Kurfürst Johann von Sachsen an Luther, Bugenhagen und Melanchthon

28.6.1532

Unsern Gruß zuvor. Ehrwirdigen, Hochgelahrten, lieben Andächtigen und Getreuen! Der hochgeborne Furst, unser frundlicher lieber Sohn, Herzog Johann Friedrich, hat uns itzt von Nuremberg aus unter andern einem oder abermals von wegen der Handlung daselbst in des Glaubens Sachen geschrieben, wie Ihr inliegend befinden werdet. Schicken Euch demnach hierbei, was die Zeit uber, weil obgedachter unser Sohn zu Nuremberg gewest, durch die zwen Churfursten Mentz und Pfaltz mit seiner Lieb und andern unsern Mitverwandten gehandelt, und ist demnach unser gnädigs Begehrn, Ihr wollet solchs alles unverzuglich mit Fleiß ubersehen und erwägen, und uns Euer Bedenken darauf neben Wiederschickung derselben Vorzeichnissen vielgehabter Handlung bei diesem unserm Boten vormelden. Daran erzeigt Ihr uns zu Gefallen. Datum Torgau, Freitags nach Johannis Baptistae Anno 1532.

Quelle:
Dr. Martin Luthers sämmtliche Werke.
Briefwechsel
Bearbeitet und mit Erläuterungen versehen von Dr. th. Ernst Ludwig Enders
Neunter Band.
Calw & Stuttgart
Verlag der Vereinsbuchhandlung
1903

Luther, Martin – An Michael Stiefel (26.6.1532).

Gnade und Friede in Christo. Es hat euch, wie ich höre, sehr bewegt, lieber Michael, daß ich mit eurer Rechnung nicht bin zufrieden gewesen, da ihr doch meine aufrichtige Liebe gegen Euch wisset. Zudem habe ich ja allezeit gesagt, naß ich nicht sowohl anderer Meinung sei, als vielmehr, daß ich nicht einsehe, was ich auch jetzo noch gar nicht einsehe und begreife. Denn wozu dienete euch oder mir jene falsche Bejahung? Wenigstens vermutbete ich nicht, daß ihr durch solche gleichgültige Sache so würdet bewegt werden. Denn wenn der jüngste Tag vor Michaelis erscheinen wird, sündigt ihr nicht, die ihr das glaubt und sagt. Kommt er nicht, so haben wir nicht Sünde, die wir glauben, er könne jede Stunde kommen. Denn wer da glaubt, er könne jede Stunde kommen, der nimmt auch an, daß er vor Michaelis kommen könne. Was quält ihr euch demnach einer Sache halber, die auf beiden Theilen ohne Gefahr geschieht. Das sage ich euch, daß euer Unwille den Verdacht mir mehrt, es möchte der Satan euer begehren, euch zu sichten. Derhalben bitte ich, wollt mit Ablegung eures Unwillens zu uns kommen und unsre alte Freundschaft nicht verlassen, noch ändern. Gehabt euch wohl in Christo. Wittenberg, am 26. Juni des Jahres 1532.

Quelle:
Hase, Carl Alfred – Luther-Briefe in Auswahl und Uebersetzung für die Gemeinde herausgegeben Leipzig, Druck und Verlag von Breitkopf und Härtel 1867

Luther, Martin – Dr. Martin Luthers Trostbriefe an Valentin Hausmann. Anno 1532.

Diese zwei Trostbriefe haben hier einen Platz gefunden, weil die Gründe, mit denen Luther eine wegen ihres schwachen, blöden und furchtsamen Glaubens angefochtene Person tröstet, ihre Anwendung auch auf die finden, welche aus derselben Anfechtung Bedenken tragen, zum Sacrament zu gehen.

Eisl. II. 303. Altenb. V. 1016. 1029. Leipz. XXII. 520. Walch X. 2055. Erlang. LIV. 274. 308.

Gnade und Friede, mein lieber Herr und Freund! Euer Bruder, Nicolaus, ist bei mir jetzt gewesen, hat angezeigt, wie Ihr von der Anfechtung des Schreckens und Unglaubens noch nicht los seyd; wie ich aber zuvor auch geschrieben, ist mein treuer Rath, daß ihr solche Staupe ja annehmet, als von Gott Euch aufgelegt, zu Eurem Besten, wie St. Paulus einen Pfahl in seinem Fleische tragen mußte; und danket Gott, daß ihr solchen Unglauben und Schrecken fühlen möget, denn daraus werdet ihr desto mehr gedrungen zu bitten und Hülfe zu suchen und mit dem Evangelium zu sagen Mare. 9,24.: Herr, stärke mir den Glauben.

Wie viel sind ihrer wohl, die weniger Glauben haben? Aber sie fühlen es nicht und bleiben drinnen. Weil es Euch aber Gott zu fühlen gibt, ist es ein gut Zeichen, er wolle Euch endlich heraushelfen; je mehr Ihrs fühlet, je näher es der Besserung ist. Haltet Gott nur stille, er wirds wohl machen. Hiermit Gott befohlen. Amen.

Gegeben zu Wittenberg, Montag nach Invocavit Anno 1532.

II.

Gnade und Friede in Christo, unserm Herrn! Mein lieber Valten, ich habe Eure Beschwerung des Schreckens halben vernommen, aber Ihr sollt darüber nicht sehr sorgen, denn Gott ist wunderlich an uns, daß uns allezeit böse und schädlich haucht, das uns doch sehr nützlich ist, ob wirs wohl nicht verstehen. Wer weiß, was vielleicht ärgers wäre aus Euch worden, wo Euch Gott nicht also in die Zucht gefasset und in seiner Furcht erhielte. Darum sollt Ihr bei Leibe nicht ungeduldig darüber seyn, ob Ihr nicht bald so starken Glauben habt. St. Paulus spricht Röm. 14,1. u. 15,1., daß die Schwachgläubigen nicht verworfen sind. Er ist nicht ein solcher Vater, der kranke und unreine Kinder wegwerfe; er behielte sonst keine. Darum sollt Ihr also sagen: Lieber Vater, gefällt es dir also, mich zu züchtigen, so will ichs gern haben; dein Wille geschehe, verleihe mir also Geduld.

Zum andern weiß ich nicht, wie Ihr Euch dagegen stellet; denn Ihr sollt Gott anrufen und beten, sonderlich zur Zeit, wenn Ihr fühlet, daß es kömmt, sollt Ihr niederfallen auf die Kniee, gen Himmel rufen; und ob Euch das Gebet nicht wollte schmecken und däuchte Euch um sonst und zu kalt zu seyn, so lasset darum nicht ab, thut einen starken Stoß und betet desto stärker, je mehr es Euch verloren däucht. Denn Ihr müßt hier lernen kämpfen und nicht stille halten, und zusehen oder leiden, was das Schrecken vorgibt, bis es aufhöre von ihm selber; sonst würde es je länger, je stärker. Ihr müßt mit Gewalt beten und dawider rufen, auch mit hellen Worten das Vater Unser schreien. Denn es ist vor allen Dingen in Euer Herz zu fassen, daß Ihr ja nicht zweifelt, es sey vom Teufel; denn Gott will Widerstand haben, und darum solches verhänget, daß er stark Gebet hören und helfen will.

Zum dritten, wenn Ihr ja nicht wohl beten könnt, so lasset Euch etwas aus den Psalmen oder Neuem Testament lesen mit klarer Stimme und höret demselbigen zu. Denn Ihr müßt Euch gewöhnen in solcher Zeit, daß Ihr Euch nicht mit dem Unglück zerret, nach eigenen Gedanken ohne Gottes Wort, daß Ihr wollet harren, bis es selbst ablasse; sondern gedenkt, daß Ihr das Gebet und Gottes Wort zur selbigen Zeit lauter höret. Wiewohl Ihr auch außer solcher Zeit solches nicht lassen sollt, wenn Ihr könnet, daß Ihr dawider betet; so wird es (ob Gott will) mit der Zeit besser werden. Denn ohne Gottes Wort ist uns der Feind zu stark; aber Beten und Gottes Wort kann er nicht leiden. Hiermit seyd Gott besohlen. Amen.

Gegeben am Tage Johannis Baptistä Anno 1532. Martinus Luther.

Quelle:
Luthers Volksbibliothek Zu Nutz und Frommen des Lutherschen Christenvolks ausgewählte vollständige Schriften Dr. Martin Luthers, unverändert mit den nöthigen erläuternden Bemerkungen abgedruckt. Herausgegeben von dem Amerikanischen Lutherverein zur Herausgabe Luther’scher Schriften für das Volk Erster Band St. Louis, Mo. 1860

Luther, Martin – An Franz Koler

Bruchstück

8. Juni 1532

Man saget ein toller Hund lebe vber 9 tage nicht. so lesset vnser herr Gott hertzogk Georgen wol 9 Jar vnd lenger tol sein. Er ist doch nichts anders den ein toller hundt. Wohlan ich wolt vor meym ende noch gern das an Im sehen, das er auff were wider vns vnd seine burger wolten nicht mit Im zihen wider vns. Das er sehen musste, das inn mehr an vnserm herr Gott gelegen war, dann an Im.

Quelle:
Analecta Lutherana
Briefe und Actenstücke zur Geschichte Luthers
Herausgegeben von D. Theodor Kolde
Gotha.
Friedrich Andreas Perthes.
1883.