Brenz, Johannes – An Antonius Hofmeister (ungef. 21 Sept. 1530.)

In der Sach das Evangelium betreffend zaig Ich e. w. mein bedacht diser meynung an. So hierin von weltlichen Sachen oder gemeinem weltlichem nutz zuratten were , wolt Ich wol meins verstands nit allein fur mein person, sondern auch fur ein gemeine Stat und mein nachpawern, sovil got gnad verlihe, zuraten geneigt und willig sein. Aber dieweyl dise sach eins igklichen glauben insonderhait und den himelischen gotlichen und ewigen nutz, den man nit durch fremden sonder durch den eigen glauben erholet, belangt, Und Ich fur keinen andern glauben kan, bin auch eins andern glauben nit vergewisst: So wil mir nicht geburn, fur ein andern vileicht noch unwussenden, der sach unverstendigen oder auch unglaubigen zuraten. Darumb sovil mein person betrifft, bekenne Ich die warhait des Evangelions, so biss anher ein zeitlang clar und lauter gepredigt ist, unsern Herr Gott bittende, er wolle die selben in mir zu dem ewigen leben thetig und fruchtbar machen. So nu der abschied des itzigen Reichstags die selb warhait verbieten und die Romisch unwarhait gepotten wurde, kan Ich mit gutem gewissen vor Got und mit mundtlicher bekantnus vor der Welt, wo solichs von mir erfordert wurt, keins wegs darein bewilligen, Sonder hab mich billich aller gotlichen mittel von den baiden Rechten gaistlich und weltlich vergondt und zugelassen, als da seyen beschwern, protestiren etc., dargegen zu gebrauchen. Wil dan kay. M. mich daruber vergeweltigen, das muss Ich, so ich rittlich handeln wil, leiden und nicht mit gewalt widerstreben. Es ist mir dannecht liber, Ich leide unrecht, dan solt Ich durch verwilligung des abschieds dahin getrungen werden, das Ich must den Cristenlichen Stenden auss kay. M. bevelh, wie es vermutlich ergen mag, alles laids und ubels durch krieg zufugen und also unrecht thon etc.

Quelle:
Anecdota Brentiana Ungedruckte Briefe und Bedenken von Johannes Brenz. Gesammelt und herausgegeben von Dr. Th. Pressel, Archidiaconus in Tübingen. Tübingen, 1868. Verlag von J.J. Heckenhauer.

Brenz, Johannes – An Antonius Hofmeister (2 Sept. 1530.)

Gnad und frid unsers Herrn Jesu Cristi zuvor. Gunstiger liber Her Stetmaister. Ich schick Euch hiemit etlich abschrift der briff, so Luther an den Curfursten von Sachsen und seinen Cantzler geschriben hat. Mogt dieselben lesen und verwart behalten, das sie nit ausskomen. Die red sein hie verwirt. So ist der Handel noch verwirter. Der ausschus des gegentails hat den unsern auss befelh der andern Stend antzaigt, Wo wir uns mit kay. M. nit verglychen wollen, so werd sein M. all ceremonien wider uffzurichten biss uff ein Concilium gebieten. So halten die Fursten des gegenteils den merern tail heimlich Raet on erfordert der unsern. So hat Erasmus Roterodamus newlich hergeschrieben demPhilippo, Wie die von Basel jrn Canonicis gebotten haben in acht tagen sampt jrer hab und gut sich auss der Stat zuthon. So kan man auss andern anzaigungen keins guten fridlichen abschieds verhoffen. Welchs alles des zukunfftigen krigs und verderbung des teutschen lande vorfechten sein. Darumb mocht Ir euch wol hieher gen Augspurg widerumb nit anderst abfertigen lassen, dan als were es gewiss, das ein widerwertiger abschied gefiel. Wurt es besser, so ist es gewin. Got wolle doch der seinen verschonen, das sie nur an der sel mit der welt nit verderben. Hiemit unserm Hern Got bevolhen Amen. Datum zu Augspurg Sambstag nach Egidii Anno XXX.

Nach dem Ich die briff beslossen, hat mir ein guter frund gesagt, der Curfurst von Sachssen wolle in die kunfftig wochen gewigslich binwegk ziehen. Wo dem also, wurt man freylich der Reichstag bald ein end nemen. Auch hat kay. M. heut ein botten zum landtgrave von Hessen abgefertigt und jm by der acht gebotten, das Schloss Cronberg seiner M. zuzestellen, das Cronberg wol von kay. M. zulehen gen. Was aber das fur ein gedancken dem landtgraven bringen werd, ist leichtlich zuerachten. Wan man den hundt slahen wil, findt man bald ein stecken datzu etc.

Quelle:
Anecdota Brentiana Ungedruckte Briefe und Bedenken von Johannes Brenz. Gesammelt und herausgegeben von Dr. Th. Pressel, Archidiaconus in Tübingen. Tübingen, 1868. Verlag von J.J. Heckenhauer.

Brenz, Johannes – An Antonius Hofmeister

d. 16. März 1525

Dem Ersamen vnnd Achtbarn Anthonio Hoffmayster, meynem günstigen Herren, und Bruder in Christo Jhesu.
Johann Brentz, Ecclesiastes zu schwebischen Hall.

Gnad vnnd Fried von unserm herren Jesu Christo Amen. Ich bin nit sonderlich lustig vil meyner Predig, durch den Truck an tag zu stellen, nicht das ich mich der vnwahrheit besorg, oder dz liecht schewhe, dann ich gewyß bin, das iich Christum Jhesum, vnd den selbigen gecreutzigten, leere, Auch leyden mag, das ain yetweder von Gott geleert meyne Predig vrtayl, Sondern das geleerter vnd höher begabte, dann ich bin, beruffen seyen, das Evangelion offenlich durch den Truck zu handeln. Würde ich doch auß nott gezwungen, dise Predig von gehorsam der vnderthon gegen jrer Oberkait, lautendt, an das liecht zu geben. Dann demnach ich ain zeytlang von Christo vnnd Christenlicher freyheit (wölche besteet in erlößung von sünden, anfechten, todt, hell, vnd der gleychen) gepredigt, Vnd aber in nechst verschyner zeyt, kurtzlich anzaigt, wie Christenliche freyhait ain rechte gehrosam in ainem Christen, gegen Gott seynem HERREN, vnd seynem nächsten, Oberkait oder vnderthon, würcke. Hab ich wol erfahre, das, das creutz der leybliche gehorsam, dem flaysch nit fast wol schmeckt, vnd yn zu schwer sein will. Ja vil vnuolkommenner von dem wort abschreckt. Man möcht gleychwol Christum hören vnd folgen all weyl der die Phariseern schildt, vnnd in der wüste speyßt, man were auch dazumal lustig jn zu ainem Künig erwölen. Johan. 6. Aber wann er seyn flaysch will zu essen geben, vnd im schwayß vnder dem Creutz daher tritt, da ist die freundtschafft auß da kendt man jn nymmer meer, Es will ya das flaysch, an Christo, an dem Evangelio, an der Christenlichen freyhait nichts anders suchen, dann wie seyn art vnd natur ist, Ich kan auch fast wol mercken, das dem flaysch nyemand Euangelisch predigt, er sprech dann, schlag todt, gib nyemandt nichts, sey frey, biß nit gehorsam. Wolan gott erleucht vns alle, es thut zu diser gefärlichen zeytt vnns seyner hilff fast schier nott, dann ob er wol auß lautter gnad vnd schecnk das liecht seyns worts eröffnet hatt, vnd Christum an tag gestellt, Ist er wol noch so vermüglich, das er es von vndankbarkait wegen, widerumb auß vnsern augen reyß vnd (wie vormals) verheele. Damit aber ich mein gemüt gegen euch meinem freuelichen herren, vnd brüder in Christo erzaygt, hab ich dise predig euch zugeschickt, fleyssig biettendt, wöllend sy guter Christlicher maynung nach von mir annemen. Der Fryd Christi sey mit euch alweg. Amen. Datum zu Hall. 16. Martij. Anno Domini 1525.