Melanchthon, Philipp – An den Rath zu Augspurg

Gottes Gnad durch seinen eingebohrnen Sohn Jesum Christum, unsern Heyland und warhafftigen Helfer zuvor. Edle, Ernveste, Weyse, Günstige Herren! Dieweil der gut alte Mann Doctor Stephanus Agricola in Augspurg treulich gedient hat, und bekannt gewesen ist, hab ich gehofft, E. Ernveste und E. W. werden seinem Sohn deß geneigter sein, hab auch ihn und die andern verhamnet, der Ceremonien halber Gedlt zu haben. Nachdem aber sich die Sachen anders zugetragen, laß ichs auch bey E. Ernvest und W. Schriften beruhen, und hab Stephano die Brief an mich haltend, zugesandt, und ihm dabey geschrieben, daß er sittiglich antworten wolle.

Ich habe nicht Gefallen an unnöthigen Gezänk, denn man hat sehr gnug zu thun mit vielen groswichtigen Sachen, davon die Verständige und Alten freundliche Unterrede halten sollen, eine solche Unterrede sollten christliche Herrschaften fürdern.

Und wo ich euern Kirchen, oder sunst zu gutem dienen kann, dazu bin ich mit Gottes Hülff willig. Der Allmächtige Sohn Gottes, Jesus Christus, der ihm gewislich ein ewige Kirche im menschlichen Geschlecht, durch sein Evangelium samlet, wolle E. Kirchen und löbliche Stadt und Euer Ernveste und die Euern allezeit gnädiglich bewahren und regieren, Und in euer Stadt allezeit auch ein Kirchen samlen. Datum Witenberg die 3. Martii, 1553.

Ewer Ernveste und E. W.
Williger
Philip. Melanthon.

Corpus Reformatorum
Edidit
Carolus Gottlieb Bretschneider
Volume VIII
Hallis Saxonum
C. A. Schwetschke Et Filium
1841