Der Brieff an Franciscus von Sickingen Hartmudts von Cronberg.

Lieber vetter mich zwingt die warheit Christi vnsers hern/ dir meynem allerliebsten vettern/ als einem diener gottis zuschreyben/ Betreffenn die sache des heyls aller menschenn die got mit seiner menschwerdung leyden vnd sterben hat wollen erlosen.

Vnnd nach dem ich dich weysz einen warhafftigen trewen diener sein vnsers hern/ des Romischen keysers welchen ich hoffen von got erwelt sein/ zu keyser zu trost vnd hulff der gantzen Christenheit/ vnd das der almechtig got werde wunderbarlich gnade allen Christen menschen thun vnd wircken/ durch das hoch adelich blut vnsers kayser Carolum/ vnd tregt mich die hoffnung szo viel hoher die wolgeschicklicheit seiner hohen vernunfft/ die ich von vielen glaubwirdigen/ vnd in sonderheit von dir auffs hochst horen berumen/ vnd zuuer mercken die sach dar durch ich hoff das vnszer her der Kayser durch die gnade gottis grosser vnd mehr wircken mag zu gotis ehre/ lobe vnd zu widderauffbringung des gemeynen nutz vnd merung der gantzen Christenheit/ dan kein Kayser die weil die welt gestanden ist.

Szo ist vnwiddersprechlich die gruntlich warheit/ das die warhafftig Antichristus verfurung/ durch die hohe gnade gottis eygentlich vnd clerlich in dem Christlichen schreyben Doctor Luthers auszgetruckt vnd ercleret ist.

Welchs so clar durch den mundt der warheit Christum JHesum vnsern hern in dem heyligen Euangelio betzeugt wirdt/ das auch von allen menschen die das leben haben nit mogen sein/ sie sein auch so gelert sie ymmer mogen/ die mit eynigem grund der heyligen schrifft solchs mit warheit widderfechten mogen/ dan die ewig bleybende warheit das wort gottis/ das ist/ got selbert vbertzeugt vns.

Wir finden clerlich ym heiligen Euangelio/ was die werck vnd gebot gottis seint/ die vns Christus gebeut vnd verbeut/ vnd derhalben alle lere vnd gesetze von den menschen erdacht/ die sich nicht gantz vest auff Christus weg vnnd lere ziehen/ die seint gewiszlich widder Christum. Chrisitus der warnet vns vilfaltiglichen/ vor vnsz selbst vnszer menschen wegen/ vnd meynungen er spricht clar/ Ewer wege sein nit mein weg.

Er beweyset clarlich das die ware geistlickeit in keynen euszerlichen dingen oder schein steht/ wie auch Christus der hochhst her ym hymel vnd auff erden mit seinen vnd seiner Aposteln selbst leben vnd exempeln vnsz genugsam verstendiget vnd gelert/ darmit eygentlich gesagt/ wie er in vil nachervolget haben/ vnd das der knecht nit sein sol vber den meister rc. Er sagt/ ich bin der weg die warheit/ vnd das leben/ wer do gleubet in mich der wurde selig/ vnnd welcher einen andern weg geht dan durch Christum/ den vergleicht er einem dieb vnd morder/ Dergleichen vil clarer lere ym Euangelio/ dardurch wir vnszer Antichristischen vorfurung darin wir vns selbst durch eygene erdachte menschen weg gefurt haben nit laugknen mogen. Aber wie thoren vber die vilfaltig geschehen warnung von Christo selbst. Auch den propheten vnd Aposteln haben wir in die menschen vertrawet/ der weysz man spricht/ der ist ein narr der in sich selbst vertrawet.

Der Antichristus ist warlich in vns geboren durch den teuffel/ der vns durch die verhengnusz gottis vmb vnser aller sunde willen des aller hochstenn lasters der vndanckbarkeit halben besessen hat/ vmb das wir dem vnaussprechlichen gnaden gottis/ seiner menschwerdung leydens vnd sterbens/ so gar vndanckbar gewest vnd die gnade des heyligen Euangelii/ das lebendig wort gottis vnser selickeit/ so geringe geacht/ dardurch die leicht burde Christi vnsers hern veracht/ vnd an der selbigen stadt vns so schwere menschen erdachte burden durch den teuffel der auch ein warhafftig Antichristus ist/ selbst auffgelegt haben/ damit seine Antichristischen iungern worden seint.

Wie wol der Bapst als das oberst Antichristus heubt mit seinen Bischoffen/ pfaffen vnd munchen herin vor nemlich Antichristus vnd seine iungern seint so mugen wir andern vns doch auch nit dauon entschuldigenn/ dan wir haben alle schult an dem rechten Antichristischen vrsprung/ das seint vnsere eygne erdachte werck wider gottig gebot.

Nemlich die grosse menige der stifftung der kirchen/ closter/ secten/ walfarten/ vnd der gleichen zullassung die geistliche war vmb gelt zuuerkauffen/ vnd hat sich der geytz so weyt damit eingemischet das Bapst/ bischoff vnd die man gesitlich nennet gantz erblindet sein/ vvnd alszo der Bapst der ein Vicarii Christi sein solt der ist worden Antichristus vnd vicari des teuffels.

Solch blintheit hat got vorhengt vnszer sunden der lasterlichen vndanckbarkeit wegen. Die weil aber der gutig barmhertzig got ausz grosz seiner gnaden vnd mildickeit vns die augen auffthut/ vnd vns sehen vnd entpfindenn last/ den grawlichen grewel/ darin wir auffs dieffst stecken.

So sollen wir got furchten/ anruffen vnd bitten mit andacht vnd gantzer krafft vnsers gemuts vmb weitter erclerung vnd erkantnusz solchs stinckenden grewels/ vnd das der gutig got gnade/ weyszheit vnd sterck vns herin verleihen wol/ darmit wir durch Christus weg mogen herausz kommen/ dan durch menschen weg/ ist vns nit herausz zuhelffen.

Doch wircket got nit alweg durch sich selbst/ sunder mermals durch die menschenn/ deszhalben auch kein zweiffel/ doctor Luther hat sein schreyben nit ausz yhm selbst/ sunder durch die gnade gottis vnd den heyligen geist gethan. Auch vnszern hern den Kayser in seinem schreiben hoch ermanet vnd grosse hoffnung in yhn gesetzt.

Nun ist kein zweiffel/ wo vnser her der Kayser diesze sach/ wie er fur got schuldig ist/ yhrer hohe vnnd grosz nach betrachten wurde vnd recht zu hertzen vassen/ vnd mit demutigem geist vmb die gnade zu got ruffenn mit vestem vertrawen wie die nodturfft erfordert.

So wurdt on zweiffel vnser kayser Carolus der sein durch welchen got der almechtig vns wunderbarlich helffen wurde von der Antichristische verfurung welchs alles leichtlich geschehen mag.

Die weil in deutsch landen vil von hochgelerten geistlichen/ auch vnter den hohen Bischoffen solche yrrung durch die gnad gottis/ vnd Christliche lere clar erkennen/ vnd sie befinden das mit keinem grunde der heyligen schrifft die Lutherisch lere widderlegt mag werden.

Derhalben vnszer her der Kayser mit tugentlicher weysz/ alle deutsche bischoff vnd geistlichen leichtlich auff Christus seyten bringen mag. Des gleich in allen seienen Reychen vnd Landen/ vnd ob wol viel der geystlichen mit dem teuffel oder geytz szo hart bestssen/ dardurch sie an allen grundt verblend wolten bleyben.

So mocht der keyser durch den gewalt ym heyligen Euangelio/ durch Christum geben nach aller nodturfft/ vnd mit der that handeln.

Auch der gleich an den Bapst mit der hochsten gutickeit vorsuchen/ den selbigen mit grund der heyligen schrifft vnd Christus selbst mund antzutzeygen/ das der bapst warhafftig kein anderer dan einn Stadhelter des teuffels vnd selbst Antichristus ist/ so lang er sich nit erkennet vnd von seinem Antichristischen regiment absteht/ sodan der Bapst nit muglich mit allen seinen anhangen solichs mit einigem grundt der heyligen schrifft abtzuleynen oder zuuerlaugnen/ deszhalb durch den keyser auff das aller tugentlicyst vnd bruderlicher weysze zuermanen/ das er von seiner yrrung abstehn vnd sich wider auff den weg vnd befelh Christi furen lassen/ vnd also durch die gnade gottis ein warer vicari Christi vnsers hern zu werden. DXie schaff Christi nach dem befelh ym heyligen Euangelio further zuweyden die schinderey vnd was von onnotigen pfaffen vnd munchen erkennet wurde/ dasselbig durch den keyszer oder ein warhafftig Christlich Concilium abgethan/ oder mit der zeyt auszsterben lassen/ vnd die selbigen vberige guter got zu ehren zu nutze gemeyner Christenheit vnd gemeinem nutze zuuordienen.

Wo aber der Bapst durch den teuffel gantz besessen sich nit erkennen oder dem Keyser gehorsam sein wolt/ wie er doch vor got vnd in krafft des waren Euangelii schuldig das/ das auch der Babst mit allen den seinen durch keinen grund der heyligen schrifft widderreden mag/ so hat der Kayser recht fug/ vnd ist fur got schuldig mit aller seiner macht/ gegen den Bapst zuhandeln/ als gegen einen abtrennigen ketzer vnd Antichristus/ vnd zu solchem mag der Keyser die Antichristischen guter/ die ytzundt geistlich gutter genant/ gebrauchen nach aller nodturfft/ Dartzu werden vnser geystliche Fursten mit allen Clostern vnd pfaffen helffen vnd darstrecken mussen. Alszo wurt das Antichristus reich durch sein selbst guter/ als durch sein eygen schwert vndertruckt vnd erschlagen werden/ vnd also der teuffel sein Antichristische guter genommen vnd zu dem warhafftigen dinst gottis gebraucht/ dan kein grossern dinst vnserm got mogen wir thun/ dan in vns tilgen/ die Antichristus verfurung.

Aber zu wissen ist not/ das vornemlichst vnd recht waffen zu solchem/ Nemlich/ das lebendig wort gotis ym heyligen Euagelio/ welchs das warhafftig waffen ist/ das den Antichristum tzu boden stossen wurdet/ dan wo das Euangelium frey/ wie Christus gepotten/ geprediget wurdt/ so musz das teuffelisch Bapstlich gesetz mit allen Antichristischen leren vntergan/ wo der Kayser diese sach recht vassen wurde/ durch die gnade gottis/ so wirt yhm got weiszheit vnnd hulff senden nach aller notturft.

Der KEyser mag yhe mit leichtem gemut herin handelen/ so er das Euangelium das wort gottis auff seiner seyten hat/ vnd lassend den Bapst sein bapstlich gesetze das Antichristus Euangelium haben/ mit aller teuffel vnd aller yhrer diener/ vnd anhanger hulff/ wie greuszlich die ymer scheynen mag/ so musz dasselbig doch gewiszlich durch die warheit zu bodem gestossen werden/ vnd mag das Antichristisch regiment von dem teuffel auff den faulen grund der lugen gebawet/ vor dem wort gottis nit bestehn/ dan got bekrefftiget sein wort dermasz ym Euangelio sprechende/ Hymel vnd erden werden zurgehen/ aber meyne wort mussen bleyben ewiglich.

Was bedarff der Kayser sich vor dem Bapst oder allen seinen helffern zuforchtenn/ die weil der almechtig got gewaltig aller ding in hymel vnnd erden die seinen nit verlassen wil. Christus lernet vns das wir die nit furchten sollen die vns den leyp todten/ sonder vor dem sollen wir vns forchten der weiter gewalt hat vnser sele in die grausamen helle zusetzen/ darumb ist dem Keyszer die forcht gottis herinnen not/ alszdan liebt vnd forcht das volgk seinen hern/ so das sicht das er got forchtet/ vnd so viel weitter der her von got abweicht/ so viel weitter weicht das volgk von dem herren/ mit ynnigem gebet sollen wir zu got ruffen vnnd bitten/ das der gutig barmhertzig got vnserm hern dem Kayser gnade vnnd krafft eines rechten gemuts geben wol/ damit seinn gemut der masz zu got gericht werde/ das ehr sich keinen menschen von dem rechten waren stracken weg furen oder von got abwenden lassen wol/ weder ausz lieb noch ausz forcht wie gleyssen oder greulich/ vnd mit geschmirten worten von menschen ymmer erscheint.

Lassend vns got anruffen vmb diese vnvberwintlich gnade vnsern Keyser nichts mangeln zu seinem sigk dienende. Got wurde yhm die gnade geben/ dardurch er sein trefflich kriegs volck Romisch vnd Hispanisch zu seinem allerhochsten sigk brauchen mag/ vnd vor allen dingen got die ehre vnd das lob geben/ vnd alle vrsach zu kriegen hinweg schlagen/ ausz genommen vmb einen gerechten warhafftigen friden/ do wurdt got zuhelffen vnnd weiszheit senden/ dardurch kein mangel an gelt vnd gut sein wurdt zu einem solchen krieg/ so eynig der keyser seinen willen in vnd nach gottis willen zurichten mit ernst vntersteht/ alle geistliche gutter seint von got selbst szo hoch gefreyhet/ das wilcher mensch deren durch die gnade gottis erlangt/ er mag sie mit gottis hulff behalten/ das yhm alle creatur/ der Bapst oder teuffel keinen schaden thun mogen an solchen guttern/ aber das die leyplichen zeitlichen gutter von vnsz biszher von geistlich gutter gehalten worden sein das ist warhafftig Antichristus vnd hat kein christlichen grund/ sunder dasselbig grundet sich auff des Antichristus Euangelium das/ das bapstlich gesetz ist/ wilchs allenthalb widder Christum vnd ein fauler vnbestendiger grund ist/ auff den teuffel als einen vater der lugen gebawen alles genugsam ercleret durch doctor Luthern als einen andern Danielem.

Das ich mich aber dieser sachen so hoch anneme vnd tzu hertzen gehn lassen/ das wurdet mir vor ein torheit zugerechnet/ das ich auch gern also sein lassen wil/aber mit got dem almechtigen ich mit betzeug/ das ich solchs ausz keinem hessigen gemuet thu/ dem Bapst oder den seinen nit zuwidder/ sunder zu yhrem bessten vnd zuentgegen yhrem Antichristischen regiment/ darin man sie so iamerlichen erblindet sicht mit also vntzalichen schar dermenschen die yhnen folgen zu dem teuffel faren/ das ist die vnwiddersprechlich warheit vmb deren willen ich mir nit forchten mag.

Das ich des gewisz bin/ das mein got mechtig genung ist mir zuhelffen/ vnd mich nach seinem gefallen vor dem Antichristischen gewalt behuttenn mag/ oder aber ob yhm gefelt mir gnade gibt einen willigen tod darumb zuleyden/ welcchs ich zu seinem gotlichen willen vnd gefallen gestelt haben wil.

Vnd wolt got das ich einen tod deszhalb leyden solt/ vnd die sach darmit auszgericht sein/ das dardurch der Bapst vnd alle menschen zu erkantnusz der rechten warheit kommen mochten/ Ich wolt solchs mit der hulff gottis williglich annemen/ das were auch kein beschwerlicher tod/ so doch die heyden/ wie man vilfaltig in den historien lieszet/ viel mal den tod williglich vnd mit frolichem gemut angenommen haben/ von wegen einis gemeinen nutz einer eintzigen stad oder landtts/ warumb solt sich dan ein Christ vor dem tod furchten zur Christenheit gemeynem nutze dienende/ der yhn zu ewiger selickeit tregt.

Lieber vetter diesze erinderung die ich in mir stecken gehabt/ hab ich dir zuthun nit wollen erlassen/ der hoffnung du werdest solchem weiter vnd got vnserm hern gefelliger vnd fruchtbarlicher nachdencken/ dan ich in meynem einfeltigen verstand vermag zubringenn/ Hiemit dich got befehlende mit hertzlicher bit zu got/ das er dir gesuntheit des leybs vnd gemuts geben wol/ damit du wircken mogest/ was gottis lob/ ehre/ vnd sein gotlicher wil sey/ zu mehrung des waren glaubens/ zu nutz allen Christglaubigen. Dat. Sontags nach Dionisij. Anno M. D. XXI.

Hartmudt von Cronberg

Luther, Martin – An Franz von Sickingen 1521

Dem gestrengen und festen Francisco von Sickingen, meinem besondern Herrn und Patron / Martinus Luther

Fried in Christo unserem HErrn. Wir lesen gestrenger Herr, in dem Buch Josuä, da GOtt das Volk Istael in das versprochene Land Canaan fuhret, und alls Volk darinnen erschlug, nämlich ein und dreißig Kunige mit alle ihren Städten, daß keine Stadt so demuthig war, die da hätt Fried begehrt, ausgenommen die einige Gideon, so doch Israel Befehl von GOtt hatte, Fried anzubieten und anzunehmen; sondern in Vermessenheit alle vorstockt zu streiten wider Israel, daß von ihm dasselb Buch sagt Cap. 11 also: Es war keine Stadt, die sich mit Fried ergab dem Volk Israel, ausgenomen Gideon, sondern sind alle mit Streit erobert. Denn es war von GOtt also geschickt, daß sie trotzig und muthig wider Israel zu streiten dadurch verstoret und ihn kein Gnad erzeiget wurde ec.

Diese Historien siehet mich an, als wollt sie ein Exempel werden unsern Päpsten, Bischofen, hochgelehrten und andern geistlichen Tyrannen, die da offentlich sehen und greifen, daß man ihris Dings kundig und ubirdrißig wird, und das helle Licht ihr trügliche vorführisch Tadel mannigfaltig an allin Ortten aufdeckt, daß ihn alle Decke zu kurz und schmal wird; noch demuthigen sie sich nit, suchen nit Fried, ja lassen denselben auch vorgeblich anbieten, muthigen sich selb, nehmen fur mit Gewalt das Liecht zu dämpfen, und in ihrem Wesen zu bleiben, meinend, sie sitzen so fest im Sattel, es muge sie niemand ausheben, daß ich sorge, es geschehe auch von GOtt, daß sie vorstockt, nach keiner Demuth denken, nach keinem Fried trachten, auf daß sie auch zuletzt ahn alle Barmherzigkeit untergeben mussen.

Sie geben mir die Schuld, wissen doch wohl, wie sie den armen Menschen so hochmuthig veracht haben bisher. Ich hab oft Fried angebotten, geschrien und gelaufen, zu Antwort mich erbotten, hab disputirt, hab nu auf zweien Reichstag erscheinen; es hat mich nichts geholfen, da hat mich nichts geholfen, da hat kein Recht, sondern eitel Frevel und Gewalt mir begegnet, nit mehr denn widderrufen aufgelegt, und allis Unglück gedräuet.

Wohlan kumpt ihn die Stund, daß sie auch nach Fried umbsonst rufen werden, hoff ich, sie werden ihris itzigen Verdiensts indenk seyn. Ich kann nit mehr thun, ich bin nun von dem Plan geschupst; sie haben nu Zeit zu wandeln, was man von ihn nit leiden kann, noch soll, noch will. Wandeln sie nit, so wird ein ander ohn ihren Dank wandeln, der nit, wie Luther, mit Brief und Worten, sondern mit der That sie lehren wird. Es ist, GOtt Lob und Dank, des Hanfpotzens zu Rom Furcht und Scheu einmal weniger worden, und will das Capitel, si quis suadente, nit mehr die LEute bezobern; die Welt kann itzt den Segen auch sprechen.

Doch daß ich dieweil in dieser Wusten und in meiner Pathmos nit mußig sey, hab ich mir auch eine Apocalypsin geschrieben, will die mittheilen allen, die ihr begehren; wilch ich allhie mit uberschick eurer Gestrengheit, mein williges Gemuth und Dankbarkeit zu erzeigen, auf vielfältige euere Trostung und Erbieten mir unwirdigen geschehen. Es ist ein Predigt von der Beicht, aus der Ursach gemacht. In dieser nähesten Fasten ließ ich ein senfte Unterricht ausgehen den Beichtkindern, mit Bitt an unsere geistliche Junkern und Tyrannen, daß sie die einfältigen Gewissen mit Fried ließen meiner Bucher halben; daneben anzeigt, wie ihr Tyranney des Beichthorens nit Grund gnug habet. Aber sie mit dem Kopf hindurch, da ist kein horen noch bedenken. Wohlan, ich hab auch mehr Wasserblasen gesehen, und einmal so einen freveln Rauch, der sich unterstund die Sonne zu dämpfen; aber der Rauch ist nimmer, die Sonne leucht noch. Ich will auch fortfahren die Wahrheit auszuputzen und herfur machen, und meine ungnädige Herrn also wenig forchten, als viel sie mich vorachten. Wir sind noch beide nicht ubirn Berg; ich hab aber ein Vortheil, ich gebe ledig. GOtt geb, daß die Wahrheit den Sieg behalte. Hiemit GOtt befohlen. Herr Ulrich von Hutten und Martin Bucerum laß ich E.G. befohlen seyn. Geben in meiner Pathmos, prima Junii 1521.

Quelle:
Dr. Martin Luthers Briefe, Sendschreiben und Bedenken, vollständig aus den verschiedenen Ausgaben seiner Werke und Briefe, aus andern Büchern und noch unbenutzten Handschriften gesammelt, kritisch und historisch bearbeitet von Dr. Wilhelm Martin Leberecht de Wette, Professor der Theologie zu Basel Vierter Theil. Berlin, bey G. Reimer. 1827.