Philipp von Hessen – An Martin Luther, Anfang October 1534

Nachdem dy zweihelligkeit so sich des Sacraments halben zutregt vnserm Christlichen glauben grosse zerruttung vnd nachteil pringt vnd augenscheinlich furhanden, got verhut vnd were es dan, das auf vleissig anhalten der papisten den armen leuthen in Oberlanden ein großes plutuergießen erwachsen vnd erstehen mocht, weyl nu der mererteil der Oberlendischen prediger vnd sonderlich Bucerus dennochts Ir bekentnus also gericht vnd gestalt haben, das man nunmhe fur vnotig acht vnd helt das deßhalben weither zwiespalt oder Zangk sein soll, dan ye von allen teylen Christus vnd ein glauben bekent wirdet, darumb, so langet vnser gnedig beger an euch Ir wollet disse sach was allenthalben daron gelegen ist In christlich vnd trewes bedencken nemen, vnd doran sein, das ein bestendige vereinigung vnd verglaichung desselbigen articuls halben furgenomen vnd eintrechtiglich bewilliget werden moge, was wir don Im selbigen thun sollen vnd mogen, wollen wir kein vleiß, vnkosten oder muhe an vns erwinden lassen vnd sein euch zu gnaden wol geneigt, wir haben auch gleichfals dem Bucero vnd andern oberlendischen predigern dergestalt vnser gemut auch zuerkennen gegeben werden.

Dat.

an M. Luther

Quelle:
Analecta Lutherana
Briefe und Actenstücke zur Geschichte Luthers
Herausgegeben von
D. Theodor Kolde,
Gotha
Friedrich Andreas Perthes
1883

Melanchthon an Johann von Anhalt, 22.10.1534

Durchläuchtiger Hochgeborner Fürst und Herr. E. Fürstl. Gnaden sind meine arme Dienste in Unterthänigkeit zuvor, Gnädigster Fürst und Herr. Ich habe noch kein Rathschlag gestellet, damit ich gewartet, ob vielleicht E. F. G. bedächten mich zu fodern; aber die Artikel so ich gesehens sind Verweisens wol würdig, so die Leute nicht davon klar abstehen. E. F. G. wollen auch Acht darauf haben, ob sie etwa mit andern Anabaptisten Conspiration haben, dadurch Aufruhr zu besorgen, dann wo dem also, wäre nit gut, daß sie also ledig gelassen, sondern man müßte größern Ernst erzeigen. Ich besorge auch, es stecken mehr Opiniones hinter ihnen, dann Sie haben viel und mancherley Artikel sunst, wider Oberkeit, Gericht, Eyd; davon mögen E. F. G. sie fragen lassen, damit ihr unrecht Opiniones männiglich gemarckt werden, und andere Leut ein Scheue kriegen vor solcher ungöttlichen und mörderischen Sect. Wo nun die Artikel ihrer Lahr gnugsam erforschet, kann man die Straff darnach scherfen oder lindern, und stelle solches alles zu E. F. G. Bedenken. Gott bewahr E. F. G. allezeit gnädiglich. Datum Witteberg Donnerstag nach Lucae, 1534,

E. F. G.
unterthäniger Diener
Philippus Melanchthon.

Bretschneider, Carolus Gottlieb
Corpus Reformatorum
Volumen II
Halis Saxonum
C. A. Schwetschke und Sohn
1835