Corvinus, Antonius – Brief nach Osnabrück, 1536

„Es hat nu deutsche Nation lange Zeit gehabt und Gottes Wort gehört und das Evangelium, solte auch wol längst derhalben gelernt haben, wenn sie nicht blind sein wolte, wie man diese letzte böse, schreckliche Zeit erkennen und sich mit Besserung des Lebens drein schicken soll. Aber es soll vielleicht nicht sein, und haben’s freilich unsere Sünden verdient, das wir Deutschen allezeit ehe fühlen müssen, denn wir glauben wollen, und zwar werden die Häupter unserer Religion nicht bessere Wege und Mittel suchen zur Concordia und Einigkeit, denn bisher geschehen, ist zu besorgen, Gott werde uns dermaleins, um unserer Undankbarkeit willen, ein Stücklein sehen lassen, dagegen das Münster’sche Bilde zu rechnen (denn also nennet nu Johann von Leydcn sein Affenspiel selber) eitel Kinderspiel gewesen sei. Denn der Teufel, so von Anfang an falscher Lehre und Blutvergießen Lust gehabt, wird auch nicht eher feiern, bis er sein Mütlein wol an uns gckület hat. So wollen auch wir, Gott erbarme es, nicht eher ablassen von unserer Lästerung, Verfolgung, Sünden und Lastern, bis Gott gezwungen werde, seinen göttlichen Zorn und Grimm über uns zu schicken.“

„Doch, daß nichts desto weniger die armen einfältigen Herzen, dieweil die Häupter Christlicher Religion, so gar nichts zu solchen Sachen thun wollen, vor den greulichen Secten und Aergernissen dieser Zeit gewarnt werden, Ich auch, als ein Diener des Worts, meinem Amt genug thu, hab ich nicht allein die Disputation, die ich und mein Herr und lieber Bruder, Johannes Kymeus, mit dem Fastnachts-König von Münster jetzt neulich zu Beverger zweimal, und folgends mit Knipperdolling und Krechting zu Horstmar, auch zweimal gehalten, sondern auch alles, was unser Landgraf durch seine Gesandten schriftlich und mündlich in dieser Sache gehandelt, summarie der ganzen Welt vor Augen stellen wollen,um vor so gewaltigen greulichen Irrthümern zu warnen.“

„Ist auch gut, daß die ganze Welt erfahre, was unter der neuen Müncherei und Gleisnerei der Täufer verborgen liegt. Und wer sich hinfort nicht warnen lassen will, der stehe sein Ebenteuer und lerne durch Erfarung, was die Wiedertäufer für ein Kraut seien. Der barmherzige Gott, der wolle euch und uns nicht allein vor so greulichen Irrthümern, Rotten und Secten, sondern auch vor allem Uebel gnädiglich behüten. Datum zu Witzenhausen in Hessen. Anno XXXVI. VII. Martin.

 

Quelle:
Das Leben der Altväter der lutherischen Kirche für christliche Leser insgemein aus den Quellen erzählt. In Verbindung mit Mehreren herausgegeben von Moritz Meurer. IV. Band. Reformatorische Männer aller Länder: Corvin’s Leben von Collmann. Georg von Anhalt’s Leben von Schmidt. Brenz’s Leben von Wild. Mykonius Leben von Meurer. Leipzig & Dresden. Justus Naumann’s Buchhandlung. 1864

Rath zu Frankfurt a. M. an Luther

26.7.1536

Dem ehrwirdigen, hochgelehrten Herrn Martin Luther, der heiligen Schrift Doctori, unserm besonderm guten Freund.

Unser willig, freundlich Dienst zuvor. Ehrwirdiger, hochgelehrter, lieber Herr, besonder guter Freund! Uns hat der wirdig, wohlgelehrt Johann Bernhardi, unser Prädicant, nach seiner Ankunft von Wittemberg erzählt, weß sich Ew. Ehrw. sampt ihme und andern Predigern des Worts Gottes, so jungst daselbst bei einander versammelt gewest, des heiligen Abendmahls unsers Herrn, des Taufs, der Schlussel, Beicht, Schulen und anders halben unterredet, verglichen, bewilligt, angenommen und beflossen haben. In welcher seiner Relation Meldung geschehen, daß Ew. Ehrw. begehrt habe, daß ihr jeder bei seinen Obern der beruhrten Abred Bewilligung erlangen und daran sein sollte, daß dieselb E. E. zugeschrieben wurde. Dieweil sich dann dieselb eur gehabte Handlung allenthalben auf die Confession und Apologia, durch die protestirenden Ständ jungst zu Augspurg ubergeben, zeucht, und wir uns hiervor, als wir in die christlich Einigung angenommen worden, bewilliget und erboten, derselben gemäß bei uns predigen und handeln zu lassen, so lassen wir uns diese jungst zu Wittemberg gehabte Unterred und was daselbst beslossen ist, demnach auch gefallen, und wöllen bestellen und darob sein, daß die Ding mit Prediigern, Gottesdienst, Schulen und anderm, derselben Confession und Apologie, auch diesem Beschluß und Verzeichnuß, so viel an uns und nach Gelegenheit unsrer Kirchen moglich, gemäß und gleichformig bei uns angericht werden sollen. Dann was zu Ehren Gottes und Furderung seines heilsamen Worts, auch Aufrichtung christlicher Zucht dienen und gedeihen mocht, darin wollten wir an unserm Fleiß, so viel uns Gott der allmächtige Gnade verleiht, ja nicht gern ichst erwinden lassen., Wollten wir E. E. dem gemachten Abscheid nach unsers Theils nit verhalten, und E. E. freundlich Dienst zu erzeigen, sein wir geneigt und willig. Datum Montags nach Jacobi Anno rc. xxxvi.

Dr. Martin Luther’s sämmtliche Werke
Briefwechsel
Bearbeitet und mit Erläuterungen versehen von
Dr. th. Ernst Ludwig Enders
Elfter Band.
Briefe vom Februar 1534 bis Juli 1536
Calw & Stuttgart.
Verlag der Vereinsbuchhandlung.
1907

Rath von Augsburg an Luther

18. Juli 1536

An D. M. Luther

Wir haben die Vergleichung des beschwerlichen Sacramentstreits uf-hintersich-Bringen und nit allein der Gelehrten der heiligen Schrift, sonder auch uf der Oberkeiten und Herrschaften, die Christum bekennen, Zu- oder Abschreiben gestellt, nit mit wenigen Freuden vernommen, dann wir besorgen, durch den ehgeruhrten Stritt die Erbauung christenlicher Kirch und Usbreitung verhindert worden sei, welche Verhinderung der christenlichen Erweitrung, unsers Verhoffens zu Gott, nunmehr durch die löblich Vergleichung hingenommen und ufgehebt würd. Darumb wir sälhe abgeredte Concordi und Vereinigung hiemit herzlich annehmen, bewilligen und zuschreiben. Das wir E. W., dero wir freundlichen guten Willen zu beweisen geneigt sein, uf Ihr Schreiben, an uns der Vergleichung halben gelangt, nit bergen wöllen. Dat. 18. Juli an. etc. 36

Quelle: [[verzeichnisse:quellen:enders_11]]

Quelle:
Dr. Martin Luthers sämmtliche Werke.
Briefwechsel
Bearbeitet und mit Erläuterungen versehen von Dr. th. Ernst Ludwig Enders
Elfter Band.
Briefe vom Juli 1536 bis August 1538
Calw & Stuttgart
Verlag der Vereinsbuchhandlung
1907