Luther und die anderen Visitatoren an Kurfürst Johann von Sachsen.

9.1.1530

Durchlauchtigister, hochgeborner Furst und Herr! Euern curfurstlichen Gnaden sind unser unterthänig und gehorsam Dienst allzeit zuvor. Gnädigster Herr! Auf jungst E. ch. G. Befelh sind wir willens vormittelst gottlicher Gnaden und Hulf uf nächstkommenden Donnerstag nach Beltitz zu reisen und die Visitation des Orts anzufahen. So wir aber besorgen, E. ch. G. mochte aus furfallenden Geschäften Doctorem Benedict Pauli irgend mitten im Werk abfordern und gebrauchen, im Fall ob solchs furfiel, bitten wir unterthäniglich, E. ch. G. wolle Bastian von Kotteritsch, Ambtmann zu Bitterfelt, schreiben und befelhen, daß er sich uf unser Erfordern alsdann an gedachts Doctors statt woll gebrauchen lassen, angesehen daß vielleicht ich, Martinus Luther, nach acht oder zehen Tagen auch wiederumb nach Wittemberg reisen mocht.

Weil wir auch Mangel an Zehrung haben, bitten wir. E. ch. G. wolle uns domit vorsehen und dieselb Johann von Taubenheim mitgeben lassen. Das wollen wir umb E. ch. G. in unterthänigem Gehorsam allzeit geflissen sein zu vordienen. Datum Wittemberg, Sunntags nach Epiphanie Domini, anno ejusem 1530.

E. ch. G. unterthänig gehorsame Visitatores rc.

Auf einem Streifen.

Wollen auch Euern churf. G. unterthäniger Meinung nicht vorhalten, daß im Fall, so ich, Martinus Luther, wie beruhrt, wiederumb nach Wittemberg reisen wurde, die andern Herrn bedacht, Ern Johann Pomern, Pfarrer zu Wittemberg, acht oder zehen Tag an meiner statt zu gebrauchen.

Quelle:
Dr. Martin Luthers sämmtliche Werke.
Briefwechsel
Bearbeitet und mit Erläuterungen versehen von Dr. th. Ernst Ludwig Enders
Siebenter Band.
Briefe vom Oktober 1528 – Juni 1530
Calw & Stuttgart
Verlag der Vereinsbuchhandlung
1897