Bürgermeister und Rat der Stadt Hamburg an Urbanus Rhegius

An Herrn Urbanum Regium, der heiligen Schrift Doctor und Superintendent des Fürstendoms Lüneborch

Unsern fründlichen Denst tho vorne. Werdige, hochgelerde und achtbare Herr, besonder gunstige und gude Frundt. Als uns den unse gnedegster Herre der Churfurste tho Sassen unlanges geschreven, unsern Superintendenten den würdigen Johannem Hepinum, Doctorn &c. gen Hirsfelde, dar andre gemeiner Verstendnisse Theologen syn werden, umb den VI. Junii negst kommende aver to schicken und tor stede to hebben, ßo weren wy nicht ungeneigt demsulven Churf. Befehl nha to setten, wenneer eth in des Hr. Superint. Vermügen were synes Lyves Schwachheit halben de Dagefart tho bereisen, wo eth unses entfindens warlich nicht is, und hebben uns by syner Churf. Gn. derwegen moten entschuldigen und antoegen laten, dat wy Juwer W. schriven und derhalven Bevel geven wolden. Und bedden demenha fründlich Juwe W. (Indeme desulve darhen to reisen verordnet werdt) de wille van unsentwegen dat beste doen und de Nottorft helpen wachten, und wat aldar durch Juwer W. mede vor gudt und Nutte werdt angesehen, edder ingerhümet, dat  wille wy volgen und unseres Deles ock ingaen und bewilliget hebben. Juwe W. wille sick uth gehörder Orsake hierin unbeschweret ertögen, dat syn wy in fründelicher Willfarung henwedder to beschulden ock erbodich und gudtwillig. Schreven under unserm Signet, Sonnavendes den XXIX. Mai anno &c. XL.

Bürgermeister und Radtman der Stad Hamborch

Zeitschrift des Vereines für hamburgische Geschichte.
Zweiter Band
Hamburg, bei Johann August Meißner.
1847

Luther, Martin – An Urbanus Rhegius.

Gnade und Friede in Christo, der unser Friede und Trost ist. Mein lieber Urban! Ich habe mich nicht gar sehr betrübt, daß ihr schreibet, ihr littet des Satans Engel und den Pfahl in eurem Fleisch. Denn hieran erkenne ich, daß ihr dem Bilde des Sohnes Gottes und aller Heiligen immer ähnlicher werdet. Solche Anfechtung widerfährt euch und andern Brüdern, so hochgestellet sind, euch zu erniedrigen. So seid ein Mann, stärket euer Herz und ertraget den Herrn, der zu Paulus spricht: Laß dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft wird in dem Schwachen völlig. Der uns berufen hat, ist treu; er wird uns auch vollenden an jenem Tage, Amen. Denselben Herrn habe ich gehöret und bin getröstet. Dergleichen gehet über alle unsre Brüder in der Welt. Wir müssen einander tragen und tragen lassen. So trägt uns Christus von Anbeginn der Welt bis ans Ende. Wir können nicht allezeit fest und freudig sein, aber auch nicht allezeit schwach und gebrechlich; sondern nach dem ver will, der da hauchet wann und wo er will, daß er uns in solchem Wechsel lehre, auf daß wir nicht, wenn wir immer stark wären, hoffärtig würden, oder, wenn wir immer schwach wären, gar verzagten. Er weiß, was für ein Gemächte wir sind, wie David sagt, und daß wir Staub sind.

Doch was rede ich solches vor euch, der ihr doch Christi seid? Aber ein Bruder soll dem Bruder zureden und sollen einander die Hand reichen in diesem Jammerthal, bis der Tag anbricht, auf den wir warten. Grüßet ehrerbietig euern trefflichen Fürsten/) welchem ich, Gott ist mein Zeuge, von Herzen Glück wünsche zu dem Geist, der die Schrift so lieb hat und bitte, daß Gott solchen Segen in ihm und uns Allen mehren wolle, der ein Vater ist der Barmherzigkeit, Amen. In demselben Herrn gehabt euch wohl mit den Eurigen und bittet auch für mich armen Sünder. Wittenberg, am Tage St. Davids 1535.

Euer Martin Luther.

Quelle:
Hase, Carl Alfred – Luther-Briefe in Auswahl und Uebersetzung für die Gemeinde herausgegeben Leipzig, Druck und Verlag von Breitkopf und Härtel 1867Hase, Carl Alfred – Luther-Briefe in Auswahl und Uebersetzung für die Gemeinde herausgegeben Leipzig, Druck und Verlag von Breitkopf und Härtel 1867

Luther, Martin – An Urbanus Rhegius

(7.7.1528)

Gnad und Friede im Herrn. Nun kam ein erfreulicheres Gerücht, dank ehemals, zu uns, mein bester Urban! Denn so wol einiger Freunde Briefe, als auch Zwingels prahlerisches Vorgeben brachte mich auf den Verdacht, Ihr wäret von uns, in Absicht auf die Lehre vom heiligen Abendmal, gänzlich abwendig gemacht worden. Nun redet man freylich ganz anders von Euch, so daß es mein ehemaliger hoffnungsloser Gram über Euer Ausreißen mir noch kaum zu glauben erlaubet. Doch wünsch ich es mit jedem heissen Wunsche, daß Christus meine Seufzer um Euch erhöre, und uns mit dieser frohen Nachricht erfreue. Das soll für uns eine Osterfeyer, ein wahres brüderliches Passafest seyn, wenn Ihr Euch nicht von uns trennet, wenn Ihr Eines Glaubens mit uns seyd! Ich schreibe dieses nicht ohne alle Besorgniß. Denn ich weis es aus der Erfahrung, wie oft wir uns nicht nur mit schlimmen, sondern auch frohen Botschaften zu täuschen pflegen. Ich bitt Euch daher, beehrt mich mit einem Schreiben, worin Ihr mir zu wissen machet, was für ein Geist Euch belebe, was für Gesinnungen Ihr heget. Gehabt Euch recht wohl in Christo. Wittenberg den 7ten Jul. 1528.

Euer
Martin Luther

Quelle:
D. Martin Luthers bisher grossentheils ungedruckte Briefe. Nach der Sammlung den Hrn. D. Gottf. Schütze, aus dem Latein übersetzt. Erster Band. Leipzig, in Kommission bey Christian Friderich Wappler. 1784.

Luther, Martin – An Urban Regius, Prediger in Augsburg, ohne Datum 1524.

Auf der Rückseite des ersten Blattes:

Lieber Herr Urban, bitt euch, wollet diesen gegenwärtig Sermon fleißig lesen von meinetwegen und auch zu eurer Unterweisung, damit ihr euch nachmals ganz und gar wendet von den verstorben Heiligen auf Christum, welcher allein unser Mittler, Trost und Heil ist, in welches namen allein selig müssen werden all glaubig Menschen. Non enim est aliud nomen sub sole, in quo nos oporteat salvos fieri. Es hilft hie weder Maria, noch Johannes, noch Petrus, auch nicht Franciscus Benedictus. Es ist der einig Christus, da bleibt auf, der ist der Eckstein und Grundfest unser Seligkeit. Fundamentum aliud nemo potest ponere praeter id quoad positum est, quod est Christus Jesus. Derhalben ist mein Bitt, wollet bleiben bei dem Gewissen und, das ungewiß ist, lassen fahren. Heilige hin, Heilige her, wir sein all Heilige in Christo, so wir das anders glauben. Denn in Christo kann nichts Unreines, noch unheilig sein; es ist alles durch ihn geheiligt. Er will nicht allein sein; denn er spricht durch den Propheten: Honorem meum alii non dabo. Thut nun, was euch lieb ist. Lebt wohl.
Mart. Luther

Am Ende:

Wie nun, lieber Herr, meinet ihr nit, er habs getroffen? Derhalben seht euch wohl für, daß ihr euch nit ein Abgott macht. Seht euch wohl für, daß ihr euch nit verlaßt auf eins ander Gebet, viel minder auf die Heiligen, die verstorben sein. Dann tempus acceptum ist aus mit ihm. Es steht also 2. ad Corinth. geschrieben: Tempore accepto audivi te. Und Paulus ermahnt uns, daß wir ja die Gnad Gottes nit hin fallen lassen.

Dr. Martin Luther’s sämmtliche Werke, Bd. 53

Quelle:
Dr. Martin Luther’s sämmtliche Werke. Drei und fünfzigster Band: Vierte abtheilung Vermische deutsche Schriften Erster Band. Frankfurt a.M. und Erlangen, Verlag von Heyder & Zimmer. 1853