Herzog Johann Friedrich von Sachsen an Luther

20.12.1520

Mein Gruß und genädigen Willen bevor, achwar, wirdiger, lieber Herr Doctor und geistlicher Vater! Ich hab Euer Schreiben verlesen und gar genädiglichen verstanden, thue auch mich genädiglichen bedanken, daß Ihr Euch auf mein Schrift, auch zuvor ehe sie Euch ist zukommen, darein gegeben, und predigen und schreiben wie zuvor, und Euch die päpstliche Poul nit lassen abschrecken und wie bisher wey dem Evangelio fest stehen. Das will ich in allen Genaden kegen Euch erkennen, auch herzlich gerden Euch mitsampt der christlichen Wahrheit in genädigen Befehl haben und gerden das Mein darbei thuen. Geb Euch auch gar genädiglichen zu erkennen, daß der hochgeborne Fürst, mein genädiger lieber Herr Vetter und Vater uf mein Schrift, wie ich Euch Copia zuvor hab zugeschickt, wieder geschrieben nach folgender Meinung: „Hochgeborner Furst, freundliicher lieber Vetter und Sohn! Ich habe Euer Liebe Schreiben, Doctor Maritnus Lutter belangende, alles Inhalts vernommen, und solchs freundlich von E. L. vermarkt. E. L. sollen auch nit zweifeln, ich will mir die Sache, so viel moglich und sich leiden will, lassen befohlen sein.“ Das hab ich Euch genädiger Meinung als meinem geistlichen Vater nit verhalten wollen. Euch Genad zu erzeigen bin ich geneigt; will mich hiemit in Euer Gebet befohln haben. Datum zu Coburg an Stant Thomassen Abend im XV und XX Jahr

Quelle:
Dr. Martin Luthers sämmtliche Werke.
Briefwechsel
Bearbeitet und mit Erläuterungen versehen von Dr. th. Ernst Ludwig Enders
Dritter Band.
Briefe vom Dezember 1520 – August 1522
Calw & Stuttgart
Verlag der Vereinsbuchhandlung
1889