Luther, Martin – An Gregor Brück Juli 1531

Mein lieber herr canzler. Ich halt, dass die furgeschlagene handlung des concils von Mentz nicht sey abzuschlahen. So ist auch aus den vorigen hendlen leichtlich zu raten, was man nach geben konne ader nicht. Vnd wo man dahin kunde arbeiten, dass friede gemacht vnd vnsers teils sachen vfgeschoben wurden, were es wol anzunemen nach dem sprichwort, nacht frist, ja frist, kumpt tag, kompt rat. etc.

Mart. Luther

Dr. Martin Luthers Briefwechsel mit vielen unbekannten Briefen und unter vorzüglicher Berücksichtigung der De Wette’schen Ausgabe Herausgegeben von Dr. C.A.H. Burkhardt Grossherzogl. und Herzogl. Sächs. Archivar Leipzig Verlag von F. C. W. Vogel 1866

Quelle:[[verzeichnisse:quellen:burkhardt]]

Melanchthon, Philipp – Brief an Johannes Brenz, 28. Juli 1531

Obwohl ich derzeit keine Muße zum Schreiben habe und geistig und körperlich sehr niedergedrückt bin, so will ich dich doch nicht im Ungewissen lassen über den Gegenstand unserer Besprechung, der uns mit Recht so am Herzen liegt. Sowohl Luther als mir hat dein Brief recht wohl gefallen und du hast nach unserer Ansicht den rechten Sinn und Ausdruck gefunden. Ich ermahne dich, daß du auf diesen Punkt in der Kirche allen Nachdruck legst, daß wir nämlich nicht wegen irgend einer Reinigkeit von unserer Seite für gerecht, d.h. Gott wohlgefällig angesehen werden, sondern um Christi willen, obgleich die Erneurung nothwendig darauf folgen muß, wenn man den heiligen Geist empfangen hat. … Leb wohl und schreib mir bald wieder.

Es grüßt dich Luther, der Sünder (Eigenhändiger Zusatz Luthers).

Philippus

Quelle:
Evangelische Volksbibliothek Herausgegeben von Dr. Klaiber, Garnisonsprediger in Ludwigsburg Erster Band. Stuttgart Adolph Bechers Verlag (Gustav Hoffmann). 1862

Kurfürst Johann von Sachsen an Luther

14. Juli 1531

Unsern Gruß zuvor. Ehrwirdiger und Hochgelahrter, lieber Andächtiger! Nachdem Ihr vor wenigen vergangenen Tagen uns Doctor Staupicz Schwester halben, welche des Häusleins zu Grym, so wir ihr aus Gnaden verschrieben, von den verordenten Sequestratoren hat entsatzt wollen werden, geschrieben, als haben wir darauf, weil wir uns in der beschehenen Bewilligung die Häuslein, so wir den Armen in Städten und Dorfern aus gnaden vorschrieben, daß domit kein Veranderung gemacht werden sollt, neben andern furbehalten, zu dem, daß unser und der Landschaft Gemuth nit gewest, daß in dem, so wir und so die Visitatores zu milden Sachen geordent, einige Zerraitung oder Veränderunge soll furgenommen werden, als auch sulchs keinswegs beschehen, verschafft und befolhen, daß sie dabei unverhindert bleiben und gelassen werden soll: wollten wir Euch gnädiger Meinung nit uneroffnet lassen. Datum Torgau, am Freitag nach Margarethä Anno 1531.

Dr. Martin Luther’s sämmtliche Werke
Herausgegeben von
J. K. Irmischer u.a.
Briefwechsel Neunter Band.
Calw und Stuttgart
Verlag der Vereinsbuchhandlung.
1903

Brenz, Johannes – Brief an Melanchthon, 8. Juli 1531

Dank und Frieden in Christo. Deine beiden Briefe, mein theurer Freund Philippus, deren einem der Zusatz Dr. Luthers beigefügt war, habe ich erhalten und kann dir nicht sagen, wie sehr mich Alles freute. Nimm daher meinen innigsten Dank, daß du, unserer alten Freundschaft eingedenk, den Freund, der dir so sehr zur Last fällt, nicht nur nicht verschmähst, sondern sogar durch so freundliche Aufmerksamkeit ehrst. Was ich neulich über die Rechtfertigung durch den Glauben plauderte, darfst du nicht so ansehen, als genügte mir das, was ich von der Wurzel des Glaubens sagte, oder als sei das meine Ansicht, sondern ich wollte dich veranlassen, dich genauer darüber auszusprechen, und von dir, als meinem Lehrer, lernen. So oft ich nämlich über die Rechtfertigung nachdachte, daß sie nämlich nicht aus den Werken folgt, fiel mir immer wieder das ein, ob denn nicht auch der Glaube selbst ein Werk sei? Nun spricht der Herr: das ist Gottes Werk, daß ihr glaubt. Folgt also die Rechtfertigung nicht aus den Werken, so kann sie auch nicht aus dem Glauben folgen. Während mich solche Gedanken beschäftigten, fühlte ich, daß die Rechtfertigung allein um Christi willen und nicht wegen des Verdienstes unserer Werke uns zu Theil werde. Nur vermochte ich das nicht deutlich auszudrücken, und erst durch deinen Brief, den Beisatz Luthers und die mit der Schrift vollkommen stimmende Apologie habe ich nun auch den ächten Ausdruck kennen gelernt. Ich denke mir: es gibt dreierlei Werke, das eine ist das genügeleistende oder verdienstliche erk, das andere das organische, aufnehmende, das dritte das beweisende, deklaratorische. Das erste ist Christi Leiden, das zweite der Glaube, das dritte die Früchte des Glaubens. Die Rechtfertigung oder Vergebung der Sünden wird uns nun zu Theil nicht wegen unsrer Liebe, wie du richtig bemerkst, auch nicht wegen unseres Glaubens, sondern einzig und allein um Christi willen; aber doch durch den Glauben; er nimmt die verheißene Gnade an. Etwas anders ist: die Rechtfertigung verdienen, oder ihrer theilhaftig werden. Verdienen kann sie der Glaube keineswegs, durch den Glauben aber, als das Organ, wird die Rechtfertigung dem Menschen zu Theil. Auch durch die Früchte des Glaubens oder der Liebe wird sie nicht zu Theil. Christus allein ist die Genugthuung und das Verdienst. Der Glaube allein ist das Werkzeug, durch das Christus aufgenommen wird. Die Werke aber, welche aus dem Glauben hervorkommen, sind weder eine Genugthuung noch ein Verdienst, noch ein Werkzeug der Rechtfertigung, sondern sie bezeugen nur, daß diese durch den Glauben aufgenommen wurde.

Da ich eben den Brief schließen will, fällt mir ein, daß du über die Werke so urtheilst: Käme unsere Rechtfertigung aus der Liebe, so hätten wir eine innere feste Ueberzeugung davon, weil unsere Liebe nie so groß ist, als sie sein sollte. Demgemäß urtheile ich auf ähnliche Weise vom Werk des Glaubens. Würde die Rechtfertigung uns zu Theil durch das Verdienst des Glaubens, so wären wir nie genugsam davon versichert, denn wir haben stets zu beten: hilf unserem Unglauben und verbinde in uns mit den Werken des Glaubens. Sieh zu, ob ich darin die rechte Ansicht habe. Lebe wohl.

Quelle:
Evangelische Volksbibliothek Herausgegeben von Dr. Klaiber, Garnisonsprediger in Ludwigsburg Zweiter Band. Stuttgart Adolph Bechers Verlag (Gustav Hoffmann). 1863

Brenz, Johannes – Brief an Luther, 5. Juli 1531

Heil in Christo! Ich weiß, daß du, hochzuverehrender Lehrer in Christo, von heiligen Geschäften, mit welchen du die Kirche erbaust, so in Anspruch genommen bist, daß du entfernt keine Zeit hast, mit meinem unbedeutenden Gerede dich abzugeben. Darum will ich in aller Kürze dich zuerst in Jesu Christo, der unsere Erlösung ist, begrüßen, sodann dir anzeigen, daß mir dein neulicher Beisatz am Schluß des Briefs unseres Dr. Philippus höchst erfreulich war. Ich sehe nun, so viel ich vermuthe, ganz richtig ein, daß auf ähnliche Weise, wie unsere Gegner aus ihren Werken Götzen machen, indem sie dieselben statt Christi anbeten, so gar leicht aus dem Werk des Glaubens ein Götze aufgerichtet und der Glaube an Christi Statt, den wir im Glauben zu ergreifen haben, angebetet wird. Damit ich also nicht, während ich die Charybdis vermeiden will, in die Scylla gerathe, stelle ich mir’s so vor: der Glaube nur die Rechtfertigung, nämlich Christum, annimmt, nicht aber durch das Verdienst seines Werkes die Rechtfertigung bewirkt. Und wenn es heißt, der Glaube reinige die Herzen, so erkenne ich es nicht als ein Werk oder Verdienst des Glaubens, daß Christus im Glauben ergriffen ward. Doch hierüber schrieb ich Mehreres an Philißßus… Der Herr erhalte dich so lang als möglich wie am Geiste stark, so gesund an Leib. Bete für mich! Leb wohl.

Dein Brenz.

Quelle:
Evangelische Volksbibliothek Herausgegeben von Dr. Klaiber, Garnisonsprediger in Ludwigsburg Zweiter Band. Stuttgart Adolph Bechers Verlag (Gustav Hoffmann). 1863

Luther, Martin – An den Rat von Memmingen

2 Juli 1531

Den Erbarn und fürsichtigen Herrn Bürgermeister und Radt der Stadt Memmingen meynen günstigen Herrn und freunden.

Gnad und frid Erbarn fürsichtigen liben Herrn es hatt mich Johann Schmeltz, so sich hie von ewrem stipendio Im Studio enthellt, vleyßig gebetten, umb dise fürschrift an ewr Edlen, daß ewr Edlen yhm wolt günstlich beholffen sein, mit zehen oder zwelff gulden zu seinem Magisterio, zu welchem stand, weyl er geschickt, wir allsampt yhm trewlich geratten haben, demnach ist mein freundlich bitt, weil ewr Edlen selb sehen und erfaren, das die schulen allenthalb so yemerlich ligen, verlassen und verachtt, das yn kürtz ein unleydlicher mangel gelerter leut sich finden wel, ewr Edlen wolt auch ewr eigen Stadt zum besten den guten gesellen mit solcher hilff nit verlassen, das wird Gott wol gefallen und ob Gott wil, hundertfeltig wider bezalt werden, wie Christus ym Evangelio uns verheisset. Hiemit Gott befolhen,

Dat. Wittenberg 2. Julij.

Martinus Luther\\
M. propria.

Zeitschrift für Kirchengeschichte
herausgegeben von
D. Theodor Brieger und Lic. Bernhard Bess.
XIV. Band
Gotha,
Friedrich Andreas Perthes
1894