Luther, Martin – An Jacob Probst

17.1.1546

Seinem in dem HErrn geliebten Jacob Probst, Predigern zu Bremen.

Heil und Friede. Ich alter, abgelebter, fauler, müder, kalter und dazu einäigiger schreibe jetzund. Und da ich meynete, man solle mir halberstorbenen billig Ruhe lassen, so gehets, als ob ich niemals etwas geschrieben, geredt und gethan hätte, daß ich mit schreiben, reden ,thun und dulden überhäufet werde. Aber Christus, der alles in allem ist, der ist mächtig und thätig, der sey gebenedeyet in Ewigkeit, Amen.

Daß du schreibest, wie die SChweitzer so ungehalten und frech wider mich schreiben, und mich als einen unglückseligen und unglückseligsten Verstandes Menschen verdammen, deß freue ich mich gar sehr. Denn das habe ich begehret: das habe ich haben wollen, eben mit derselbigen Schrift, damit ich sie so hart erzürnet habe, auf daß sie mit ihrem eigenen öffentlichen Zeugniß bezeugten, daß sie meine Feinde wären. Das hab ich nun erlanget, und wie ich gesaget, so freue ich michs auch. Ich allerunglückseligster unter allen Menschen, habe an dieser Seligkeit des Psalms genug: Selig ist der Mann, der nicht wandelt im Rath der Sacramentirer; noch trit auf den Weg der Zwinglianer; noch sitzt, da die Zürcher sitzen. Da hast dus, was meine Meynung ist. Daß du auch begehrest, daß ich für dich bitten soll, das thue ich. Ich bitte aber, daß du auch für mich bittest, und so wenig als ich zweifle, daß dein Gebet für mich kräftig ist, so wenig zweifle du, daß das meine für dich gelte. So ich auch vor dir hingehe, (welches ich wünsche,) so will ich dich nach mir ziehen. Gehest du ehe denn ich, so wirst du mich nach dir ziehen. Denn wir bekennen uns zu einem GOtt und warten mit allen Heiligen auf unsern Seligmacher.

Ich fahe jetzt an, so viel ich durch GOttes Gnade werde thun können, wider die von Löwen zu schreiben. Denn ich erzürne mich über die unvernünftigen Esel schier heftiger, denn mir, einem solchen Theologen und alten Manne, wol gebühret. Doch muß des Satans ungeheuren Schuppen begegnet werden, sollte ich auch gleich meinen letzten Odem über ihnen lassen. Gehab dich wohl, und bedenke, daß du nicht allein meiner ältesten und besten Freunde einer bist; sondern daß ich dich um des Christi willen, den wir zugleich lehren, liebe. Wir sind Sünder; der aber ist unsere Gerechtigkeit, der da lebet in Ewigkeit, Amen. 17. Januar. 1546. Grüsse in aller Ehrerbietung deine und die Deinen von unser aller wegen.

MArtinus Luther, D.

Luther, Martin – An Jacob Probst. (1544)

Gnade und Friede im Herrn. Nur kurz, mein lieber Jacob, will ich schreiben und damit es nicht scheine, als ob ich euch vergäße und versäumte. Ja ich bin müde, matt und kalt – ein alter unnützer Mann. Ich habe meinen Lauf vollendet: es bleibt mir noch, daß Gott mich zu meinen Vätern versammele und der Verwesung und den Würmern auch ihr Theil gebe. Ich habe genug gelebt, wenn das ein Leben war. Betet für mich, daß die Stunde meines Scheidens Gott gefällig und mir heilsam sei. Mich kümmert der Kaiser und das ganze Reich nichts, außer daß ich es in Gebet Gott empfehle. Auch für die Welt scheint mir die Stunde des Scheidens gekommen und, wie der Psalm sagt, alt geworden zu sein, wie ein Kleid, um bald erneuert zu werden, Amen. Bei den Fürsten ist nicht mehr der Muth und die Tugend von Helden, nur unseliger Haß und Zwietracht, Habsucht und Eigennutz. So hat der Staat keine Männer mehr und es geschieht was Jesaias im dritten Capitel geweißagt hat. So ist denn auch nichts Gutes zu hoffen, außer daß der Tag unseres großen Gottes und unserer Erlösung endlich anbrechen möge.

Meine Tochter Margaretha dankt euch für euer Geschenk. Sie hat krank gelegen mit ihren Brüdern, aber jene sind schon lange wieder gesund und sie hat noch ein hartes und hitziges Fieber nun fast an die 10 Wochen und noch kämpft sie zweifelhaft mit dem Leben und der Krankheit. Ich wollte Gott nicht zürnen, wenn er sie fortnähme aus dieser teuflischen Zeit und Welt, aus der er auch mich und alle die Meinen bald erlösen mag. Darnm sehne ich mich nach jenem Tag und nach dem Ende der Wuth des Satans und der Seinen. Gehabt euch wohl im Herrn Jesu Christo. Grüßet die Euren und euch selbst im Namen meiner Käthe und unsrer Aller. Betet für uns. Am 5. Dec. 1544.

Euer Mart. Luther

Quelle:
Hase, Carl Alfred – Luther-Briefe in Auswahl und Uebersetzung für die Gemeinde herausgegeben Leipzig, Druck und Verlag von Breitkopf und Härtel 1867Hase, Carl Alfred – Luther-Briefe in Auswahl und Uebersetzung für die Gemeinde herausgegeben Leipzig, Druck und Verlag von Breitkopf und Härtel 1867

Luther, Martin – An Jakob Probst (1529)

Gnade und Friede im Herrn. Ich ersehe aus deinem Briefe, mein l. Jakobus, daß du geistig müde bist vor Eckel an dem gottlosen Wesen, welches du sogar von Tag zu Tag wachsen und sich erheben sehen mußt, so daß du deinen Ort zu ändern oder zu verlassen gedenkst. Hüte dich, es zu thun, denn wenn du nur die Guten tragen willst, was thust du weiter? Thun nicht die Zöllner und Heiden dasselbige? Handle männlich, und laß dein Herz getrost sein und füge dich dem Herrn. Gedenke des heiligen Mannes Loth, und erinnere dich, wie der Apostel Petrus vorhergesagt und angenommen hat, daß alle Christen in den letzten Zeiten dem Loth gleich sein werden. Wir sollen also nicht von Sodom ausgehen, noch es verlassen, bis der Engel vom Himmel kommt und uns zurückbringt.

Die Welt ist ein Sodom. In Sodom soll man leben und alles Uebel sehen, das die gerechten Seelen quält. Aber so naht ihr Ende, so erfüllen sich die Missethaten der Ammorrhäer, so beschleunigen sie selbst ihr Verderben. Lebe wohl und bete für mich Sünder.

Der Türke soll mit einem unermeßlichen Heere in Ungarn sein. Gottes Gnade sei mit dir. Grüße deine Heva; es grüßt dich meine Käthe.

Quelle:
Auserlesene geistvolle Briefe Der Reformatoren und sonstiger bedeutender Männer der evangelischen Kirche Zur christlichen Erbauung und Belehrung von C.E. Renner, evangelischem Pfarrer. Stuttgart. C. Cammerer (früher H. W. Beck’S Verlag.) 1862