Luther an Wolfgang Koech und Peter Thun (Thym), Bürger zu Zwickau.

Gutachten über die Zulässigkeit einer zweiten Ehe des Wolf Hayn. (Wolf Hayn zu Zwenitz, dessen Frau kurz nach der Hochzeit wahnsinnig geworden und umherschweifte, hatte seine verwandte Magd (deren Grossvater der Bruder des Schwängerers war) geschwängert. Hayn war von den Gerichten, dem Hauptmann von Grünhain, eingezogen worden. Das Hofgericht sprach sich gegen die Ehe aus (Sonntag nach Allerheil. 1536) und dem zu Folge wurde die Schliessung der Ehe und das Beisammenleben nur ausserhalb des Churfürstenthums trotz der bis 1542 wiederholten Gesuche, gestattet.)

G. v. friede in Christo, ersamen, lieben guten freund. Auf Ewer schrift der ehesachen halben, so ihr angezeigt, ist das mein gutduncken, dass die mansperson, so der synnlosen frawen ehemann gewest ist, die weibsperson, so von ime schwanger wurden ist, vor der frawen sterben gar nicht schuldig ist zu ehelichen, weyl da kein vorlobnus geschehen. Aber da ligts. Er were wol schuldig sie zu ehelichen vnd zu den ehren wider zu bringen, weyl sie von ime gedemutiget oder zu nicht gemacht, wie die schrift redet, on dass die freundschaft oder geliedt nach geistlichem recht zu nahe ist. Kund Irs aber bey Ewer obirckeit erhalten, dass sie solche ehe leiden, so ist mein rad, dass man sie ehelich beyeinander bleiben lasse, dann solch geliedt ist wol nicht vorboten von got vnd kayserlichem recht, aber vmb mutwillen bosser leut ist solch exempel nicht fur recht einzulassen, obwol im fall solchs mag etlichen nach der that, als hie geschehen, ist zugelassen vnd geduldet worden. Denn wo die weibsperson nicht geschwecht were, solt mans ime keinen weg dulden vmb der wilden leut willen. Weyl eß aber geschehen ist, mag mans so lassen gut sein, wo die obrickeit zufriden sein wil vnd durfen als dan kein gewissen darinnen schewen, weyl eß kayserlich (recht) duldet. Hiemit got beuolhen. Amen. Dinstags nach Viti 1536.

Martinus Luther, D.

Quelle:
Dr. Martin Luthers Briefwechsel
Herausgegeben von Dr. C. A. H. Burkhardt
Leipzig
Verlag von F. C. W. Vogel
1866