Luther – An Doctor Hieronymus Weller

27.6.1531

Gnad und Friede in Christo. Ich verabscheue auf alle Weise jenes Predigers höchst eitele Verwegenheit, mein Hiernonymus, der, wie Ihr meldet, unter Caspar von Schönberg einige leichtgläubige Herzen zu einem gefahrvollen Versuch beredete, das Abendmahl unter beyden Gestalten zu empfahen. Nun flieht der Miethling, da er den Wolf erblickte, und verläßt die schwachen unberathenen Schaafe. Wie soll ich nun in meiner Ferne den Abwesenden zu Hilfe kommen? Dieser Miethling soll sich nicht unterfangen vor meine augen zu kommen! Die Sache läßt sich nun nicht mehr zurück nehmen, oder um Vergebung bitten, und doch werden sie noch nicht stark genung seyn in dem Bekenntniß der Wahrheit standhaft zu verharren. Es würden daher die Prediger weit besser handeln, wenn sie die Gewissen ihrer Zuhörer bloß durhc das Evangelium beruhigten, und nur die zum öffentlichen Bekenntniß aufforderten, die stark genung sind für Christo alles zu dulden. Denn es ist besser in der Stille der ächten Lehre beypflichten, als dieselbe nach öffentlicher Ausübung wieder verlaugnen. Ich schrieb dennoch an sie; aber ich weis nicht ob mein Schreiben ihnen zum Trost oder zur Beunruhigung seyn wird. Ich überlaß es Eurem Urtheil; und nur dann schicket es ihnen, wenn es Euch gut dünkt. Den Nahmen des Orts hattet Ihr nicht genannt, und den Bothen wollt ich nicht darum fragen. Es wird nächsten euer Bruder Peter Weller zu Euch kommen, und Ihr werdet von unserm Scorpionfänger alle unsere Umstände vernehmen. Dinstag nach Johann dem Täufer 1531.

Euer Martin Luther

D. Martin Luthers bisher grossentheils ungedruckte Briefe. Nach der Sammlung den Hrn. D. Gottf. Schütze, aus dem Latein übersetzt. Erster Band. Leipzig, in Kommission bey Christian Friderich Wappler. 1784.

Calvin, Jean – An Francois Daniel in Orleans.

Gespräch mit Daniels Schwester über ihren Eintritt ins Kloster. Vom Quartiersuchen.

Am Tag nach unsrer Ankunft hier konnte ich vor Reisemüdigkeit keinen Fuß vor die Haustür setzen. Die nächsten vier Tage, in denen mir immer noch unwohl war, habe ich ganz dazu gebraucht, meine Freunde zu begrüßen. Am Sonntag ging im zum Kloster mit Cop, der sich mir als Begleiter anbot, um nach Euerm Wunsch mit den Nonnen einen Tag festzusetzen, an dem deine Schwester sich zum Klosterleben verurteilen könne. Man antwortete mir, sie habe mit einigen Altersgenossinnen nach Klosterbrauch vom Schwesternkonvent die Erlaubnis erhalten, das Gelübde zu tun. Unter ihnen ist auch die Tochter eines Geldwechslers in Orleans, der deines Bruders Lehrherr ist. Während Cop mit der Äbtissin davon redete, versuchte ich die Sinnesart deiner Schwester zu erforschen, ob sie jetzt, eher gebrochen als gebeugt, ihren Nacken dem Joch willig darbiete. Ich sprach ihr immer wieder zu, mir alles frei heraus anzuvertrauen, was sie auf dem Herzen habe. Nie habe ich jemand bereitwilliger und entschlossener gesehen, so dass es schien, ihr Wunsch könne nicht rasch genug erfüllt werden. Man hätte meinen können, es handle sich für sie um Puppenspiel, wenn sie vom Gelübde hörte. Ich wollte sie davon nicht abbringen, denn dazu war ich ja nicht gekommen; aber ich ermahnte sie mit ein paar Worten, sie solle sich doch nicht überheben im Vertrauen auf die eigene Kraft, dass sie nicht zu kühn ein Gelübde für sich ablege, sondern alles abstellen auf die Kraft Gottes, in dem wir leben und sind. Während dieses Gespräches gab mir die Äbtissin die Erlaubnis einer nochmaligen Zusammenkunft. Als ich sie bat, einen Tag festzusetzen, gab sie mir die Wahl frei, nur sollte Pylades dabei sein, der in den nächsten acht Tagen nach Orleans kommen wird. Da also ein bestimmter Beschluss nicht anging, überließen wir die Entscheidung dem Pylades. Handelt nun im Einverständnis mit ihm, wie Euch gut scheint, da ich Euch hier nicht weiterhelfen kann. Von mir ist zu berichten, dass ich noch keine feste Wohnung habe, obwohl viele vorhanden sind, wenn ich hätte mieten wollen, und andere mir von Freunden angeboten wurden, wenn ich von ihrer Gefälligkeit hätte Gebrauch machen wollen. Der Vater unseres Freundes Coiffart bot mir sein Haus an mit einem Gesicht, dem nichts erwünschter schien, als mich bei seinem Sohn zu haben. Coiffart selbst drang oft und warm in mich, sein Stubengenosse zu werden. Ich hätte das Angebot des Freundes am liebsten mit offenen Armen angenommen, da du weißt, wie angenehm und fördernd der Umgang mit ihm ist. Und ich hätte ihm sofort die Hand drauf gegeben, wenn ich mir nicht vorgenommen hätte, dies Jahr vor allem bei Danesius zu hören, dessen Schule von Coiffarts Haus zu weit entfernt ist. Alle hiesigen Freunde lassen grüßen, besonders Coiffart und Viermaeus, mit denen ich eben ausreiten will. Grüße deine Mutter, deine Frau und deine Schwester Francisca. Lebwohl.

Paris, 27. Juni.

Luther An Wenzel Link

26.6.1531

Gnad und Friede. Satan züchtiget mich mit mannigfaltigen Faustschlägen, mein lieber Wenzel, so daß mein ohnehin geschwächter Leib darunter sehr leidet. Seine Bosheit verhindert mich gerade zu der Zeit, da ich am meisten schreiben und arbeiten solle, daß ich nur selten dazu kommen, und nur weniges leisten kann. Villeicht wird er mit mir bald gar ein Ende machen. Es geschehe aber nicht sein, sondern desjenigen Wille, der ihn sammt seinem ganzen Reiche zu Grunde richtete. Es geschehe also.

Brenzius Meinung über die unter der Bedingniß ertheilte Taufe las ich, auch gefällt mir übrigens seine freymüthige Rede über die Gewissensfreyheit. Doch ich wette, wenn er die meinige hören wird, er wird sich nicht weigern mir beyzutreten. Sonst weis ich nichts Neues. Ihr könnet alles Uebrige von Christian Aurifaber vernehmen. Gehabt Euch recht wohl in Christo, und betet für mich. Den 26sten Jun. 1531

Euer
Martin Luther

D. Martin Luthers bisher grossentheils ungedruckte Briefe. Nach der Sammlung den Hrn. D. Gottf. Schütze, aus dem Latein übersetzt. Erster Band. Leipzig, in Kommission bey Christian Friderich Wappler. 1784.

Kurfürst Johann von Sachsen an Luther

25. Juni 1531

Unsern Gruß zuvor. Ehrwirdiger, Hochgelahrter, lieber andächtiger! Wir haben den edeln, hochgelahrten, unsern Räthen und lieben getreuen Hansen Edlen von der Plaunitz, ritter, unserm Ambtmann zu Grym, Gregorien Bruck, Doctor, und Hansen von Doltzk Euch etzlicher Sachen halben Anzeigung zu thun befohlen, wie Ihr von ihnen vornehmen werdet, und ist demnach unser gnädigs Begehren, Ihr wollet ihnen dorinnen wie uns selbst Glauben geben und dermaßen erzeigen, wie wir uns zu Euch gnädiglich vorsehen. Doran geschicht uns von Euch zu Gefallen, und seind Euch mit Gnaden gneigt. Datum Torgau, Sonntags nach Johannis Baptiste, Anno 1531.

Dr. Martin Luther’s sämmtliche Werke
Herausgegeben von
J. K. Irmischer u.a.
Briefwechsel Neunter Band.
Calw und Stuttgart
Verlag der Vereinsbuchhandlung.
1903

Luther an Kurfürst Johann von Sachsen.

8. Juni 1531

Gnad und Fried in Christo. Durchleuchtigster, hochgeborner Furst, gnädigster Herr! Es haben mich gute Leute vermocht, an E. k. f. G. zu schreiben fur diesen Werner, Briefes Zeiger, welcher vom Amptmann zur Neuenstadt, Erph vom Ende, fast unbillig beschweret und E. k. f. G. allzu hart ist angegeben. Bittet derhalben, daß, nachdem er E. k. f. G. Schied vorhin empfangen, wie ich gesehen und gelesen, E. k. f. G. wollte ihn gnädiglich dabei handhaben, und wo es erfunden werde, daß er solchen Schied uberfahren hätte und E. k. f. G. zu nahe gewesen, da begehret er nicht Furbitte. Weil er denn hierin nicht das Seine gesucht, sondern seines Mundlins Nothdurft, als ein treuer Furmund, und E. k. f. G. selbs täglich erfahren, wie die amptleute Ursachen nehmen aus dieser schwinden Zeit, selbst Fursten zu Sachsen zu sein und zu thun, was sie wollen, nicht was sie sollen (wie ich solchs ungern anzeige), ist mein unterthänige bitte (welche ich dem guten Gesellen nicht hab wissen zu wegern und lieber ließe anstehen), E. k. f. G. wollten gedachten WErner bei solchem Schied, in E. k. f. G. Namen ihm gegeben, handhaben. Nichts mehr begehrt er, welchs E. k. f. G. doch ohn das gerne thun, das wissen wir alle (Gott lob!) fast wohl. Christus, unser Herr, stärke E. k. f. G. mit seinem Geist, Amen. 8. Junii 1531.

E. k. f. G. unterthäniger
Martinus Luther

Dr. Martin Luther’s sämmtliche Werke
Herausgegeben von
J. K. Irmischer u.a.
Briefwechsel Neunter Band.
Calw und Stuttgart
Verlag der Vereinsbuchhandlung.
1903

Luther an Kurfürst Johann von Sachsen

1. Juni 1531

Gnad und Friede in Christo. Durchleuchtiger, hochgeborner Furst, gnädigster Herr! Wolf Hornung gedenkt auch mit einem Häuslein die Stadt Kemberg zu bessern und hat 40 Stämme Holz gekauft im Sülicher Ampt. Bittet unterthäniglich, E. k. f. G. wollten ihm im selben Ampt zu den 40 Stämmen noch 30 gnädiglich geben lassen, weil es doch nicht viel Gelds mache. E. k. f. G. wird sich wohl wissen gnädiglich gegen ihm zu erzeigen, denn ich mache des Schreibens an E. k. f. G. ja zu viel, und will jdermann seine Sache durch mich ausrichten. Gott stärke E. k. f. G. mit seiner Gnaden, Amen. Prima Junii 1531.

E. k. f. G. unterthäniger
Martinus Luther

Dr. Martin Luther’s sämmtliche Werke
Herausgegeben von
J. K. Irmischer u.a.
Briefwechsel Neunter Band.
Calw und Stuttgart
Verlag der Vereinsbuchhandlung.
1903