen. So hab ich auch (wo es je dazu kommen wollt, da Gott fur sei!) meinem gnädigsten Herrn, dem Kurfursten, meine Meinung angezeigt, was man thun möge mit der Gegenwehre, welche ahn Zweifel E. f. G. unverborgen sein wird, weil ich doch sehe und merke, daß man einen gemeinen Rathschlag davon haben wird, und mir fährlich, als einer geistlichen Person, solchs schriftlich darthun, aus vielen Ursachen.

Und bitte, E. f. G. wolle sich nicht befrembden, daß wir in etlichen Stucken uns mehrmals erboten, als mit Fasten, Feiren, Speisen und Gesange anzunehmen, denn wir wissen doch, daß sie es mit solcher Maaße nicht annehmen können, und dient uns dazu, daß wir unsern Glimpf desto hoher heben, und ich in meinem Buchlin ihren Unglimpf desto gewaltiger treiben moge. So ists uns auch ein Fehler, wo es schon wurde dermaßen angenommen. Hiermit Gott befohlen, Amen.

Aus Torgau, am Tage Simonis et Judae 1530.

E. f. G. williger Martinus Luther

Quelle:
Dr. Martin Luthers sämmtliche Werke.
Briefwechsel
Bearbeitet und mit Erläuterungen versehen von Dr. th. Ernst Ludwig Enders
Achter Band.
Briefe vom Juni 1530 – April 1531
Calw & Stuttgart
Verlag der Vereinsbuchhandlung
1898

Luther, Martin – An Landgraf Philipp von Hessen.

Gnade und Friede von Christo. Durchlauchtigster, Hochgeborner Fürst, gnädiger Herr. Daß Ew. Fürstl. Gn. begehrt ein Büchlein, zu Trost der Schwachen auszulassen, will ich Ew. Fürstl. Gn. nicht bergen. daß ich ohne das gefaßt bin, ein Büchlein in Kurzem auszulassen, darin ich den Abschied und ungeschicktes Fürnehmen der Fürsten rühren will, mit Vermahnung eines jeden Gewissen, daß kein Unterthan schuldig sei, wo Kais. Majestät würde drauf beharren, Gehorsam zu leisten; sondern will, soviel meine Feder vermag vor solchem Gehorsam abschrecken, daß sich Niemand soll begeben in solch lasterliche, mordische und teuflische Anschläge. Gott gebe, daß ich viel Frucht damit schaffe, Amen. Dennoch soll es verwahret sein, daß man’s nicht mag aufrührerisch schelten.

Zum andern bin ich hoffend, daß Gott ein Mittel werde treffen, daß um dieser Sachen kein Blutvergießen soll geschehen. So habe ich auch meinem gnädigsten Herrn dem Churfürsten meine Meinung angezeigt, was man thun möge mit der Gegenwehr, welches ohn Zweifel Ew. Fürstl. Gn. unverborgen sein wird, weil ich doch sehe und merke, daß man einen gemeinen Rathschlag davon haben wird; und mir fährlich als einer geistlichen Person solchs schriftlich darzuthnn, aus vielen Ursachen. Hiemit Gott befohlen. Amen.

Ans Torgau. Am Tage Simonis und Judae 1530.
Ew. Fürstl. Gn. williger
Martinus Luther.

Quelle:
Hase, Carl Alfred – Luther-Briefe in Auswahl und Uebersetzung für die Gemeinde herausgegeben Leipzig, Druck und Verlag von Breitkopf und Härtel 1867

Aus einem Briefe Balduins an Stephan Roth

18.10.1530

Unser hern von der vniuersitaet sein alle gesundt wydder heym kommen heut acht tage vmb vij uhren vesperi. Doctor Mart. hat am Sontage des Morgens wyder gepredigt vnd zu letzt vom reychstage gesagt, wie noch nichts auff diessem gehaltenen beschlossen were Man solte des abscheides noch gewartten. Aber ßo vill were dennoch außpracht das die papisten bekennen musten die lehre were nicht wydder die schrifft noch den glauben. Und haben auch angetzeygt, die Ceremonien weren auch nichts, Man salt sie aber mit yhren wissen und willen abgethan haben, vnd weytter gesagt, wir solten Got loben vnd dangken, der ess Gnade gegeben das vnser loblicher landesfurst mit den seynen bei dem wortte gothes gestanden widder den teuffel etc.

Dienstag nach Galli.

Quelle:
Analecta Lutherana
Briefe und Actenstücke zur Geschichte Luthers
Herausgegeben von D. Theodor Kolde
Gotha.
Friedrich Andreas Perthes.
1883.

Luther, Martin – An Conrad Cordatus.

18.10.1530

Gnad und Friede in Christo. Ich weis nichts, und hab auch nichts auf Euer Schreiben zu antworten, mein Cordatus. So sehr häuffen sich dergleichen Klagen aus dem ganzen Lande unsers Fürsten. Es ist dieses eine art einer heimlichen, höchst schädlichen Verfolgung, daß unser Amt so verachtet, so angefeindet wird, und daß man uns dann gar Hungers sterben läßt. Dieses ist nemlich das Schicksal des Evangelii, welches, da es in sein Eigenthum kömmt, die seinigen nicht aufnehmen. Die benachbarten völkerschaften konnten die wahre Religion in Jerusalem nicht unterdrücken, aber sie selbst, ihre Einwohner, unterdrückten sie. Christus selbst wäre nie gekreuziget worden, wäre er nicht nach Jerusalem gekommen. Kein Prophet soll ausser Jerusalem umkommen. Keiner ist ohne Ehre, ausser in seinem Vaterlande. So geschieht es auch jetzt bey den unsrigen. Die Feinde auswärts würden durch all ihr Toben nichts ausrichten. Daher muß unter den unsrigen und bey der Ruhe durch Verachtung, Haß und Hunger das Wort erlöschet werden. Aber auch daher folgt alsogleich die Strafe dieser Bosheit, und wird noch mehr folgen, die Hungersnoth, die schon begonnen hat, und die Pestilenz, und vielleicht auch das Schwerdt, wenn sie so fortfahren. Wenn gott dem deutschen Lande gerne wollte gnädig seyn, so lassen wir es nicht geschehn.

Daher bitt ich Euch, mein Cordatus, entweder ausudauren, gestärkt durch diese Beyspiele Christi und der seinigen, oder Euren harten Zwickauern Euer Amt aufzukünden. Ich sehe weder Hoffnung, noch irgend ein Mittel ab, wie diese zu ändern wären. Wenn wir auch beym Fürsten einkommen, und er gemessene Befehle hinausgiebt, so beobachtet sie doch niemand. Ich spreche dieses aus betrübter Erfahrung. Es wird nicht mehr lang anstehn, da diese grosse Herren das Herzogthum ausleeren werden an Dienern des Wortes, die sie bloß durch den Hunger, um andere Unbilden zu geschweigen, austreiben. Ein andersmal mehr. Denn Ich bin ziemlich schwacher und kränklicher Gesundheitsumstände. Grüsset mir Euren Herrn Superintendenten Niklas, und gehabt Euch wohl in Christo. Amen. Wittenberg an Lucas. 1530

Euer
Martin Luther.

Quelle: D. Martin Luthers bisher grossentheils ungedruckte Briefe.
Nach der Sammlung den Hrn. D. Gottf. Schütze, aus dem Latein übersetzt.
Erster Band.
Leipzig,
in Kommission bey Christian Friderich Wappler.
1784.

Luther an Landgraf Philipp von Hessen.

15.10.1530

Gnad und Friede von Christo. Durchleuchtiger, hochgeborner Furst, genädiger Herr! Ich hab E. f. G. Schrift und die christliche Vermahnung drinnen gern und frohlich empfangen, bedank mich auch gegen E. f. G. solcher treuer und fleißiger Vermahnungen, will auch, ob Gott will, nachdem ich sehe, daß der Widertheil verstockt kein Anbieten noch Mittel annehmen will, je länger je weniger weichen, so viel an meiner Person liegt. So finde ich auch die Unsern (Gott Lob!) noch also gesinnet, daß sie nicht geneigt sind, viel zu weichen, wiewohl ich noch nicht mit ihn‘ in allen Stücken gehandelt habe. Ich will aber das Meine nach allem Vermogen dazu thun, denn ich hoffe, Gott werde, wie angefangen, auch vollend hinaus helfen. Derselbig wolle E. f. G. stark und rein erhalten in seiner Gnade, Amen. Zu Wittemberg, Sonnabends nach Calixti 1530

E. F. G. williger
Martinus Luther

Quelle:
Dr. Martin Luthers sämmtliche Werke.
Briefwechsel
Bearbeitet und mit Erläuterungen versehen von Dr. th. Ernst Ludwig Enders
Achter Band.
Briefe vom Juni 1530 – April 1531
Calw & Stuttgart
Verlag der Vereinsbuchhandlung
1898

Der Rat von Görlitz an Johannes Bugenhagen

An Herrn Johannem Pomeranum, Doctorem, Pfarrern zu Wittenberg, Senatus Gorlicensis

Unsere freundlichen Dienste zuvorn. Hochgelahrter, achtbarer, würdiger Herr, besonder günstiger, guter Freund. Als sich unser Pfarrer, Magister Franciscus Rothbart, ehelichen beweibet, wiewohl wir ihn durch viel güttliche Reden ermahnet, das Ende jetziges Reichstages zu erwarten: seyn uns von königlicher Majestät schwere Commission zu Handen gestellet, wie hierinnen zu halten. Darauf wir uns gemelten unsers Pfarrers halben äussern müssen, und also eine Pfarrers und Predigers mangeln. Darumb auch Zeigern, unsern Stadtschreiber, an Ew. Andacht abgefertiget, freundliches Fleisses bittende, günstlich zu verhelffen, damit wir mit einem guten manne, zum Worte tüglich, versehen möchten werden. Soll ihme zu Unterhaltung seiner Mühe diss geschehen, daran er guten Gefallen tragen soll, auch um des Wortes und seiner Bitte willen, auch förderlich beweisen, als ihr denn zu thun schuldig. Wollen wir um dieselbe Ew. Andacht willig und gern verdienen. Datum Sonnabends post Calixti, 15. Octobr. 1530

Zeitschrift für die historische Theologie
herausgegeben von D. Christian Friedrich Illgen
Neue Folge. Sechster Band.
Leipzig, 1842
Verlag von L. H. Bösenberg

Oekolampad an die Waldenser (Auszug)

„Nicht ohne christlich freudige Bewegung habe ich von euerm treuen Seelsorger Georg Morel vernommen, wie es um euern religiösen Glauben und um die Uebung desselben stehe. Ich danke unserm allgütigen himmlischen Vater, daß er in dieser Zeit, wo fast überall dichteste Finsterniß das Erdreich bedecket, und da der Antichrist übermächtig geworden, euch zu solchem Lichte geführt hat. Ich erkenne wahrlich Christum in euch und liebe euch daher als Brüder, und möchte diese meine Herzensgesinnung euch durch die That beweisen. Was wäre ich nicht trotz aller Schwierigkeit bereit zu thun! Für jetzt bitte ich euch, was ich euch in brüderlichem Ernste vorlegen werde, nicht als im Tone hochfahrenden Befehls geschrieben anzusehen, sondern als freundlichen Rath eines Mannes, der an euern Schicksalen den innigsten Antheil nimmt.“ Auf die Uebung, die Sakramente aus den Händen der römischen Priester zu empfangen, übergehend, fährt Oekolampad fort: „Wie vieles ich an euch gutheiße, so ist vieles, daß ich gebessert wünschte. Ihr wisset, daß wir mit dem Herzen glauben zur Gerechtigkeit, mit dem Munde aber bekennen zum Heil, daß hingegen diejenigen, welche sich des Bekenntnisses Christi vor der Welt schämen, einst auch von seinem Vater nicht werden erkannt werden. Weil unser Gott die Wahrheit ist, so will er auch, daß die, welche ihm dienen, ihm in der Wahrheit dienen und ohne Schminke der Heuchelei. Er ist ein eifriger Gott und will nicht dulden, daß wir zugleich am Joche des Antichrists ziehen. Es gibt keine Gemeinschaft zwischen ihm und Belial. Nun aber haben wir gehört, daß ihr aus Furcht vor den Verfolgungen euern Glauben so verheimlicht und verbergt, daß ihr auch mit den Ungläubigen Gemeinschaft haltet und ihren verabscheuungswürdigen Messen beiwohnt, von denen ihr doch euch selbst überzeugt habt, daß der Tod und das Leiden Christi in ihnen gelästert werde, denn da jene sich rühmen, durch ihre Opfer genug zu thun für die Sünden der Lebendigen und der Todten, was bleibt dann übrig, als daß Christus nicht genug gethan habe mit seinem Opfer und daß Christus nicht ist Jesus (d. i. Seligmacher) und der Erlöser, sondern gewissermaßen vergeblich für uns gestorben ist? So wie wir ihres verunreinigten Tisches uns theilhaftig machen, so geben wir uns dar als solche, die zu einem Leibe verbunden sind mit den Gottlosen, wenn auch mit verbittertem Gemüthe. Wenn wir „Amen“ sprechen zu ihren Gebeten, verleugnen wir dann nicht Christum? Welche Todesarten sollten wir uns nicht lieber wählen, welche Henkersqual nicht eher erdulden, ja, in welchen tiefen Schlund der Hölle lieber uns werfen lassen, als wider das Gewissen den Blasphemien der Gottlosen beistimmen. Ich kenne eure Schwäche, aber denen, die sich durch Christ Blut erkauft wissen, geziemt es, tapfer zu sein. Der ist mehr zu fürchten, der die Seele sammt dem Leibe in die Hölle werfen kann. Was sind wir doch für unser Leben besorgt? Soll uns das lieber sein als Christus? Werden wir uns zufrieden geben mit den Lockungen dieses Lebens und nicht lieber zu dem ewigen Frieden eilen? Die Siegerkronen sind ausgestellt, und wir wollen das Angesicht von ihnen wegwenden? Wer wird von der Wahrheit unsres Glaubens sich überzeugen, wenn derselbe nachläßt in der Hitze der Verfolgung? Ich bitte daher, daß der Herr euch den Glauben mehre. Wahrlich lieber möchte ich sterben, als der Versuchung unterliegen. Darum so ermahne ich euch, Brüder, daß ihr die Sache reiflicher erwäget, denn wenn es erlaubt ist, unter dem Antichrist den Glauben zu verheimlichen, so wird es euch auch freistehen, mit den Türken in ihren Moscheen, es wird euch freistehen, mit Diocletian zu den Altären des Jupiter und der Venus zu flehen, und vielleicht mit geringerer Gefahr. Dann wäre es auch dem Tobias erlaubt gewesen, das Kalb in Bethel anzubeten! Wo bleibt dann unsre Hoffnung auf den Herrn? Ich fürchte, daß wenn wir den Herrn nicht nach Gebühr verehren, unser ganzes übriges Leben vom Sauerteig der Heuchelei durchsäuert werde und daß der Herr die Lauen ausspeien werde aus seinem Munde. Wie sollten wir uns des Kreuzes Christi rühmen, wenn wir aus Furcht vor Drangsal den Herrn nicht verherrlichen? Nicht ziemt es sich, Brüder, die Hand vom Pfluge abzuziehen; nicht ziemt es sich, Gehör zu geben den Einflüsterungen des übel rathenden Eheweibes (ich meine des Fleisches), die bei allem, was sie verbietet, doch den Schiffbruch im Hafen herbeiführt.“ Zum Schlusse ruft er noch aus: „Das Fleisch soll nicht siegen zu seinem eigenen Verderben, sondern besiegt werden zu seinem Heile; denn wenn wir unser Leben auch verlieren um Christi willen, so werden wir es wiederfinden in der Auferstehung der Gerechten zum ewigen Leben, das uns allen durch die Gnade Christi möge verliehen werden. Ich bitte euch, diese brüderliche Vermahnung nicht zu verachten; denn ich wollte nichts reden oder schreiben, von dem ich glaubte, daß Christus nicht dazu stehen werde. Bittet Gott für uns und unsere Kirche, denn wir werden auch euer eingedenk sein im Herrn.“

Zwingli, Huldrych – An den Rath zu Memmingen.

Den 10. Okt. 1530.

Gnade und Friede von Gott zuvor. Ehrsame, weise, günstige, theuerste Herren und Brüder in Gott! Ich bitte Euch durch Jesum Christum, unsern Herrn, um dessentwillen Ihr in Gefahr steht, mein Schreiben nicht übel aufzunehmen, das ich fürwahr nicht aus Frechheit oder Vorwitz, sondern aus Sorgfalt und Treue schrieb. Denn weil wir uns mit den Fröhlichen freuen, und mit den Weinenden trauern müssen, sollen wir uns auch mit den Aengstlichen ängstigen und bekümmern, nicht als solche, die an ihrem Gott zweifeln, sondern als solche, die sich vorsehen, daß Niemand in Zweifel falle oder geärgert werde. Wie denn auch der h. Paulus sagt: wer wird geärgert, und ich brenne oder ängste mich nicht? Ich sandte daher, so wenig Ansehen ich auch besitze, um so vortreffliche Männer zu ermahnen, in bester Absicht Euch, liebste Herren und Brüder, diesen meinen Trost, nicht daß ich an Eurer Treue und Standhaftigkeit zweifelte, sondern um Euch zu warnen, an Nichts, das Euch begegnen könnte, Euch zu ärgern. Nun ist kein Zweifel, wie auch die heidnischen Philosophen bekennen, daß Tugend und Gerechtigkeit eine so große und köstliche Sache ist, daß sie niemand völlig erlangt, als wer zu sterben wagte. Denn das ist gewiß, daß alle Rechtschaffenen so vielen und so großen Nachstellungen ausgesetzt sind, daß wenn sie sich überhaupt nicht verschätzten, eher den Tod erleiden, als von der Rechtschaffenheit abtreten, sich abführen und aus Furcht die Gerechtigkeit verlassen würden; darum muß die Verachtung seiner selbst auch in der gemeinen Gerechtigkeit an die Spitze gestellt werden, oder man wird flüchtig. Wie viel mehr müssen wir in der Sache der christlichen Religion und des Glaubens, der nichts Anderes ist, als der völlige Tod des Fleisches und das Leben des Geistes, uns schon längst verachtet, und es dahin gebracht haben, daß wir allein dem himmlischen Hauptmann gefallen, in dessen Heer wir uns einschreiben ließen. Bedenket, theuerste Herren und Brüder, ob es nicht in der ganzen Christenwelt so wenig christlich, so gottlos und elend stehe, daß jedes Menschen Gewissen selbst dieß Urtheil spricht: wir müssen uns durchaus bessern, oder Gott wird uns strafen; da nun dieß Aller Gemüther bekennen und Alle sehen, daß diese gottlosen Sitten durch die verkehrte Lehre des Papstes entstanden und erwachsen seien, so daß man nicht hoffen darf, sie werden durch diese Lehre auf den rechten Weg geführt werden, so ist durchaus kein Zweifel, daß wir keine andere Lehre festhalten sollen, wenn wir unsere Sitten bessern, und mit Gott versöhnt ^Verden wollen, als das Wort Gottes selbst. Denn wer kann uns den Willen Gottes besser lehren, als sein Wort? Wo also Gott sein Wort offenbart und darstellt, da sind wir gewiß, daß seine Gnade offen steht und angeboten wird: denn wenn er seinen Willen durch sein Wort offenbart, thut er es nur deßhalb, damit wir die Dinge, die in seinem Wort als ihm gefällig erkannt werden, annehmen, und hingegen die, welche seinem Wort widerstreiten, verwerfen und verabscheuen. Da aber der allmächtige Gott Euch sein heiliges Evangelium geoffenbaret hat, worin uns sicheres Heil verheißen, und die Weise eines frommen Lebens in Christo Jesu vorgebildet ist, so sollt Ihr ohne Zweifel Gott den größten Dank sagen, daß er Euch in der Gefahr und Drohung seines Zorns den Weg zeigte, auf dem Ihr mit ihm versöhnt werden könnt. Und wenn die Menschen Euch darum zu hessen, ja zu verfolgen und zu tödten wagen, sollen diese Drohungen Euch etwas Geringes sein, wie wenn Einem eine reiche, schöne, sittsame Tochter zur Ehe beworben werden sollte, um die ein Anderer auch werben würde, der, welchem sie folgen will, sich nicht schrecken oder vertreiben ließe, darum, daß es heißt: laß ab, denn der andere Freier wird dich besiegen. Also, wenn Euch die Leute von der theuren Tochter, der Kirche Jesu Christi abziehen wollen, darum, daß sie Euch als Feinde zu verfolgen drohen, sollt Ihr die Menschen verachten, und Euch nichts um sie kümmern, denn der Gewinn und die Güter, die wir von Gott empfangen werden, sind ganz andere, als die, welche uns die Menschen versprechen. Was nutzt es aber einem, wenn er sich auch aller Leute Gunst verschafft, dabei aber Gottes Gnade verliert? Steht unsre Hoffnung auf Zeitliches oder Ewiges? Müssen wir uns nicht vor dem allein fürchten, der Leib und Seele in das ewige Feuer senden mag? Da nun jetzt, wie mich däucht, die Zeit vorhanden ist, wo Ihr aufgefordert seih. Euren Glauben zu bekennen, so erwäget, liebste Herren und Brüder, daß Christus unser Feldherr droht, wer ihn verläugne, den werde er auch verläugnen bei seinem Vater, und wiederum, wer ihn vor den Menschen bekannt habe, den werde er auch vor seinem Vater bekennen. Da nun dieß so ist, so bekennet die Wahrheit frei, und überlasset dem Feldherrn Christus Eure Sache bei dem höchsten Könige, dem himmlischen Vater zur Besorgung in der festen Zuversicht, er, der Euch Licht und seinen Geist gab, werde, was er angefangen, vollführen. Er führte uns zuerst durch kleine Dinge an, sollte er uns in den wichtigsten verlassen? Verachtet Eure und der Feinde Kräfte, dagegen sehet, wie mächtig der ist, dessen die Sache ist, die ihr annahmet, und der Ihr glaubet und dienet. Wo hat er, die ihm vertrauten, je verlassen? Hat er nicht durchaus alle Macht der Menschen geschwächt und zu Boden geschlagen? Er ists, der Pharaoh, Abimelech und Amorrheus schlug. Er ist die Kraft aller Dinge, und nichts lebt, als nur in ihm; so müssen auch Eure Feinde durch seine Kraft leben, ja so kann er ihnen alle Kraft nehmen, und Euch geben, und ohne seinen Willen werden die Feinde nichts vermögen. Sehet vor Allem, theuerste Herren und Brüder, daß ihr unter einander einmüthig und einträchtig seid; denn wo Eintracht ist, da war kein Städtchen so klein, daß es nicht bei Ehren blieb, dagegen, wo Zwietracht, da war kein Reich so groß, daß es nicht zerfiel. Seid klug, liebste Herren, und sehet Euch um auch nach andern Christen, was Gott ebenso gefällt, daß die, welche eines Geistes sind auch Gottes Werk und Streit mit einander ausrichten, Alles im Herrn, in Eintracht und Treue. Denn ich verspreche Euch bei Gott, den ich predige, wenn Ihr einmüthig seid und keine betrüglichen Zinse und Untreue herrschen lasset, so wird Euch Gott gewiß erhalten, aber lasset Euch nur nicht trennen, und falls Einige über den Glauben noch nicht genug unterrichtet sind, sollen sie doch bedenken, daß ihr Glück und Gut zugleich mit den Eurigen zu Grunde gehen würde, wenn sie sich von Euch trennen würden. Seid dem mächtigen und „ungczweifelten“ Gott befohlen. Gehorchet Simpert Schenk, dem treusten Diener des Evangelii, dann wird es mit Eurer Sache gut stehen. Nehmet Alles Bestens an.

Eurer Ehrsamen Weisheit allzeit williger Ulr. Zwingli.

Quelle:
Auserlesene geistvolle Briefe Der Reformatoren und sonstiger bedeutender Männer der evangelischen Kirche Zur christlichen Erbauung und Belehrung von C.E. Renner, evangelischem Pfarrer. Stuttgart. C. Cammerer (früher H. W. Beck’s Verlag.) 1862

Luther, Martin – An Hans Honold in Augsburg

Veste Coburg, 2. Oktober 1530

Dem Ehrbarn, fürsichtigen Herrn Hans Honold zu Augsburg, meinem gonstigen guten Freund.

Gnad und Friede in Christo. Ehrbar und fursichtiger, lieber Herr und Freund. Mir ist von euernwegen uberantwort das Confect in zwo Schachteln, der ich mich fleißig gegen euch bedank. Und ist je wahr, daß ich diesen Sommer mehr denn der Hälft hab mussen feiren dem Sausen und Rauschen im Häupt. Wovon mirs kommen sey, kann ich nicht wissen, so ich mich doch in allen Dingen fast mäßig gehalten habe. Ich acht, es sei der schwarze zoticht Geselle aus der Höllen gewest, der mich in seinem Reich auf Erden nicht wohl leiden mag; und vielleicht wird mir Gott auch bald hinaushelfen, Amen; mit Gnaden Amen. Es ist mir leid, daß Gottes Wort zu Augsburg so schweigen und räumen muß. Ist nicht sonderlich gut Zeichen. Gott helfe euch und uns allen, Amen. Aus Coburg am andern Octobris, 1530.

Martinus Luther

Deutsche Luther-Briefe
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von
J. Friz
Stadtpfarrer in Ulm
C. F. Amelangs Verlag
Leipzig
o. Jahr